UNSERE REZENSION

 

Das Leben spielt auch im Gasthaus

 

Village Inn

 

Bier, Brauerei und Wirtshaus

 

Inka und Markus Brand, die bereits seit 2006 ihr Talent als Spieleautorenpaar erfolgreich unter Beweis stellen, zeigten vor zwei Jahren mit ihrem Spiel „Village – Wie das Leben so spielt“, dass sie auch im Bereich der Strategiespiele einiges zu bieten haben. Ihr Spiel gewann den deutschen Spielepreis 2012 und wurde im selben Jahr auch zum „Kennerspiel des Jahres“ gekürt. Dementsprechend groß war die Nachfrage nach Erweiterungen zu dem preisgekrönten Werk.

Nach langem Warten ist mit „Village Inn“ im Frühling dieses Jahres nun die erste Erweiterung erschienen. Sie ist ausschließlich mit dem Grundspiel spielbar und erweitert dieses um einen fünften Spieler, sowie um neue Aktionsmöglichkeiten. Im Spiel enthaltene, separate Tableaus für den Friedhof und die Dorfchronik ermöglichen, auch das Grundspiel zu fünft zu spielen, ohne die Erweiterung dazu nehmen zu müssen. In diesem Fall ändert sich regeltechnisch nichts,  bis auf die Anzahl und die Verteilung der Einflusssteine zu Rundenbeginn.

 

Spielt man mit den Neuheiten von Village Inn, ändert sich der Spielablauf wie folgt:

Für die Marktaktion gibt es vier neue Kundenplättchen, die bei der Spielvorbereitung mit denen des Grundspiels zusammengemischt werden und, wie diese, zum Kauf ausliegen können. Sie kosten neben anderen Waren auch das neue Gut „Bier“, das man durch Ausführen einer Aktion in der „Brauerei“ bekommt.

Bei der Brauerei handelt es sich, wie bei der Schreibstube aus dem Grundspiel, um ein Handwerksgebäude mit gelbem Wappen, das auch auf die gleiche Art und Weise funktioniert. Man nimmt dazu einen Einflussstein aus dem gelben Vorrat des Spielplans und hat anschließend zwei Möglichkeiten, die Gebäudeaktion zu nutzen. Entweder man stellt eine seiner Figuren auf das Gebäude und bezahlt insgesamt 6 Zeit für 2 Güterplättchen Bier, oder man gibt stattdessen drei Getreidesäcke dafür ab. Das dadurch gewonnene Bier kann am Markt zum Kauf von Kundenplättchen oder im neu angesiedelten „Wirtshaus“ ausgeben werden.

Das Wirtshaus ist das zweite neue Gebäude am Spielplan, das, anders als die Brauerei, ein eigenes farblich gekennzeichnetes Aktionsfeld hat. Dieses wird jede Runde in gewohnter Weise mit Einflusssteinen befüllt und unterliegt denselben Regeln wie andere Aktionsfelder mit der Ausnahme, dass es zwingend eine Figur benötigt, die nach Bezahlung der Ausbildungskosten in Zeit, wie üblich, auf das Gebäude gestellt wird. Das Ausführen der Aktion kostet danach eine weitere Zeit und ermöglicht dem jeweiligen Spieler dann zwei Dinge zu tun:

Zuerst muss er einen von drei offen ausliegenden Stapeln zu jeweils zehn verschiedenen Personenkarten wählen und die oberste Karte dieses Stapels darunter legen, sodass eine neue Karte sichtbar wird. Danach darf er sich erneut einen der drei Stapel aussuchen und eine der oben liegenden Personenkarten kaufen.

Jede der Karten kostet dabei eine Goldmünze oder ein bis zwei Güter Bier und gewährt dem Spieler entweder einmalige Aktionsboni, wie das Nehmen bestimmter Güterplättchen, oder aber neue Siegpunktbedingungen für das Ende des Spiels. So erhält man beispielsweise mit dem „Bürgermeister“ bei der Endwertung für bis zu drei grüne Einflusssteine am eigenen Hofplan jeweils zwei Siegpunkte.  

