Feurio!
Auf der Suche nach neuen
Spielen fällt mir bei einem Spielabend die sehr düster wirkende Schachtel des
Spiels FEURIO! auf. Ich nehme das Spiel zur Hand und lese auf dem Boden der
Schachtel folgenden Text: „Der Mond steht hoch über den Wäldern und Seen.
Plötzlich wird sein blaues Leuchten von der roten Glut hochschießender
Feuerzungen zerrissen – der Wald steht in Flammen!“ Die Optik der Schachtel
spricht mich eigentlich nicht an, aber dieser Text auf der Spielschachtel
gefällt mir. Endlich mal ein Spiel mit einem nicht üblichen Thema. Mit
Feuerwehrleuten versucht man sich gegen eine Feuersbrunst zu stemmen. Das Thema
reizt mich, daher überrede ich Freunde und meinen Mann das Spiel
auszuprobieren.
Mein Mann beginnt die
Regeln vorzulesen. FEURIO! ist ein Spiel für 1 bis 4 Personen. Das ist mir
zunächst gar nicht aufgefallen. FEURIO kann man auch als Solitärspiel
verwenden. Der Wald besteht aus 36 sechseckigen Plättchen. Diese Plättchen
zeigen die Werte 1 bis 6. Je höher der Werte der Zahl auf dem Plättchen desto
heißer ist das Feuer in diesem Bereich des Waldes. Jedes dieser Plättchen hat
auch 1 bis 3 Felder, auf denen Feuerwehrleute zur Bekämpfung des Feuers
abgestellt werden können. Jeder Spieler erhält die Feuerwehrleute einer Farbe.
Die sechseckigen Plättchen werden verdeckt gemischt und zur Seite gelegt. Da
wir das Spiel zu viert spielen, werden von meinem Mann 4 Plättchen gezogen und
aneinandergelegt. Diese Plättchen bilden den Startwald. Evi sitzt links von
meinen Mann und beginnt deshalb das Spiel. Sie zieht ein Plättchen, es zeigt
die Ziffer 3 und auf dem Plättchen sind 2 Felder zum Abstellen von
Feuerwehrleuten abgebildet. Nun suchen wir alle den Platz an dem das Plättchen
gelegt werden muss. Dieser ist vorgegeben, das Plättchen muss immer an die
Plättchen gelegt werden, die aneinander angrenzen und dabei den höchsten Wert
ergeben. Die Werte aller Plättchen die an einander grenzen, werden
zusammengezählt und ergeben die dort herrschende Stärke des Feuers. Das
Plättchen das Evi gezogen hat muss, also an die Stelle gelegt werden, die das
heißeste Feuer hat. Die 4 Ausgangsplättchen haben die Werte 3, 4, 5 und 6. Das
Plättchen mit dem Wert 3 liegt links oben, rechts angrenzend liegt das
Plättchen mit dem Wert 4, unterhalb des Plättchens mit dem Wert 3 liegt das
Plättchen mit dem Wert 6. Rechts neben dem Plättchen mit dem Wert 6 liegt das
Plättchen mit dem Wert 5. Das ergibt folgende Feuerstärken für die an diese
Plättchen angrenzenden Felder. Links von 3 und 6 herrscht die Feuerstärke 9.
Über den Plättchen 3 und 4 hat das Feuer die Stärke 7. Rechts von Plättchen 4
und 5 hat das Feuer ebenfalls die Stärke 9. Am heißesten ist es unterhalb der
Plättchen 5 und 6, dort ist das Feuer mit 11 am stärksten. Hier muss das
Plättchen angelegt werden. Evi legt ihr Plättchen dort an. Dann fragt sie
meinen Mann, muss ich jetzt auf dieses Plättchen meine Feuerwehrleute abstellen
und wenn ja wie viele. Mein Mann erklärt ihr, dass sie keine Feuerwehrleute
setzen muss. Außerdem sagt er ihr, dass sie ihre Feuerwehrleute auch auf andere
Waldplättchen abstellen kann. Es dürfen jedoch immer nur maximal so viele
Feuerwehrleute auf ein Plättchen gestellt werden, wie Felder für Feuerwehrleute
auf dem Plättchen sind. Diese Maximalzahl an Feuerwehrleuten auf einem
Plättchen kann jedoch geringer werden, wenn dieses Plättchen nicht mehr über
ausreichend freie Kanten verfügt. Es dürfen nämlich auch nie mehr
Feuerwehrleute auf einem Waldplättchen abgestellt werden, als dieses noch freie
Kanten – das heißt an denen kein anderes Plättchen anliegt – hat. Evi stellt 2
Feuerwehrleute auf das Plättchen mit dem Wert 6, da dieses Plättchen, derzeit
die meisten Punkte bringt.
