Zum Kuckuck
Zum Kuckuck
von Stefan Dorra
3-5 Spieler ab 12 Jahren
F.X.Schmid, 1997
Zum Kuckuck, warum können
Verlage nicht sorgfältiger sein bei dem, was sie auf Spieleschachteln
so alles draufschreiben? Denn ein Kinderspiel 'ab 12 Jahren', das ist ja der
vorprogrammierte Flop! Aber vielleicht stimmt ja die Altersangabe, doch dann,
zum Kuckuck, muss sich F.X. Schmid die peinliche Frage gefallen lassen, warum
ein Spiel für Erwachsene mit einer Grafik versehen wird, die einem Kinderspiel
zur Ehre gereichen würde?
Im Grunde wäre es wohl das
Beste, man hüllte um all dies den Mantel des Schweigens und wendete sich lohnenderen Dingen zu, aber zu allem Unglück verbirgt sich
hinter 'Zum Kuckuck!' ein hervorragendes Spiel. Autor desselben ist der in
diesem Jahr meistpublizierte Spieleautor, nämlich Stefan Dorra und 'Zum
Kuckuck!' ist wahrscheinlich sein bestes Spiel in diesem Jahr.
'Zum Kuckuck!" ist ein
sehr ungewöhnliches Kartenspiel, das ich erst nach mehrmaligem Lesen der
Spielregeln richtig verstanden habe. Da gibt es zunächst einmal die
Zahlenkarten von 1 bis 60, von denen jeder Spieler 12 erhält. Neben der Zahl
zeigen sie noch einen, einen halben oder keinen Kakadu. Nachdem jeder seine
Karten erhalten hat, zählt er, wie viele Kakadus auf seinen Karten insgesamt
enthalten sind, wobei zwei halbe wie üblich einen ganzen ergeben. Dies ist, wie
wir später noch sehen werden, ein Maß für die Stärke eines Blattes; je weniger
Kakadus man besitzt, desto besser, zumindest theoretisch, sind insgesamt die
Karten.
Nun erhält jeder Spieler
entsprechend der soeben ermittelten Kakaduzahl Kakadukarten, wobei nötigenfalls
abgerundet wird. Diese Karten gilt es im folgenden zu
verteidigen, denn sie bringen am Ende Punkte. Doch soweit sind wir noch nicht.
Der dritte Typ von Karten
sind die 24 Nestkarten, die Ziffern von 1 bis 12 - jede Ziffer ist also zweimal
vorhanden - tragen. Sie werden zunächst einmal verdeckt in die Mitte gelegt und
dann, zu Beginn jeder Runde, werden die obersten beiden Karten aufgedeckt. Nun
wählen die Spieler gleichzeitig eine ihrer Zahlenkarten aus und decken sie dann
alle gemeinsam auf. Der Spieler mit der höchsten Zahlenkarte muss sich nun eine
der beiden Nestkarten nehmen - aus sofort ersichtlichen Gründen nimmt er die
niedrigere! -, der Spieler mit der zweithöchsten Karte nimmt die zweite
Nestkarte. Diese werden nun vor den Spielern offen abgelegt, wobei bereits
liegende Nestkarten aus früheren Runden damit zugedeckt werden. Und nun kommt
der Moment der Wahrheit: Jener Spieler, der nun die Nestkarte mit der höchsten
Ziffer vor sich liegen hat, muss eine seiner Kakadukarten abgeben. Kann er das
nicht mehr, weil er bereits alle verloren hat, scheidet er aus.
Eines soll hier
ausdrücklich betont werden: Jener Spieler, der eine Kakadukarte verliert, muss
nicht unbedingt einer der beiden Spieler sein, die in dieser Runde gerade eine
der Nestkarten nehmen mussten, denn Nestkarten bleiben ja offen liegen und es
könnte durchaus sein, dass eine in einer früheren Runde erhaltene Nestkarte
noch immer höher ist, als die beiden in
dieser Runde verteilten.
In dieser Art werden nun
zwölf Runden gespielt, es sei denn, dass alle bis auf zwei Spieler ausgeschieden
sind, was ebenfalls sofort zur Wertung führt. Für jede Kakadukarte, die man
noch besitzt, erhält man einen Pluspunkt und jener Spieler, der am Ende die
niedrigste Nestkarte vor sich liegen hat, erhält einen
Sonderpunkt. Vorzeitig ausgeschiedene Spieler hingegen müssen sich einen
Minuspunkt notieren.
Das war´s
dann auch schon. Zunächst, wie schon erwähnt, ist man beim Lesen der Regeln
wegen der vielen verschiedenen Karten, Nestkarten Kakadukarten usf., ein wenig
verwirrt, aber das gibt sich beim Spielen recht bald. Es macht auch durchaus
Spaß, aber so ganz zufrieden ist man dann doch nicht, denn trotz der Tatsache,
dass das Glück durch die für jeden Spieler individuelle Anzahl von Kakadus, mit
denen er beginnt - zur Erinnerung, je stärker das Blatt, d.h. je mehr ganz hohe
und ganz niedrige Karten ein Spieler besitzt, desto weniger Kakadus und damit
potentielle Punkte erhält er zu Beginn - etwas relativiert wird, ist man doch
fest davon überzeugt, nur seines schlechten Blattes wegen verloren zu haben. 'Mit
deinem Blatt hätte ich sicherlich viel besser abgeschnitten!', heißt es dann.
Diese Leier bekam wohl auch
Stefan Dorra während der Entwicklungsphase immer wieder zu hören, und deshalb
hat er sich einen ganz besonderen Kniff einfallen lassen. Ist nämlich eine
Runde beendet, so nimmt jeder seine Zahlenkarten, die er beim Spielen vor sich
abgelegt hat, wieder an sich und reicht sie seinem linken Nachbar weiter, der
nun beweisen kann, dass man mit diesem wunderbaren Blatt ja viel mehr Punkte
herausholen hätte können. Zwar verläuft keines der Spiele genau wie die
anderen, da die Nestkarten ja kaum nochmals in genau derselben Reihenfolge
kommen werden, aber es ist schon ein ganz besonderer Reiz, ein Spiel im Spiel,
zu versuchen, mit einem Blatt mehr Punkte zu erreichen als die anderen Spieler.
Hat jeder schließlich mit
jedem Blatt einmal gespielt, kommt es zur großen Schlussabrechnung und wer nun
die meisten Punkte besitzt, darf sich über den Sieg freuen. Doch auch die
anderen werden sicherlich nicht allzu betrübt sein, denn in den letzten 30
Minuten wurden sie alle prächtig unterhalten. Nur eines wird man sich
wahrscheinlich fragen: Warum nur hat man diesem tollen Spiel ein so
schreckliche Grafik gegeben, zum Kuckuck!?
WIN-Wertung:
* Zum Kuckuck A UUU WW S II
3-5 30 min