„Der König der Diebe“
Das Spiel:
ein Spiel vom
für 3 bis 6 Spieler ab 12 Jahren
Dauer 30 – 45 Minuten
erschienen bei Descartes/
Serie: Blue Games
WIN Wertung:
* W S
II UU AA 60 Minuten 5-6 (3-6)
Kennt ihr König Artur Pendragon? Na den mit der Tafelrunde und den
vielen Rittern, die nach dem heiligen Gral gesucht haben, ihr wisst schon,
Parzifal, Lancelot, Gawain und die anderen edlen Herren. Was die wenigsten
wissen, die Tafelrunde war gar nicht König Arturs Idee, sondern die hat er
unehrenhafter Weise einem Familienmitglied gestohlen, nämlich seinen Cousin
Draco. Draco wird in keinen Geschichten oder Legenden erwähnt oder in
Heldenliedern besungen, denn Draco war das schwarze Schaf der Familie
Pendragon. Er war auch ein König, aber jener der Gesetzlosen.
Und da Draco ein erfolgreicher Verbrecher war und seine Gefährten jeden
Tag den Anteil der Beute haben wollten, ließ er sich einen runden Tisch bauen,
an dem alle Platz fanden. Dieser Tisch wurde im Wirtshaus „Zum demütigen
Ritter“ aufgestellt und jeden Abend trafen sich die Gauner, Betrüger und
Halsabschneider, um die Beute aufzuteilen. Man buhlte dabei um die Gunst von
Draco und nur diejenigen, die er besonders mochte, durften an seiner rechten
Seite sitzen und diese bekamen auch einen größeren Teil der Beute. Diejenigen,
die zu seiner Linken saßen waren die unbeliebten. Da wurde gefeiert und
getrunken, und immer wenn ein Trinkspruch ausgegeben wurde, verteilte Draco
einen Teil der Beute. Das Wirtshaus „Zum demütigen Ritter“ ist Ende des 19. Jh.
abgebrannt und mit ihm die Tafelrunde und so sind nur noch die mündlichen
Überlieferungen aus dieser Zeit erhalten, die ich euch hier weitergebe und
damit die Geschichten dieser Zeit nicht ganz in Vergessenheit geraten, haben
Michael Schacht und Bruno Faidutti ein Spiel dazu erdacht.
Abhängig von der Spieleranzahl werden die Helden und Burgkarten
verteilt. Jeder erhält eine Burgkarte, die er offen vor sich auslegt, damit man
auch nach dem 20. Trinkspruch noch weiß, welche Farbe man hat. Nein keine
Angst, dieses Spiel ist jugend- und alkoholfrei. Möchte trotzdem auf die
Möglichkeit hinweisen, dass es sehr wohl auch während einer Weinverkostung oder
eines Umtrunks spielbar ist. Die beiden Helden die jeder Spieler erhält, sind
unterschiedlich, da einige Amazonen oder Zwerge erhalten und die anderen
Strolche und Kobolde, auf jeden Fall zwei verschiedene in der eigenen Farbe. Da
kommen auch noch die vier restlichen in das Spiel. Draco wird in die Mitte des
Tisches gelegt, mit der Seite, wo er den Kelch in der rechten Hand hält. Kennen
sie den Film „Der Hofnarr“ mit Danny Kaye? Spätestens jetzt werden einige
anfangen zu rezitieren, „Der Kelch mit dem Elch hat Wein den lass sein!“, „Der
Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein!“ usw. Wer den Film kennt weiß,
was jetzt passiert und nicht Eingeweihte werden sich nur wundern. Old Sarah, Zork und Bruder John werden mit
allen Helden, die am Spiel teilnehmen, gemischt und beginnend bei Draco im
Uhrzeigersinn zu einem Kreis ausgelegt.
