Die Spiele der OGALLALA-Familie
OGALLALA
von Rudi Hoffmann
2-4 Spieler
1975, Pelikan
BLACKFEET
by Prof. Rudi Hoffmann
2-4 Players
1980, Waddingtons
STARSHIPS
based on an idea devised by
Prof. Rudi
Hoffmann
2-4 Players
1980, Waddingtons
CHAOS MARAUDERS
by Stephen Hand
2-4 Players
1987, Games Workshop
MUROS
von Rudi Hoffmann, Regelbearbeitung
Karin Wittig
2-4 Spieler
1988, Edition Perlhuhn
OGALLALA
von Rudi Hoftmann
2~ Spieler
1989, ASS
Diese etwas seltsame Einleitung erfordert vielleicht
eine Erklärung. Also: 1975 erschien bei Pelikan ein Spiel namens Ogallala, bei
dem es darum ging, Indianerkanus zu bauen, die möglichst lang und kampfstark
sein sollten. Mit diesen konnte man dann unfertige gegnerische Kanus versenken.
Das Spielprinzip basierte auf einem Ablegen von Kanuteilen auf einem
dreireihigen Spielplan. Dieses Spiel wurde 1980 von Waddingtons übernommen und in
nahezu unveränderter Form als 'The great Blackfeet indian canoe game",
sowie mit Raumschiffen
statt Indianern als ''Starships - An InterGalactic
Space Race" herausgebracht.
1987 erschien bei Games Workshop ein Spiel namens
"Chaos Marauders - the 'manic game of orcish mayhem', angeblich von einem
gewissen Stephen Hand erfunden. Dieses Spiel hat jedoch so große Ähnlichkeit
mit Ogallala & Co., daß sogar die Spielbox einen Artikel mit Vergleichen
zwischen Ogallala, Starships und Chaos Marauders brachte. 1988 brachte die
Edition Perlhuhn (die echte!) ein "Streitspiel um mauernbewehrte Städte
des Mittelalters" heraus, das "eine Parallelentwicklung zu dem
wohlbekannten Spiel Ogallala, das schon 1975 bei Pelikan erschienen ist,'
darstellt Dabei hat aber auch Karin Wittig ihre Finger im Spiel gehabt: das
Regelwerk unterscheidet sich leicht vom Original. Bei ASS hat man sich
anscheinend bemüht, die besseren Detaillösungen zu einem Ganzen zusammenzufügen.
Für diejenigen, die von Ogallala noch keine Ahnung
haben, will ich nun die Originalregeln zusammenfassen und die Unterschiede zu
den anderen Ausgaben herausarbeiten:
Jeder Spieler erhält einen eigenen Spielplan mit
drei Reihen á 16 Felder. Auf diesem soll er nun drei möglichst wertvolle Kanus
vollenden (nicht zwingend eines pro Reihe). Er zieht nun von einem Stapel so
lange Karten mit Kanuteilen, bis er eine Karte findet, die er schon hat. Danach
ist der nächste Spieler an der Reihe. In einer Reihe dürfen keine zwei gleichen
Karten liegen.
Die Karten haben folgende Bedeutungen:
Bug/Heck: Entweder leer oder mit Indianer; als
Begrenzung nötig.
Indianer: Kampfpunkte für das Kanu
Waren: Länge des Kanus erhöht sich.
Leere Kanuteile: Länge
Bogenschütze: Eine Karte aus einem gegnerischen
(unfertigen) Kanu herausschießen (Ablagestapel).
Lassowerfer: Einem Mitspieler eine Karte klauen
(keine fertigen Kanus).
Sonderkarten: zB. Holzfäller mit beiden Holzteilen
bringt viele Extrapunkte.
Ist ein Kanu fertig, so darf es ein unfertiges
gegnerisches, dessen Kampfstärke niedriger ist versenken. Die Indianer des
versenkten Kanus gehen in die ewigen Jagdgründe
(Ablagestapel) ein, den Rest der Karten darf man für sich verwerten.
