Dolmengötter

 

Dolmen sind auch unter dem Namen Megalithen bekannt. Übersetzt bedeutet Megalith, griechisch mégas = groß und líthos = Stein. Daher werden sie auch oft als Steintische bezeichnet, sie haben auch sehr oft große Ähnlichkeit mit Tischen.

 

Als Dolmen, in Deutschland auch als Hünengräber, werden Bauwerke bezeichnet, die aus drei oder mehr Tragsteinen und bis zu 100 t schweren Decksteinen gebaut sind. In der Regel sind die Decksteine aber 5 - 20 t schwer. Dolmen finden sich in der gesamten westlichen Hälfte Europas. Bekannte Anlagen befinden sich bei Carnac (Bretagne, Frankreich), in Cornwall (Südengland, Großbritannien), im County Meath (Irland), in Dänemark, in der gesamten norddeutschen Tiefebene, in der benachbarten Drenthe, (Niederlande), sowie am Nordrand des Teutoburger Waldes, aber auch auf Mittelmeerinseln wie Korsika und Sardinien.

Trotz ihres keltischen Namens gehen die in Westeuropa bekannten 50000 Dolmen, die in ähnlicher Form auch in Palästina entdeckt wurden, bis ins 8. Jh. v. Chr. zurück. An den Innenwänden wurden vielfach Darstellungen einer Göttin mit einem Halsband - der so genannten Dolmengöttin - gefunden.

 

Die schwarze Schachtel mit einem Steinkreis und einem Licht, das die Verbindung mit dem Universum oder den Göttern repräsentiert, ist die Schale für dieses außerordentlich gelungene Spiel von Eggertspiele, die auch mit Neuland bereits ein tolles Spiel auf den Markt gebracht haben. Der Spielplan zeigt außer einer außen umlaufenden Zählleiste 28 Steinkreise oder besser gesagt Quadrate, Sechs- und Achtecke, die aneinander grenzen. Die kleinen Quadrate haben an ihren Kanten Punkte, so genannte Steinplätze, und darin befindet sich die Zahl 3. Bei den Sechsecken finden wir die Zahl 4 und bei den Achtecken die Zahl 5, ebenfalls immer in Steinplätzen an deren Ecken.

 

An den außen liegenden Steinplätzen sehen wir auch noch seltsam anmutende Zeichen keltischer Art, so genannte Runen. Das restliche Spielmaterial ist zur Gänze aus Holz und wie schon bei Neuland erkennen wir einige Spielsteine wieder. Die Druiden sind die Figuren aus Carcassonne und die Spielsteine haben starke Ähnlichkeit mit den Warensteinen aus Puerto Rico. Ich konnte schon sehr oft feststellen, dass der Wiedererkennungswert von Spielmaterial eine lockere Diskussion entfachte und man offener und vertrauter an ein Spiel geht.

 

Je nach Spieleranzahl bekommt man unterschiedlich viele Dolmen und Steine. Es sind dies quadratische Spielsteine die auf einer Seite die Zahl 1 bis 4 tragen. Jeder Spieler erhält auf jeden Fall 3 Druiden. Der 4. Druide wird auf der Zählleiste auf das Feld 4 gestellt. Beginnend beim Startspieler setzt jeder abwechselnd einen Druiden auf ein Steinfeld, solange bis alle Druiden platziert sind.

 

Der Spieler, der an die Reihe kommt, setzt einen Druiden auf ein freies benachbartes Steinfeld. Dabei dürfen Druiden jeder Farbe, auch mehrere hintereinander  übersprungen werden. Leere Felder und Steine jeder Farbe dürfen nicht übersprungen werden. Auf den Platz, den der Druide soeben verlassen hat, stellt der Spieler einen Spielstein. Unterlässt er dies, so wird ihm ein Punkt abgezogen.

 

Die Runen auf den Randplätzen dienen der Orientierung. Man kann so das Spielfeld verlassen und auf der gegenüber liegenden Seite wieder das Spielfeld betreten. Die Runen sind dort identisch. Auf den 4 Eckfeldern kann man sogar senkrecht, waagrecht und diagonal wechseln.