Zu diesem Zeitpunkt sei erwähnt, dass auch die Autoren wissen, dass
bestimmte Menschen Vorlieben für die eine oder andere Farbe haben. Solltet ihr
dieses Spiel aber mit weniger als 6 Spielern spielen, so empfehle ich euch
dringend, auch wenn es ansonsten wichtig ist, dass man blau, grün oder schwarz
hat und man ohne diese Farben nicht spielen kann, die Aufteilung der Regel zu
befolgen, sonst habt ihr zu viele Strolche und zuwenig Zwerge und damit bei
bestimmten Aktionskarten ein Ungleichgewicht. Draco hält den Becher zu Beginn
des Spieles in der rechten Hand und zeigt damit seine Favoritenseite an und
alle die zu seiner Rechten sitzen, sind seine bevorzugten Ganoven. Jeder
Spieler erhält 5 verdeckte Aktionskarten und eine Goldmünze, die zugleich den
Wert von 3 Silbermünzen besitzt und die die Bank gerne wechselt. Der Startspieler
wird bestimmt und sein rechter Nachbar erhält den Becher. Nun, gehen wir ans
Verteilen der Beute und achten wir darauf, dass der Nachbar nicht mehr bekommt
als ich. Geld ist in diesem Spiel das wichtigste und wer am Ende das meiste
besitzt hat gewonnen. Sollte jemand Geld verlieren so verliert man immer nur
das was man hat, man kann keine Schulden machen.
Auf den Aktionskarten sind bestimmte Definitionen zu den Helden
angeführt. Wenn von den Helden die Rede ist, so sind alle außer Draco gemeint,
also auch Old Sarah, Zork oder Bruder John. Diese drei sind die so genannten
neutralen Helden und gehören keinem Spieler. Nur Old Sarah kann im Laufe des
Spieles zu einem Spieler überlaufen, wenn dieser die Karte „Alte Freunde“
spielt, dann hat er mit Old Sarah einen dritten Helden. Jeder Zug besteht aus 3
Phasen, die ausgeführt werden müssen und die Reihenfolge muss eingehalten
werden. Zuerst spielt man eine Aktionskarte und liest den Text darauf laut vor
und führt die Aktion aus. Die Karte wird anschließend abgelegt. Bei den meisten
Karten verändern sich die Positionen der Helden. Einige versuchen an die
Favoritenseite von Draco zu kommen oder man schiebt einen der gegnerischen
Helden auf die linke, ungeliebte Seite. Die 74 Aktionskarten sind von den Möglichkeiten
breit gefächert und man möchte am liebsten immer mehrere spielen. Da kann man
Mitspieler dazu verdammen Geld zu bezahlen oder man nimmt Gold und Silber und
wirft es auf den Tisch. Wenn dabei Münzen auf den Charakteren landen dürfen
diese sie behalten. Da können auch Helden bestimmt werden, die Platz tauschen
müssen, nein keine Sorge die Spieler dürfen sitzen bleiben, aber es wird
abgestimmt, ob der Tausch durchgeführt wird und man benötigt eine Mehrheit.
Natürlich gibt es auch Karten die die neutralen Helden beeinflussen, und Draco
kann nur mit Karten beeinflusst werden, die einen roten Kreis haben. Da kann es
schon einmal passieren, dass seine Favoritenseite auf links wechselt. Man dreht
dann einfach die Dracokarte um. Wenn Helden vor- oder zurückgezogen werden,
dann dürfen sie niemals über Draco hinweg ziehen, sondern müssen unmittelbar
vor oder hinter ihm zum Stehen kommen.
Danach kann der Spieler einen Trinkspruch ausbringen, aber nur dann wenn
der Becher in der Tischmitte steht. Der Spieler muss aber keinen Trinkspruch
ausbringen. Wenn aber einer ausgegeben wird, im Spiel natürlich und nicht
während der Feier, bekommen die ersten 4 Helden an Dracos Favoritenseite einen
Teil der Beute. Der erste erhält 4, der zweite 3, der dritte 2 und der vierte 1
Silber. Der Held der auf der linken Seite oder dem letzten Platz sitzt muss
dafür 2 und der vorletzte 1 Silber an die Kasse bezahlen. Danach erhalten die
beiden Spieler, die die Helden links und rechts von Old Sarah kontrollieren
noch je eine Aktionskarte zusätzlich. Diese Aktion bleibt auch erhalten wenn
Old Sarah auf Grund der Karte „Alte Freude“ die Seiten gewechselt hat. Wenn der
Trinkspruch gehalten wurde nimmt der Spieler den Becher an sich und kann ihn
erst wieder in die Mitte des Tisches stellen wenn er an die Reihe kommt. In
dieser Zeit können keine regulären Trinksprüche gehalten werden. Es gibt
allerdings Aktionskarten die dies ausdrücklich erlauben. Mit dem Nachziehen von
einer Karte endet der Zug.
