Basari

 

Das Spiel:

Basari

Von Reinhard Staupe

3 bis 4 Spieler ab 10 Jahren

F.X.Schmid (altes Label), 1998

ca. 45 min

 

Vergleichbare Spiele:

Bazaar (T, K)

Löwenherz (M)

Chicago (Flying Turtle) (M)

 

WIN-Wertung:

** Basari W SS II UU AA P 3-4 m

 

Hoppla!

Was haben wir denn da?

Das vor mir liegende Spiel ist zwar neuesten Datums, das Schachtelcover inklusive des Titels "Basari" erinnern aber stark an ein Spiel, welches in der Vergangenheit ja bereits des öfteren wiederauferstanden ist: "Bazaar". Wenn man dann die Schachtel öffnet, findet man zudem die gleichen Edelstein-Glasperlen wie beim bekannten Spieleklassiker von Sid Sackson. Damit hören sich aber die Gemeinsamkeiten auf, weshalb wir uns nun jeden weiteren Vergleich ersparen und uns ganz auf die Neuerscheinung konzentrieren.

 

Wie es das Thema verlangt, geht es um Waren, genauer gesagt um Edelsteine, die auf einem Markt angeboten werden. Ausgerüstet mit einer Spielfigur, drei Aktionskärtchen, einem Würfel, einem Markierungsstein, einem Zählstein und je drei Edelsteinen in jeder der vier Farben machen sich die Spieler auf den Weg, um Edelsteine zu erwerben.

 

Insgesamt 34 Stände stehen um den Marktplatz herum, das Angebot an Edelsteinen reicht je nach Stand von zwei bis vier Stück, in verschiedener Farbverteilung. Weiters ziert eine Zahl zwischen 4 und 7 jeden Marktstand. Zu Beginn des Spieles setzt jeder Spieler seine Figur samt Markierstein (für den Startpunkt der Figur) auf einen beliebigen Stand und den Zählstein auf der Punkteleiste auf 0. Bewegt werden die Spielfiguren mit Würfeln. Alle Spieler würfeln gleichzeitig und ziehen ihre Figuren im Uhrzeigersinn um entsprechend viele Stände weiter. Dann wird's spannend, denn es kommen die Aktionskärtchen ins Spiel. Jeder der Möchtegernhändler verfügt über die gleichen Kärtchen, die folgende Aktionen ermöglichen:

 

Mit "Würfeln" darf der Spieler nochmals den Würfel werfen und entsprechend vorwärts ziehen. Außerdem erhält er die Differenz seines Wurfes zu "6" an Punkten und darf seinen Zählstein auf der Punkteleiste entsprechend vorrücken. Das Kärtchen "Punkte" erlaubt es dem Spieler, sofort auf der Punkteleiste die auf dem Marktstand angegebene Zahl vorzuziehen. Mit dem dritten Kärtchen "Edelsteine" kann man sich die Edelsteine des Standes, auf dem sich die eigene Spielfigur befindet, einverleiben.

Nun ist es aber nicht so, dass man mit dem Ausspielen eines Kärtchens automatisch die darauf vermerkte Aktion durchführen kann. Verdeckt - diesen Vorgang kennen wir nun schon von so vielen Spielen - wählt sich jeder Spieler eine Aktion aus und hofft, dass sich nicht noch jemand für die gleiche entscheiden hat. Eine Aktion kann nämlich nur von einem durchgeführt werden. Streiten sich zwei Spieler darum, versuchen sie sich das Recht durch Anbieten von den Edelsteinen an den Konkurrenten zu erkaufen. Wie bei einer Auktion muss dabei das Angebot des anderen immer erhöht werden (entweder in Anzahl oder Wertigkeit der Edelsteine), um sozusagen den Zuschlag für die Aktion zu erhalten. Praktisch teilen sich die Spieler dann den Nutzen, und geteilter Nutzen ist leider nicht voller Nutzen. Wollen gar drei oder mehr Spieler dieselbe Aktion, dann schaut's noch schlechter aus: In diesem Fall gehen alle leer aus.

