LANDGANG
Titel: Landgang
Autor: Reinhold Wittig
Hersteller: Edition Perlhuhn
Kategorie: Taktisches Würfelspiel
Spieler: 3-6 (ab 8 Jahren)
erschienen: 1989
Das Leben eines Matrosen in früheren Zeiten war
nicht gerade ein Honiglecken. Mit etwas Pech war er jahrelang auf den sieben
Meeren unterwegs, mußte Wind und Wetter trotzen und dabei schwerste Arbeiten
verrichten. Doch was das Schlimmste war: die tägliche Ration Rum war viel zu
knapp bemessen, als daß er über einem ordentlichen Rausch sein hartes Los hätte
vergessen können. So war die Hoffnung auf den nächsten Hafen und die Kneipen
dort alles, was ihn über Wasser hielt. Nicht von ungefähr kommt daher die alte
Seemannsweisheit: "Das Schönste an der Seefahrt ist der Landgang "
Diesen Landgang (oder besser''Kneipenwettlauf")
hat R. Wittig in seinem gleichnamigen Spiel umgesetzt. Da das Schiff mit den
durstigen Matrosen allerdinge erst um 11 Uhr nachts anlegt und um 12
Polizeistunde ist, gestaltet sich die Suche nach einem guten Plätzchen an der
Theke etwas hektisch. So versucht jeder der Spieler, seine fünf Matrosen
rechtzeitig entlang des Parcours vom Hafen in eine der bis zu 12 (abhängig von
der Spielerzahl) offenen Kneipen zu befördern, indem er mit einem Spezial-Würfel
(3-4-5-5-6-6) würfelt und eine seiner Figuren entsprechend weiterzieht. Dabei
brauchen nicht alle Punkte verwendet zu werden. Läßt man allerdings Würfelpunkte
verfallen, läuft die Zeit (symbolisiert durch einen Polizisten, der sich
entlang einer 60-Felder-Strecke am Spielfeldrand bewegt) um diese Punkteanzahl
weiter.Ebenso vergeht für jedes Mal bei dem ein gegnerischer Spielstein übersprungen
wird, eine Minute.
Schlägt die Uhr Mitternacht, ist das Spiel zu Ende
und der Sieger wird folgendermaßen ermittelt: ein einzelner Spielstein in einer
Kneipe zählt sechs Punkte, zwei zwei Punkte, drei drei und vier vier Punkte für
die Besitzer der jeweiligen Farbe. Fünf oder mehr Steine in einem Kneipenfeld
bringen keine Punkte. Jeder Matrose, der sich nach Mitternacht noch auf der
Straße befindet, bringt seinem Besitzer zwei Minuspunkte ein.
Diese Punktebewertung ist es die dem Spiel seinen
Reiz verleiht. Soll man versuchen, seine Matrosen in möglichst weit vom Hafen
entfernte Kneipen zu schicken und dabei riskieren, nicht alle unterzubringen
oder gleich möglichst viele in eine der vorderen zu bugsieren und sich damit
zur Zielscheibe von Kamikaze-Aktionen anderer Mitspieler zu machen? Auch die
Ausstattung ist zum Teil vorzüglich. So gibt es zwölf Holzhäuschen die auf den
Spielplan gesteilt werden können, um die offenen Kneipen darzustellen. Der
Polizist ist eine 7 cm hohe bemalte Bully-Figur (aus den "Tim und
Struppi"-Comics). Stark fallen dagegen die Matrosen ab - farbige
Barrikade-Steine aus MALEFIZ - und auch die grafische Darstellung des
Hafenviertels auf dem Skai-Plan selbst ist sehr nüchtern und spartanisch,
gemessen an den exzellenten lllustrationen früherer Perlhuhnspiele (Detail am
Rande: bei den Namen der Kneipen konnte es sich der Autor nicht verkneifen,
diverse Gestalten der Spieleszene als Wirte zu beschäftigen und so tragen die
Etablissements Namen wie "Alex' Palace", "Onkel Toms Hütte"
oder"Ernsts Kas Hüsli").
Wer taktische Spiele mit einem Schuß Glück mag, ist
mit LANDGANG sicher gut bedient. EinPS für Sammler: zugleich mit LANDGANG
erschien MÜNZENFUND UND ALTE KNOCHEN, ein Spiel anläßlich des 100-jährigen
Jubiläums des städtischen Museums Göttingen in einer limitierten, numerierten
Auflage von 250 Exemplaren. Diese hat zwar ein anderes Thema die Spielmechanik
selbst entspricht jedoch der von LANDGANG.