 

Durch den Kauf und das Nehmen einer Personenkarte wird die nächste Karte des Stapels sichtbar und es stehen für die nächste Aktion im Wirtshaus wieder drei Karten zur Auswahl. Insgesamt sind es bis zu 30 unterschiedliche Personenkarten, die hier im Laufe des Spiels in dem Gebäude erworben werden können. Zu beachten ist jedoch, dass es für die im Wirtshaus gestorbene Figuren der Spieler keinen Platz in der Dorfchronik gibt. Sie kommen auf einen freien Platz am Friedhofstableau und bringen keine Punkte am Ende des Spiels.

 

Obgleich sich diese einfachen neuen Zusatzregeln, wie auch der Rest des Spiels, nicht zuletzt dank der durchwegs gelungenen, grafischen Gestaltung der Erweiterung, nahtlos in die Thematik des Grundspiels einfügen, ist Village Inn zweifelsohne für Spieler gedacht, die bereits Erfahrung mit dem Grundspiel haben und noch mehr erleben möchten.

Für alle, die sich das erste Mal an Village versuchen, gilt: Sie werden mit den vergleichsweise kurzen und einfachen Regeln der Erweiterung definitiv nicht überfordert sein, dennoch stellen die neuen Personenkarten durch ihre komplett unterschiedlichen Effekte die Spieler vor Herausforderungen, was die richtige Spielweise und das Timing von Aktionen betrifft, die beim ersten Spiel nicht leicht zu erfassen sind.

In dem Sinne sollte man schon ein paar Partien des Grundspiels gespielt und daran Gefallen gefunden haben, bevor man sich an die Erweiterung heranwagt. Jene Spieler, die mit dem Spielablauf und den Möglichkeiten des Dorfes bereits gut vertraut sind, kommen hingegen voll auf ihre Kosten.

Nicht nur bringen die Personenkarten eine wichtige taktische Komponente in den sonst sehr statischen Charakter des Spiels und sorgen damit für besseren Wiederspielwert, sie fordern durch ihre unterstützenden Effekte auch neue Überlegungen und Herangehensweisen an die einzelnen Aktionen. Keine der Karten scheint dabei im Vergleich zu ihren Kosten unverhältnismäßig stark oder schwach zu sein, vielmehr kommt es darauf an, wann und ob die Karte im Wirtshaus aufgedeckt wird. Hierbei spielt dann auch das Glück eine kleine Rolle.

Als Fazit kann ich die Erweiterung jedem ans Herz legen, der Freude am Grundspiel hat und dessen Möglichkeiten noch weiter ausreizen möchte. Sie bietet ausreichend Neues zu bestehenden Strategien, sorgt damit auch für eine bessere Balance zwischen ihnen, und bringt gute neue Ansätze für Extrapunkte, die durchaus spielentscheidend sein können. Genau das macht Village Inn in meinen Augen zu einer sehr guten Spielergänzung, die ich auf jeden Fall bei allen weiteren Partien dazu nehme.

 

Dennis Rappel

 

Spieler: 2-5

Alter: 12+

Dauer: 90+

Autor: Inka und Markus Brand

Grafik: Dennis Lohausen  

Preis: ca. 20 Euro

Verlag: eggert / Pegasus 2013

Web: www.pegasus.de

Genre: Worker Placement

Zielgruppe: Für Experten  

Version: de

Regeln: de en es fr nl

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Ansprechende Grafik,  

Thema passt zum Grundspiel

Neue und verbesserte Siegpunktmöglichkeiten

Auslage und Kombination der Personenkarten zufällig

 

Vergleichbar:                                     

Worker Placement Spiele wie Agricola oder Caylus

 

Andere Ausgaben:                              

Tasty Minstrel Games, Ludonova, Gigamic, 999 Games

 

Meine Einschätzung: 6

 

Dennis Rappel

 

Was dem Grundspiel an taktischen Elementen und nötiger Abwechslung fehlt, macht „Village Inn“ mit seinen dreißig verschiedenen Personenkarten wieder wett. Diese ergänzen nicht nur Aktionen aus dem Grundspiel mit weiteren Siegpunktmöglichkeiten, sondern schaffen auch neue Wege, sich die spielentscheidenden Punkte zu holen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0