PONTE VECCHIO

 

PONTE VECCHIO

eg-Spiele, 1996

2 - 5 Spieler

ab 12 Jahre

 

Wer Versteigerungen liebt, gut im Handeln ist und sich außerdem noch bereits gespielte Karten gut merken kann, der ist bei diesem Spiel an der richtigen Stelle, denn Sieger ist, wie könnte es anders sein, der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt.

 

Kernstück des Spieles ist eine einfache Brücke. Nein, so einfach ist sie eigentlich gar nicht, denn sie enthält Stufen, über die der "Reiche Herr" nicht stolpern, sondern schreiten soll, 7 Stufen hinauf, Gipfel, 7 Stufen wieder hinunter. Links und rechts entlang der Brücke befinden sich Bauplätze für insgesamt 30 Läden, die dort von den Spielern so nach und nach errichtet werden. Ja und der "Reiche Herr", der besucht diese Läden, kauft ein und bringt mit etwas Glück das viele, viele Geld....

 

Aber nun alles der Reihe nach. Jede Spielrunde besteht aus 2 verschiedenen Phasen. In der 1. Phase erfolgt der Bau eines Ladens, von denen jeder Spieler 12 in einer Farbe besitzt. Hier sind jetzt die großen Versteigerer gefragt, denn für das Recht, einen Laden bauen zu dürfen, muß man Geld oder besser gesagt Gulden bieten, von denen man anfänglich 100 als Startkapital erhält. Geboten wird immer in einem Vielfachen von 5, d.h. 5, 10, 15 oder vielleicht auch gleich 20, ... reihum im Uhrzeigersinn, wer paßt, ist draußen , wer übrig bleibt, zahlt an die Bank und erbaut an beliebiger Stelle der Brücke einen Laden. Man sollte vermeiden, gleiche Geschäfte gegenüber aufzustellen, denn der "Reiche Herr" kann sich ohnedies nur für einen Laden entscheiden, aber dazu etwas später. Nach Phase 2, die ich gleich näher erläutern werde, folgt wieder eine Versteigerung, beginnend mit dem Spieler, der zuletzt den "Reichen Herrn" vorgerückt hat. Dieser muß die Versteigerung beginnen, es sei denn, er hat kein Geld oder keine Läden mehr.

 

Phase 2 ist jene, wo die kartenmerkenden und handelsfreudigen Spieler gefragt sind. Jeder Spieler erhält zu Beginn einen Satz mit 11 verschiedenen Karten (10, 20, 30, ...., 100 + einen Joker), von denen er im Anschluß an den Ladenbau (Phase 1) nun eine verdeckt auf den Tisch legt. Der Spieler mit der niedrigsten Karte erhält das Recht, den "Reichen Herrn" vorzurücken, bei Gleichstand gewinnt der Spieler, dessen Laden dem "Reichen Herrn" näher ist (Vorsicht, es zählt nur seine Blickrichtung). Sollte es auch hier Gleichstand geben, dann löschen sich die Karten aus, und der mit der zweitniedrigeren Karte hat das Vorrückrecht. Ja, aber was bringt dieses Recht nun eigentlich? Also, wie schon zu Beginn erwähnt, der "Reiche Herr" bringt die Gulden für den Besitzer jenes Laden, den er besucht. Der "Reiche Herr" darf nicht stehen bleiben, kann aber auch auf einer Stufe ohne Läden anhalten (dort wird er dann vielleicht die Aussicht genießen?). Bleibt er auf einem der letzten 5 Felder stehen, kann der Vorrücker entscheiden, ob er ihn umdrehen will oder nicht. Auf dem letzten Feld oder wenn sich kein Laden mehr in seiner Richtung befindet, muß er umgedreht werden. Bleibt er nach dem Vorrücken auf einer Stufe stehen, wo sich ein Laden befindet, so tritt er ein und bringt Geld herein. Sollten sich allerdings 2 Geschäfte auf dieser Stufe befinden, dann muß er sich entscheiden. Also, wer das Recht des Vorrückens durch geschickte Wahl seiner Karte erworben hat, kann nun entweder den "Reichen" Herrn beliebig viele Stufen in Blickrichtung selbst bewegen, oder aber er kann dieses Recht an andere Spieler verkaufen. Der "Reiche Herr" bezahlt nämlich nicht immer gleich viele Gulden, sondern immer so viele Gulden wie dem Wert der eben gespielten Karte des ihn vorrückenden Spielers entspricht. Verwirrt? Beispiel: Ein Spieler erwirbt das Recht mit einer "10", er würde daher 10 Gulden bekommen, wenn er den "Reichen Herrn" in seinen Laden locken kann. Ein anderer Spieler hat die "100" gespielt, er würde 100 Gulden bekommen, wenn er den "Reichen Herrn" in seinem Laden begrüßen dürfte Daher: Das Recht wird nach kurzem oder langem Verhandeln vom "10er"- Spieler an den "100er"- Spieler für 50 verkauft, und beide haben etwas davon. Natürlich wäre auch eine Verteilung 40 : 60 möglich, aber das hängt eben vom Geschick der Verhandler ab. Nicht immer geht es um 100 Gulden, um die gefeilscht wird, es können auch weniger sein.