 

Die zweite Möglichkeit, die man hat wenn man an der Reihe ist, heißt Kräuter sammeln. Dazu wird einer der Druiden auf den Bauch gelegt und er rüstet sich im nächsten Zug für den Druidenflug. Die dritte Möglichkeit, der Druidenflug, bedeutet, dass ein Druide, der auf dem Bauch liegt, auf ein beliebiges freies Steinfeld fliegt. Auch hier muss beim Verlassen des Steinfeldes ein Stein gesetzt werden. Eine der drei Aktionen muss ausgeführt werden.

 

Wann immer ein Stein gesetzt wird, sollten die Spieler sofort überprüfen ob sich Mehrheiten verändert haben. Sollten sie darauf vergessen kann, dies nicht nachträglich gemacht werden. Der erste Stein einen Steinkreises hat noch keine Bedeutung, auch der zweite der gleichen Farbe nicht, aber sobald ein Spielstein einer anderen Farbe zu dem Kreis gehört, wird überprüft ob eine Mehrheit entstanden ist. Das bedeutet, dass die erste Mehrheit erst entstehen kann wenn ein Spieler zwei Steine und ein anderer Spieler einen Stein an diesem Kreis hat. Der Spieler, der zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit besitzt, legt einen seiner Dolmen mit der Zahl nach unten in die Mitte des Kreises.

 

Sollte ein Spieler bei einem Kreis die Mehrheit egalisieren, darf er ebenfalls einen Dolmen platzieren, allerdings unter die bereits liegenden. Bei einer erneuten Mehrheit platziert der Spieler den Dolmen obenauf. Das Ausbauen einer Mehrheit führt nicht dazu, einen weiteren Dolmen zu setzen. Besonders zu beachten ist es, dass sich durch das Setzen von Steinen auch in anderen Kreisen die Mehrheiten verändern können. So können auch Spieler Dolmen setzen, die nicht am Zug sind. Das macht auch einen großen Reiz des Spieles aus, dass die Spieler nicht untätig auf ihren nächsten Zug warten sondern sich aktiv am Spielgeschehen beteiligen.

 

Wann immer ein Steinkreis keine freien Steinfelder hat wird er gewertet. Die Zahl im Steinkreis (3 bis 5) gibt die Punkte an, die der oberste Dolmenstein erhält. Es ist dabei unwesentlich wie viele Steine darunter liegen. Die Punkteanzahl wird mit der Zahl auf dem Dolmen multipliziert und auf der Zählleiste festgehalten. Der darunter liegende Steine erhält um einen Punkt weniger, wiederum multipliziert mit der Zahl auf dem Dolmen, der darunter liegende wiederum einen weniger usw. So kann es vorkommen, dass es auch Steine gibt die keine Punkte erhalten, das ist aber bei uns noch nie vorgekommen und würde auch nur passieren, wenn man nicht aufpasst oder nicht zählen kann.

 

Gesetzte eigene Dolmengötter dürfen jederzeit vom jeweiligen Spieler eingesehen werden. Gewertete Dolmengötter kommen aus dem Spiel.

 

Das Spiel kann auf zwei Arten enden. Ein Spieler errichtet seinen letzten Dolmen, dann ist jeder andere Spieler noch einmal an der Reihe oder der letzte Stein aller Spieler wird auf den Spielplan gesetzt. Dann endet das Spiel sofort, aber etwaige Dolmen dürfen noch gebaut werden. Danach werden alle noch nicht gewerteten vollständigen und unvollständigen Kreise abgerechnet.

 

Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Bei Gleichstand gewinnt derjenige mit den meisten eingesetzten Dolmen.

 

Die Grafik des Spielbretts ist ansprechend und versetzt die Spieler sehr gut in die keltische Welt der Druiden und Steinkreise, wenngleich das Spielprinzip auch anderwertig verwendbar wäre. Die Regel ist gegenüber den anderen mir bekannten Spielen des Eggert Verlags ein Fortschritt. Schön langsam wird sie übersichtlicher und ich fange auch an das Prinzip des Ablaufs der Regel zu begreifen. Eggertspielregeln enden z.B. nie mit dem Spielende, sondern immer mit Abbildungen. Das Spielende steht in den ersten drei Absätzen. Die Abbildungen sind auch nie bei den jeweiligen Absätzen, sondern immer am Regelende und das kategorische nicht verwenden von Farbe in der Regel, entweder aus Kostengründen oder aus Prinzip, diese Hürde nehme ich mittlerweile auch ein wenig leichter. Ich kann die verschiedenen Grauschattierungen mittlerweile unterscheiden.