Ich möchte gleich eine Frage vorwegnehmen, nein es gibt kein
Handkartenlimit, weder nach oben noch nach unten. Die neutralen Helden haben
spezielle Funktionen. Die von Draco und Old Sarah habe ich schon erwähnt. Zork
ist ein geiziger Mann und immer wenn er an letzter oder vorletzter Stelle sitzt,
also auf der schlechten Seite von Draco, dann bezahlt der reichste Spieler für
ihn und da Draco Zork nicht besonders mag, muss dieser für den letzten Platz 4
und für den vorletzten Platz 2 Silber berappen. Wenn es keinen reichsten
Spieler gibt, dann muss auch niemand bezahlen und auf die ersten vier Plätze
hat Zork keine Auswirkungen. Bruder John hingegen gibt seinen Anteil an den
Helden weiter, der unmittelbar hinter ihm sitzt. Sollte Bruder John auf einen
der beiden letzten Plätze sitzen, dann muss der Besitzer des Helden bezahlen,
der unmittelbar vor ihm sitzt. Dies kann auch Zork sein, der wiederum seine
Schulden dem reichsten Spieler übergibt. Wenn die letzte Aktionskarte gezogen
wurde, wird der Ablagestapel neu gemischt und wenn der nächste Trinkspruch
ausgebracht wurde endet das Spiel.
Gewonnen hat derjenige Spieler mit dem meisten Geld. Wenn mehrere
Spieler den ersten Platz belegen gewinnt derjenige mit dem zweitmeisten Geld.
Wenn alle gleichauf sind, gewinnt Draco und alle verlieren.
Wenn auch die Siegbedingungen etwas merkwürdig erscheinen mögen, wenn es
mehrere Erste gibt, gewinnt der mit dem zweitmeisten Geld, so haben wir hier
ein nettes und unterhaltsames Spiel. „Originelle und schnelle Spiele in
günstigem Kleinformat mit einfachen Regeln, aber keineswegs simpel!“ Das ist
der Leitspruch von „Blue Games“ die bei Eurogames erscheinen. Mit Democrazy,
Castel oder Drachengold haben der Verlag und seine Autoren bereits gezeigt,
dass sie es verstehen Spiele zu bringen, die genau in dieses Konzept passen.
Auch „Der König der Diebe“ ist maßgeschneidert dafür. Die Regeln sind einfach
und klar, wenn es auch, ich neige dazu mich zu wiederholen, einige
Übersetzungsprobleme gibt. Die haben wir auch schon in den anderen Spielen
dieser Serie gefunden. Aber irgendwie gehört das mittlerweile schon dazu und
ich glaube ich würde sie vermissen. Eines ist bei diesem Spiel auf jeden Fall
gewährleistet und das ist, dass man sich dabei gut unterhält. Es ist nicht so
anspruchsvoll und daher eignet es sich hervorragend für den Beginn oder das
Ende eines Spielenachmittags. Der einzige Nachteil ist, dass sich das Spiel
schnell ablebt. Die Unterhaltung erfolgt durch die plötzliche Veränderung der
Sitzplätze der Helden oder boshafter Interaktion. Wenn man einmal alle Karten
kennt und das wird schon nach einigen Partien sein, lässt der Spielspass
merklich nach. Aber so teuer sind die Spiele nicht und daher kann man sich ja
dann wieder ein neues kaufen. Bei der Produktion ist allerdings ein kleiner
Fehler passiert. Es sieht natürlich sehr gut aus wenn die Heldenkarten
beidseitig bedruckt sind, aber es gibt zwei Aktionskarten, „Trickbetrug“ und
„Kleine Rauferei“, die verlangen, dass man mehrere Helden verdeckt mischt und
dann verdeckt auflegt oder von einem Mitspieler die Reihenfolge des Aufdeckens
bestimmen lässt. In diesen beiden Fällen kann man sich nur selbst helfen und
ich denke dass wir da alle eine Lösung parat haben.