Spielende ist, sobald alle Karten verbraucht wurden,
oder ein Spieler drei Kanus (Länge egal) fertig hat. Danach werden Punkte
berechnet, der Spieler mit der höchsten Punktezahl gewinnt.
Blackfeet ist die originalgetreue Übertragung von
Ogallala ins Englische. Die Originalzeichnungen von Rudi Hoffmann wurden
ebenfalls verwendet. Einzig eine winzige (ohnehin unklare) Regel wurde
weggelassen.
Starships erschien zur gleichen Zeit wie Blackfeet
beim selben Verlag und benützt im wesentlichen die gleichen Regeln: Der
Laserman schießt eine Karte aus einem gegnerischen Raumschiff heraus, der
Starfighter erobert einen gegnerischen Raumschiffteil für die eigene Fabrik
etc. Unterschiede gibt es
wenige: Hier muß bei einem Spieler in jeder Reihe
ein Raumschiff fertig sein, bevor das Spiel beendet wird, außerdem
gibt es ein "Black Hole", das ein eigenes
fertiges oder unfertiges Raumschiff einsaugt. Das Schwarze Loch wird jedoch
nach dem ersten Auflauchen gänzlich ausgeschieden.
Die Punktewertung bleibt gleich.
Chaos Marauders ist nun der schwierigste Fall der
Serie. Zunächst einmal sind 112 statt 98 Karten in Verwendung weiters zeigen
diese Orks und deren Verbündete, die man in Kampfreihen formieren soll. Außerdem
enthält das Spiel einen "Cube of Devastation" (= Würfel - kennt übrigens
jemand ein Games
Workshop-Spiel ohne Würfel? Bitte melden!), 16
Control Markers und seltsamerweise keine Kettensäge. Die Spielregel ist sehr
salopp abgefaßt, immer wieder taucht dazwischen orkische Diktion auf. Ein
Beispiel gefällig? Die Laudatio eines Orks an den Autor (daneben ein Foto des
Vielgepriesenen, wie er gerade nach einer Getränkedose greift - nach dem Foto dürfte
Stephen noch in den Windeln gelegen sein, als Rudi bereits Spiele erfunden
hatte): "Vis is Steven Hand, and e's a big lad. Stevun
dun this game and made me an' me mates famous, so
e's gotta be airight. Stevun says 'e are games designer and 'is interests
include designing games 'orror comix and chainsaws (sie ist also doch
vorhanden!). Dunno'bout games n' comix but I wunt mind a chainsaw." etc.ad
inf. Da ich nicht zu orkischen Scher-
zen aufgelegt bin und Spielregeln am liebsten linear
abgefaßt sehe (möglichst mit vielen sinnvollen Graphiken und einer Kurzfassung
am Rand), gehen mir die munteren Gesellen mit der Zeit mächtig auf die Nerven.
Aber was soll's - manche Leute lieben es so. Nun zum Regelwerk: Die Basisregeln
entsprechen wieder unserem guten alten Ogallala (mit kleinen Variationen, aber
die ist man schon gewöhnt). Dazu werden allerdings Ausbauregeln geliefert, die
das ganze Spiel mächtig komplizieren. Die genauen Regelunterschiede sind dem
Spielbox-
Vergleich zu entnehmen. Die Punktewertung
unterscheidet sich ziemlich vom Original. Ob das Spiel nun ein Plagiat ist,
oder der Autor zufällig das gleiche Spielsystem entwickelt hat, sei
dahingestellt. Der Spielbox-Artikel enthäit jedenfalls viele hübsche Details über
Parallelen.
Muros hat nun statt der original 98 Karten gleich
140. Diese zeigen keine Indianer, Kanus und Felle sondern Burgmauern, Türme,
Schätze und Kanonen. Die miiitärischen Komponenten sind in zwei Farben ausgeführt,
die nicht gemischt werden dürfen; jeder Spieler baut blaue und gelbe Städte.