 

Das große Plus dabei ist, dass die Regel sehr kurz gehalten ist und ich sie einfach ein zweites Mal gelesen habe. Dann habe sogar ich sie verstanden und dann ist dieses Spiel in 5 Minuten erklärt.

 

Im Spielverlauf muss man auf einige Dinge achten. Seine Druiden sollte man sich nicht einsperren lassen. Man kann natürlich mit Kräuter sammeln und mit Druidenflug diese Misere wieder beseitigen, aber es kostet einen Zug und wahrscheinlich auch die Möglichkeit einen weiteren Dolmen zu setzen. Aus der Idee einen Druiden verfügbar zu haben, habe ich sogar den Versuch unternommen von Anfang an mit einem Druiden Kräuter zu sammeln um ihn später einzusetzen. Er lag bei Spielende immer noch am selben Platz.

 

Oft ist nicht so schlecht, einen Gleichstand herbeizuführen und den einen oder anderen Domen mit dem Wert eins unterzubringen. In den meisten Spielen sind mir am Ende einer oder zwei übrig geblieben. Während des gesamten Spieles muss man wirklich genau aufpassen, ob der soeben gesetzte Stein nicht auch noch andere Wertungen auslöst oder einen Gleichstand herbeiführt.

 

Bei der Spieleranzahl bin ich ein wenig unschlüssig. Es spielt sich bei allen gut, aber die besten Spiele erlebte ich bei der maximalen Spieleranzahl von 5. Zu zweit liegt man ja automatisch ständig im Clinch, aber man kann nur Punkte machen durch die Unaufmerksamkeit des anderen. Zu dritt spielt meist ein Spieler ein wenig abseits und zu viert bilden sich zumeist zwei Zweierpaare und es kommt erst im späteren Verlauf zum Zusammentreffen aller Spieler, aber dann wird es hochinteressant.

 

Zu fünft wird das Spielfeld so klein das die Interaktion sehr hoch ist und es passiert sehr oft, dass Druiden eingesperrt werden. Das Spiel verlangt dabei auch die meiste Aufmerksamkeit und größtmögliches taktisches Geschick.

 

Was mir an Dolmengötter am meisten gefällt ist die Einfachheit des Spieles und trotzdem die unglaubliche Spieltiefe die es besitzt. Ich habe schon etliche Runden hinter mir und glaube nicht, das gesamte Spiel ausgelotet zu haben. Mit einer Spieldauer von knapp 30 Minuten wird oft eine zweite Partie angehängt. Thomas Odenhoven und Eggertspiele ist mit Dolmengötter ein wirkliches Juwel gelungen.

 

Dolmengötter

Spieler         :        2 - 5

Alter            :        ab 10 Jahren

Dauer          :        20 - 30 Minuten

Verlag          :        Eggertspiele

                            www.eggertspiele.de

Vertrieb        :        im beratenden Fachhandel

Autor           :        Thomas Odenhoven

Grafiker        :        Steffi Krage

Preis            :        ca. € 24,00

 

Win Wertung

Genre          :        Mehrheitenspiel

Zielgruppe    :        Taktiker und geübte Spieler

Mechanismus:        Für Steinmehrheiten andere Steine setzen

Strategie                *****

Taktik                    ******

Glück                   

Interaktion             *****

Kommunikation      **

Atmosphäre           ****

 

Kommentar:

funktioniert für alle Spieleranzahlen, optimale Spieleranzahl 5 Spieler, kurze Spieldauer, hoch taktisches Spiel ohne Glücksanteil, alle Spielteile aus Holz

 

Kurt Schellenbauer:

„ Dolmen haben mit dem wienerischen „Doim“ – „Dummkopf“ nichts gemein. Ganz im Gegenteil um dieses Spiel zu gewinnen muss man gewieft und taktisch agieren.“

 

Wenn Sie gerne Spiele mit dem Thema Mehrheiten mit eher abstraktem Spielmaterial und hohen taktischen Möglichkeiten spielen, wird Ihnen Dolmengötter gefallen