Drachendelta

 

Das Spiel:

DRACHENDELTA

 

2 – 6 Spieler

ab 8 Jahren

15 - 45 min

 

EUROGAMES, 2000

 

Ähnliche Spiele:

Twixt (T)

Inselhüpfen (T, M)

Kahuna (T)

Robo-Rally (M)

 

Die Win-Wertung:

* A WW II UUU 4-6 (2-6) h

 

Der Autor:

Roberto Fraga

 

Der Verlag:

EUROGAMES .......

 

Vertrieb Österreich

....

 

Die Beschreibung:

 

„Schau, ein neues Spiel. Einige haben behauptet, dass wir es uns unbedingt ansehen müssten. Also lass es uns anschauen.“ Flugs wird die quadratische Schachtel mit dem chinesischen Bauern geöffnet. Darin finden wir einen Spielplan mit 6 Dörfern, die rundherum ganz am Rande angeordnet sind. Dazwischen finden sich haufenweise (genau 27) kleine Inseln. Zusätzlich gibt es für jeden Mitspieler 6 Brücken unterschiedlicher Länge und ein Kartenset bestehend aus jeweils 13 verschiedenen Karten. Dazu kommen noch 27 Brückensteine, für jeden Mitspieler eine Holzfigur (wahrscheinlich der abgebildete Bauer) und 1 große Holzfigur für den Startspieler.

 

Prinzipiell ist es ein sehr einfaches Spiel: Man muss nur als Erster in das gegenüberliegende Dorf kommen und schon hat man gewonnen. Man erhält dafür vom König einen goldenen Drachen, der aber im Spielmaterial nicht enthalten ist. Auch das Wie ist kein Problem. Zuerst legt man einen Brückenstein auf eine freie Insel. Danach legt man eine Brücke vom Heimatdorf zum Brückenstein und im 3. Teil des Zuges zieht man auf diese Brücke. Im optimalen Fall hat man nach vier Runden schon das gegenüberliegende Ufer erreicht und gewonnen. Also ein nettes kleines Spielchen, darum lasst uns gleich beginnen. Einwurf eines Mitspielers: Aber wofür sind dann diese Karten? Ach ja, schnell die Spielregel konsultiert und nachgelesen. Eine Spielrunde läuft immer so ab, dass jeder aus seinen 13 Karten 5 auswählt und in der gewünschten Reihenfolge verdeckt vor sich ablegt. Ok, immer noch kein Problem, denn in der Spielrunde mangelt es nicht an EDV-Erfahrung und alle können ohne weiteres die 5 Züge vorausplanen. Außerdem kennen wir den Ablauf ja schon aus Robo Rally. Kurz noch über die Kartenbeschreibung drübergeblickt und schon geht’s los. In der ersten Runde legen Alle erwartungsgemäß einen Brückenstein. Eigentlich sogar 2, denn es gibt jeweils eine Karte für einen und für 2 Steine. Also bisher war es eigentlich gar nicht überraschend. Alle decken gleichzeitig die 2. Karte auf und siehe da: Noch immer keine Überraschung, jeder legt 1 bis 2 Brücken (ja, auch hier gibt es beide Karten). Dazu nimmt man eine Brücke aus seinem Vorrat und legt sie den Regeln entsprechend. Ist die gewählte Brücke zu kurz, wird sie sofort aus dem Spiel genommen. Außerdem dürfen auf jedem Brückenpfeiler maximal 3 Brücken liegen. So, jetzt hat jeder seine Brücke gelegt. Daher hurtig auf zur 3. Karte und ... Ja, ihr habt es sicher alle erraten: Jeder macht einen oder 2 Schritte auf seiner Bücke. So geht das Spiel relativ ereignislos seinem Ende zu. Nach 8 Minuten ist das Ganze beendet. Wir schauen uns alle etwas ratlos an. Auf der Schachtel steht doch ca. 45 Minuten und in der Regel steht dann noch zwischen 15 und 45 Minuten. Da muss also noch etwas sein. Vielleicht hat das mit den paar Karten zu tun, die eigentlich keiner verwendet hat. Ja was können die denn? Also es gibt da eine Karte, wo man den Gegenspieler überspringt. Habe ich das vorhin denn nicht erwähnt, dass man sonst nicht an den anderen Mitspielern vorbeikommt und auf jeder Brücke natürlich nur eine Figur stehen darf. Weiters gibt es noch eine Karte mit der man beliebig einen Brückenstein oder eine Brücke entfernen darf. Wobei hier zu berücksichtigen ist, dass man von jeder Brücken-Länge jeweils nur eine besitzen darf und zweitens darf man nicht mehr als 2 unterschiedliche Farben bei den Brücken haben. So und jetzt fehlen noch 5 Karten. Diese haben alle einen Drachen darauf und davon hat jeder eine andere Farbe, nämlich die Farbe jeweils eines Gegenspielers und damit zwingt man den Spieler in dieser Runde auszusetzen. Aber auch hier gibt es eine Einschränkung: Man darf pro Runde nur einmal einen Mitspieler sperren. Gut, damit wäre auch das geklärt.