Schätze dürfen in beide Städte eingebaut werden. Bei Muros gibt es keine
Restriktionen bezüglich gleiche Karten pro Reihe.
Sonderkarten sind:
Schütze: Aus gegnerischer Stadt der anderen Farbe
eine Beute klauen
Spezialist: Eine Stadt der richtigen Farbe neu
ordnen (ev. Größe verändern)
Verräter: Eine eigene Stadt der richtigen Farbe
entfernen (endgültig aus dem Spiel).
Doppelbildkanone: Kampfkraft und Punktewert groß,
aber erst, wenn man beide Teile hat.
Zugwechsel ist hier: Zwei Soldatenkarten
hintereinander, Spezialist, Schütze, Verräter oder eine Karte, die man aus
irgendwelchen Gründen abwirft.
Ist eine Stadt fertig, so darf man eine unfertige
gegnerische Stadt der anderen Farbe entfernen; man erhält die Schätze als
Beute, der Rest verschwindet ganz aus dem Spiel. Sollten alle Karten verbraucht
sein, bevor ein Spieler fünf Städte fertig hat, so werden die ausgeschiedenen
Karten reaktiviert.
Zum Schluß erfolgt eine Punktewertung, deren Schema
ganz anders ist als bei Ogallala '75.
Bei Ogallala '89 werden sogar zwei Spiele und eine
Variante vorgestellt: Ogallala'89/II entspricht fast zu 100% den
Originalregeln, hier werden nur 98 der insgesamt 154 (es werden immer mehr!)
Karten benöligt.
Bei Ogallala 89/l benötigt man 134 Karten, die eine
Mischung aus '75 und Muros darstellen. Es gibt zwar die alten, dreiteiligen
Kartenkombinationen (Cowboy + zwei halbe Pferde etc.), aber auch einen Indianer
"Crazy Axt" (warum nicht "Crazy Axe"?), der ein eigenes,
fertiges (!) Boot versenkt (endgültiger Ablagestapel). Der Bogenschütze schießt
eine Karte ebenfalls ganz aus dem Spiel heraus. Das Spiel endet nicht
automatisch mit drei fertigen Kanus eines Spielers, sondern nur auf dessen
Ansage.
Die Punktewertung ist wieder etwas anders
ausgefallen.
guter Letzt noch Ogallala '89/I Variante (bitte
durchhalten, wir haben's gleich geschafft!): Hier kommen wieder
unterschiedliche Farben ins Spiel (siehe Muros), ansonsten bleibt der
Spielverlauf unverändert.
Zur Ausstattung: Ogallala '75 und Muros haben Kärtchen,
die von Rudi Hoffmann selbst gezeichnet wurden (erkennbar an den Knollennasen),
bei '89 hat man anscheinend einen anderen Zeichner beschäftigt. Starships wurde
ebenfalls von einem unbekannten Künstler entworfen, Chaos Marauders wurde von
John Blanche und Charles Elliot graphisch aufbereitet. Muros ist in die
klassische Perlhuhn-Rolle verpackt: stabil, aber unpraktisch. '89 hat auf der Rückseite
des normalen Spielplanes noch einen mit 3x14 Feldern aufgedruckt "für den
Anfang". Wozu das gut sein soll weiß ich nicht, aber bitte.
Abschließend möchte ich noch sagen: Wer ein Spiel
sucht, das schnell, einfach und unterhaltend sein soll, der ist mit Ogallala
sicher gut beraten.
WIN-Wertung:
Ogallala '75 WW S II UUU A 4 (2-4) m
*Blackfeet WW S II UUU A 4 (2-4) m
-Starships WW S II UUU A 4 (2-4) m
*Chaos Marauders WWW S II UUU K AA 4 (2-4)
Muros WW SS II UUU AA 4 (2-4) m
Ogallala '89 WW S II UUU A 4 (2-4) m