SUMMA SUMMARUM!

 

Mehrheit ist Tnumpf.

Von Gerhard Kodys.

Für zwei Personen.

F.X.Schmid 1989.

 

Die Spielregeln von SUMMA SUMMARUM! sind kurz und ganz einfach:

Jeder der beiden Spieler verfügt über einen Satz (auf einer Seite) numerierter Spielsteine (1 - 18). Es wird abwechselnd gezogen: Der Spieler legt dazu einen Stein seiner Wahl (Ziffer nach oben) auf ein freies Feld des quadratischen Spielfelds (6 x 6 Felder). Dieses Feld muß sich (waagrecht oder senkrecht) in einer Reihe mit dem zuletzt (vom Gegner) gesetzten Stein befinden (- abgesehen vom ersten Zug, natürlich!).

Hat der Spieler dadurch (mit diesem Stein) in einer Reihe (waagrecht oder/und senkrecht) insgesamt mehr Punkte durch aktive (= Ziffernseite nach oben) Steine als der Gegner, so werden in dieser Reihe - bzw. in den beiden Reihen - alle aktiven Steine des Gegners umgedreht. Wurde in einer Reihe (mindestens) ein aktiver Stein des Gegners umgedreht, so werden in dieser Reihe auch alle eigenen passiven (= Ziffernseite nach unten) Steine umgedreht.

Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Steine gesetzt worden sind, oder, wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann (weil in den beiden erlaubten Reihen kein Feld mehr frei ist). Der Ausgang des Spiels ergibt sich durch den Gesamtwert der (zu diesem Zeitpunkt) aktiven Steine.

Gerhard Kodys ist es mit SUMMA SUMMARUM! neuerlich (nach MALAWI) gelungen, ein interessantes Zwei-Personen-Spiel zu entwickeln: Es ruft zwar unweigerlich Assoziationen an

REVERSI/OTHELLO wach, die Ähnlichkeiten sind jedoch nur äußerlich:

SUMMA SUMMARUM! ist ein eigenständiges Spiel, das zu einem ganz anderen Spielverlauf führt. (Schließlich kommt es bei der Entwicklung eines neuen Spieles nicht darauf an, krampfhaft nach neuen Spielprinzipien zu suchen, sondern darauf, - bekannte oder unbekannte - Spielprinzipien zu einem abgerundeten Spiel zusammenzufügen!).

SUMMA SUMMARUM! ist ein einfaches, aber kein simples Spiel. Es kann - wenn man so will - flott gespielt werden (wobei das Ergebnis vom besseren Feeling oder auch vom Glück abhängen wird), oder aber - als Folge von logischem Überlegen - langsamer und überlegter: nämlich als Kombinationsspiel. Wegen seines abstrakten Charakters liegt SUMMA SUMMARUM! wohl etwas

außerhalb das Trends: Es gibt keine Zauberer und keine Drachen, keine Aliens und nicht einmal Raumschiffe. Es hat weder ein kriegerisches Thema noch ein modisch ökologisches. Es gibt keine Kämpfe samt Würfelorgien, aber auch kein kreativen oder gar kooperativen Züge. Trotzdem - oder: gerade deshalb - kann es allen empfohlen werden, die sich dadurch nicht stören lassen.

WlN-Wertung:

* Summa Summarum! SSS In M A 2

Post Scriptum (zur WlN-Wertung):

Daß ich SUMMA SUMMARUM! "nur" mit einem Stern bewertet habe - und nicht mit (was sehr wohl zu erwägen war) mit zwei Sternen - hat vor allem zwei Gründe: Erstens besteht bei jedem derartigen Spiel die Gefahr, daß es eine einfache Gewinnstragie (für den An- oder den Nachziehenden) gibt, die zunächst übersehen wurde. (Dadurch würde zwar nicht der theoretische, wohl aber der praktische, Wert des Spieles beeinträchtigt!) Und zweitens könnte eine solche Wertung leicht als Gefälligkeitswertung (für einen Redaktionskollegen) mißverstanden werden.

 

Post Post Scriptum:

Leider kann ich mir auch bei SUMMA SUMMARUM! Kritik an den Spielregeln nicht ersparen: Hätte ich sie nicht vorher - durch den Autor - erklärt bekommen, so hätte ich sie vielleicht gar nicht richtig verstanden! Die Einschränkung, daß eigene passive

Steine nur dann wieder aktiviert werden dürfen, wenn in der Reihe mindestens ein Stein des Gegners umgedreht werden konnte (und nicht schon dann wenn durch Punkte-Majorität das Recht zum Umdrehen besteht, dieses aber mangels eines "Opfers" nicht ausgeübt werden kann!), ist nur bei sehr genauer Lektüre zu entnehmen: Eindeutig geht sie nur aus einem der Beispiele hervor. Ob sie bereits in der Formulierung der Regel (Punkt 2) selbst enthalten ist, ist hingegen eine Frage, über die Juristen vermutlich lange streiten könnten ...

Doch damit nicht genug! Es kommt noch ärger: Punkt 1 der Regel ist nämlich schlichtweg falsch! Dort heißt es "Er dreht in der jeweiligen Reihe ALLE gegnerischen Steine um." Also auch die passiven Steine?! Der nachfolgende Satz widerspricht: "Deren Zahlen sind jetzt verdeckt." Wie soll ein unvorbereiteter Leser

(also der Käufer des Spiels) erkennen, wie der offensichtliche Widerspruch zu lösen ist? Glaubt er der Regel? Oder glaubt er dem Nachsatz (und dem späteren Beispiel)?

Neben diesen gravierenden Mängeln die - angesichts der Kürze der Regeln - beinahe die Gesamtheit der Regeln be- treffen, gibt es noch einige sprachliche Unschönheiten - diese fallen aber vermutlich ohnehin nur unverbesserlichen Sprachpolizisten auf. Gibt es den bei keinem Spieleverlag ein Lektorat, das für ordentliche Regelhefte sorgt?

Regen sich denn die Elternvereine nicht über schlampiges Deutsch auf? Schließlich haben solche Vorbilder einen schlechten Einfluß auf die Schulleistungen! (- einen schlechteren als sogenannte "Kriegsspiele")