 

Eine besondere Karte bildet der Joker. Er ist niedriger wie 10, und er bringt dem Vorrücker 20 Gulden für jeden eigenen auf der Brücke erbauten Laden, wenn der "Reiche Herr" in seinen Laden kommt. Und jetzt noch ein Tip für die Kartenmerker: Gespielte Karten werden vor dem jeweiligen Spieler gestapelt, sodaß immer nur die zuletzt gespielte Karte sichtbar ist. Erst, wenn alle 11 Karten verbraucht sind, werden alle wieder aufgenommen.

 

Es wechseln sich nun ständig Phase 1 (Ladenbau) und Phase 2 (Vorrücken des "Reichen Herrn") ab. Wenn der letzte Laden (30.) gebaut wurde, beginnt die End-Runde. Alle Spieler bekommen den vollen Kartensatz, und es werden noch einmal 11 Runden, aber ausschließlich Phase 2, gespielt. Am Ende der letzten Runde gewinnt der Spieler, der die meisten Gulden besitzt, bei Gleichstand entscheidet die Anzahl der Läden.

 

Auffallend an diesem Spiel ist das wirklich schöne Spielmaterial. Die Läden sind bunt, mit Türen und Fenstern versehen, im gesamten gesehen sehr einladend. Der Spielmechanismus ist teilweise bekannt (Phase 1), teilweise völliges Neuland (Phase 2). Man braucht eine gewisse Zeit, um sich daran zu gewöhnen, so ist es einem Mitspieler von mir z.B. passiert, daß er einem anderen 50 Gulden für das Vorrückrecht geboten hat, obwohl er selbst nur auf Grund seiner "30er"-Karte 30 Gulden bekommen hätte, aber wenn man ihn einmal durchschaut hat, so funktioniert er. Trotz allem mußte ich feststellen, daß mich das Spiel nicht übermäßig begeistert hat, auch wenn ich nicht wirklich sagen kann, wieso. Irgendwie gab es wenig zu lachen, es stellte sich rasch eine monotone Abhandlung ein. Auch die End-Runde zieht sich sehr in die Länge, das Ende scheint doch noch etwas weiter. Ich glaube, man müßte bei diesem Spiel noch viel mehr darauf achten, welche Karten man wann spielt, und ob es überhaupt noch rentabel sein kann, einen weiteren Laden zu ersteigern, denn darüber gingen die Meinungen in unserer Runde auseinander. Da das Spiel für alle außer für Freunde des Würfel- bzw. Kartenspiels etwas bietet, sollte es von vielen Spielern ausprobiert werden.

 

Win Wertung:

Ponte Vecchio AA UU II SS