 

Also nochmals von Vorne. Jeder legt brav seine 5 verdeckten Karten vor sich ab und die erste davon wird aufgeschlagen und natürlich legt jeder wieder seine ein bis zwei Steine. Hoppla, hätte ich doch fast übersehen, nicht jeder hat diese Karte gelegt, denn auf einmal sehe ich da noch einen Drachen in meiner Farbe und eine Wegnehm-Karte. Na gut, dann setze ich halt aus. Die Anderen machen ihre Züge und auf zur nächsten Karte. Natürlich wollen jetzt alle Spieler Brücken legen, doch bei manchen wird das etwas schwieriger. Einer (ich) hat in der ersten Runde ja keine Brückensteine legen dürfen, also die Brücken schnell irgendwo hingelegt, wo es halt gerade geht. Andere, die durch die Wegnehmkarte geschädigt wurden, haben das gleiche Problem. Schön langsam fängt es an, lustig zu werden. Die weiteren Züge werden genauso abgespielt. Mittlerweile kommen alle nur noch sehr langsam vom Fleck und es wird von Minute zu Minute boshafter. Ach ja, da ist ja noch eine kleine Regel: Wenn man die Aktion seiner Karte nicht ausführen kann, fällt man ins Wasser und beginnt von Vorne. Irgendwann, etwa eine Stunde später habe ich es fast geschafft. Nur noch ein kleiner Schritt ins Zieldorf. Nachdem man nur 2 Karten mit Schritten besitzt, muss ich mir genau überlegen, an welcher Position ich sie einsetze, denn die Gegenspieler werden sicher versuchen, mich zu blockieren. Gut, also entscheide ich mich für den 2. und 3. Zug. Doch es kommt, wie es kommen musste, ich werde die ganze Zeit über blockiert. Im vierten Zug wollte ich nur eine Brücke entfernen und im 5. eine zu legen. Da ich aber auch im vierten Zug blockiert worden bin, habe ich im 5. keine einzige Brücke zum legen und ... Platsch, kurze Rast in der Heimat und auf zu neuen Gestaden. Mittlerweile haben sich 3 Mitspieler klammheimlich bis knapp vor das Ziel geschlichen. Jetzt ist es kaum mehr möglich, alle gleichzeitig abzuwehren und so gewinnt dann auch Kurt, nachdem wir Peter aufgehalten haben. Dieses 2. Spiel hat auf einmal über 80 Minuten gedauert und wir haben von Anfang bis zum Ende nur gelacht. Wenn nicht noch so viele andere neue Spiele gewartet hätten, wären wir wahrscheinlich die ganze Nacht zu nichts Anderem mehr gekommen.

 

Das Material mit den Karton-Brücken ist nicht gerade aufregend und die Schachtel ist auch sehr leer geblieben. Wie gesagt, aus der Regel geht nicht unbedingt hervor, wie boshaft man Drachendelta spielen kann, aber sie ist übersichtlich und recht kurz. Die Taktik bleibt auch etwas im Hintergrund, umso mehr, je mehr Mitspieler dabei sind. Aber es muss ja nicht immer jedes Spiel strategisch sein. Manchmal macht es schließlich auch Spaß, einfach nur ein boshaftes Spiel zu spielen. Und Schadenfreude kommt hier wirklich nicht zu kurz. Da es natürlich vom Glück abhängt, ob man seinen Zug durchbringt oder nicht, wird man zum Teil auch gespielt. Für mich ist das Spiel jederzeit zu empfehlen, wenn man kurzweilige Unterhaltung sucht.