 

Dies ist besonders bitter, denn alle drei Aktionsmöglichkeiten sind dafür geeignet, wertvolle Punkte einzubringen. Geschwindigkeit und Besitz an Edelsteinen an sich sind für den Sieg nicht direkt erforderlich, es gewinnt schließlich weder der steinreichste noch der schnellste Spieler, sondern derjenige, der nach drei Runden auf der Zählleiste am weitesten vorne liegt. Eine Runde ist dann zu Ende, sobald eine Figur den Marktplatz völlig umrundet hat, das heißt, ihren Startstein wieder erreicht oder überrundet hat. Dieser Spieler bekommt einen Bonus von 10 Punkten. Danach werden die Edelsteinbestände der Spieler verglichen. Wer in einer Farbe die Mehrheit an Edelsteinen besitzt, erhält ebenfalls Punkte. Dabei haben die Edelsteine allerdings unterschiedliche Wertigkeiten. Eine blaue Mehrheit ist z.B. 8 Punkte wert, für den Spieler mit den meisten roten Steinen gibt es immerhin 14 Punkte. Bei Gleichstand müssen die Punkte brüderlich geteilt werden. Wer dermaßen in einer Farbe Punkte gesammelt hat, muss nun jedoch drei Edelsteine dieser Farbe wieder abgeben.

Danach zieht jeder Spieler den Rundenmarkierungsstein unter den Spielstein und es beginnt eine neue Runde. Gespielt wird über drei Runden, was zirka 45 min in Anspruch nimmt.

 

"Basari" entpuppt sich im wesentlichen als eine geschickte Mischung aus Würfel- und Knobelspiel. Ein glückliches Händchen beim Würfeln kann zwar hilfreich sein, ist aber meiner Meinung nach nicht spielentscheidend. Wichtiger ist vielmehr die Wahl der richtigen Aktion: Entweder eine, die soviel Vorteile für einen selbst bringt, dass man in Kauf nimmt, dafür teuer zu bezahlen. Oder eine Aktion, für die sich - hoffentlich - kein anderer Mitspieler entscheidet.

 

Was mich allerdings stutzig macht, ist der Vermerk "Verhandlungsspiel" auf dem Schachtelboden. In unseren Spielrunden - und so sieht es auch die Spielregel vor - glich der Vorgang des Bietens eher einer Versteigerung. Die Kunst besteht darin, dem anderen Spieler ein Angebot zu machen, welches er nur mit einem sehr vorteilhaften Gegenanbot überbieten kann. Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn um eine Aktion wirklich frei verhandelt wird. Meines Erachtens würde dies den Charakter des Spiels aber völlig verändern und zweitens fehlt es - im Gegensatz zu Spielen wie "Quo Vadis?" an möglichen Verhandlungspunkten.

Außerdem täten wir Reinhard Staupe, dem Autor von "Basari", unrecht, wenn wir es in der vorliegenden Form ändern wollten. Sein Spiel ist - finde ich - so wie es ist ganz gelungen. Auch wenn das kommunikative Element des Verhandelns fehlt, entschädigt dafür das spielerische Feilschen, eine bestimmte Aktion durchführen zu können.

 

Wenn man beispielsweise vom Kontrahenten zwei gelbe Edelsteine angeboten bekommt, mit denen man absolut nichts anfangen kann, aber nicht in der Lage ist zu erhöhen, da man sonst Steine verlieren würde, die man nicht hergeben will, zeigt sich die Raffinesse von "Basari". Sehr positiv wirkt sich die Regelung aus, nach der 3 Edelsteine bei Gewinn einer Wertung abgegeben werden müssen. Da lohnt es sich manchmal, in Hinsicht auf eine spätere Wertung auf den zweiten Platz zu sammeln. Wenn es einem gelingt, dass zwei Mitspieler ex aequo die meisten Steine einer Farbe besitzen, hat man diese gleich zweimal erwischt: Sie erhalten nur die halbe Punkteanzahl, müssen aber beide zwei Steine abgeben.

 

Dass in unseren Spielrunden zumeist ein knappes Endergebnis herauskam, auch wenn sich jemand in den beiden ersten Wertungen viel Vorsprung schaffen konnte, bestätigt den positiven Eindruck von "Basari". Es ist pfiffig, kurzweilig und spannend, und das sollte ein Spiel ja auch sein.