Ziel des Spieles ist, seine
Feuerwehrleute möglichst auf einander angrenzende Waldplättchen zustellen,
wobei eines dieser Plättchen am besten den Wert 1 hat. Bei der Abrechnung
werden die Werte aller aneinander grenzenden Plättchen zusammengezählt und
durch den Wert des Plättchens in der Kette, das den niedrigsten Wert besitzt
dividiert. Das Ergebnis ergibt die Siegpunkte für den Spieler. Nach Evi kommt
ihr Mann Poldi dran. Er nimmt ein Plättchen, das den Wert 5 zeigt. Poldi kann
sich die Stelle an der er das Plättchen legt aussuchen, da 3 Stellen den
gleichen heißesten Wert 9 haben. Er legt es rechts an zwischen die Plättchen 4
und 5. Poldis Plättchen hat 3 Felder für Feuerwehrleute. Poldi stellt alle 3
auf dieses Plättchen. Reihum ziehen wir Plättchen und legen diese an die
heißesten Stellen und stellen dann Feuerwehrleute auf eines der Plättchen. Dann
hat mein Mann Walter plötzlich keine Feuerwehrleute mehr. Evi hat noch 3, Poldi
2 und ich 1. Das ergibt sich dadurch, dass wir immer wieder unterschiedlich
viele Feuerwehrleute auf die Plättchen abstellen. Mein Mann passt, da er ja
keine Feuerwehrleute mehr abstellen kann. Nachdem auch ich meine letzten
Feuerwehrleute abgestellt habe, legt Poldi das letzte Plättchen an. Er und Evi
besitzen zu diesem Zeitpunkt beide noch je 1 Feuerwehrfigur. Evi kann ihre
Figur noch auf ein Plättchen stellen. Poldi muss passen, da seine Figur auf
keinem Plättchen mehr abgestellt werden kann. Evi gewinnt, sie hatte das Spiel
auch begonnen.
Wir spielen das Spiel
nochmals – diesmal beginnt mein Mann – er gewinnt das Spiel dann auch. Wir
glauben schon, dass der Startspieler nicht zu besiegen ist. Um diese Theorie zu
bestätigen, beginne ich die 3. Partie. Poldi versucht eine neue Taktik. Zu
Beginn legt er mehrmals nur Plättchen ohne Feuerwehrleute abzustellen. Erst als
dadurch viele freie Plättchen im Spiel sind, beginnt Poldi auch Feuerwehrleute
zu platzieren. Er gewinnt das Spiel ganz knapp vor mir. Wir testen noch einige
Male diese einfache Spielversion und kommen drauf, dass der Startspielervorteil
trotzdem nur schwer aufgehoben werden kann. Erst mit der Zusatzregel
Feuerschneise ist der Vorteil des Startspielers nicht mehr wirklich gegeben.
Durch diese Zusatzregel ändert sich der Charakter des Spieles sehr stark. Der
am Zug befindliche Spieler zieht das Plättchen verdeckt und legt es auch
verdeckt an die heißeste Stelle. Nur dieser Spieler weiß welchen Wert dieses
Plättchen hat. Wenn ein Spieler ein Plättchen verdeckt anlegt, muss er aber
dafür eine Feuerwehrfigur abgeben, diese wird in die Spielschachtel gelegt und
steht dem Spieler für den Rest des Spieles nicht mehr zur Verfügung. Wenn ein
Spieler also keine Feuerwehrleute mehr besitzt, kann er auch keine verdeckten
Plättchen mehr legen. Durch diese Feuerschneisen, die quasi den Brand löschen - die Plättchen
haben den Wert 0 -, kann man verhindern, das andere Spieler größere Waldstücke
erlangen und somit zu einer hohen Punktezahl kommen. Das Spiel erhält dadurch
zwar einen destruktiven Charakter, das taktische Element wird jedoch gestärkt
und erhöht somit sehr den Spielreiz.
Das Spiel kann man auch alleine
spielen, in diesem Fall muss man versuchen alle Feuerwehrleute auf die
Plättchen zu stellen bevor das letzte Plättchen gelegt wird. Dieses
Solitärspiel funktioniert, macht aber eigentlich nicht sehr viel Spaß. Zu Zweit
und zu Dritt wird Feurio mit Sonderregeln gespielt. Diese Regeln ändern den
Charakter des Spieles aber nicht sehr. Im Großen und Ganzen macht das Spiel am
Anfang Spaß, aber der Reiz lässt bald nach. Es ist ein Spiel, das man daher nur
bedingt empfehlen kann. Der Vorteil liegt darin, dass die Regeln sehr einfach
sind und man nicht sehr lange braucht um mit dem Spiel zu beginnen. Die
taktischen Möglichkeiten sind aber anderseits nicht so hoch, das der Spielreiz
über längere Zeit erhalten bleibt. Die grafische Gestaltung des Spiels ist eher
dunkel gehalten und eigentlich auch nicht sehr ansprechend. Das Feuer wirkt auf
den Plättchen leider nicht sehr. Nur auf den Rückseiten der Plättchen – wo
eigentlich gar kein heißes Feuer herrscht sondern der Brand aus ist (Wert 0),
lodert ein Feuerring. Das Spiel ist für Familien mit Kindern gut geeignet, da
es leicht verständlich ist und keine hohen Denkansprüche stellt. Ein simples
Familienspiel, das einige Zeit Spaß machen kann, aber leider auf Dauer nicht
wirklich überzeugend ist.
(m.schranz@gmx.at)
Feurio
Spieler :
1 bis 4
Alter :
Ab 10 Jahren
Dauer :
ca. 30 Minuten
Verlag :
www.edition-erlkoenig.de
Vertrieb :
Im beratenden Fachhandel
Autor :
Heinrich Glumpler
Grafiker :
Preis :
ca. € 18
Genre :
Legespiel
Zielgruppe :
Familie
Mechanismus :
Plättchen anlegen und Figuren setzen
Strategie :
*
Taktik :
***
Glück :
****
Interaktion :
*
Kommunikation :
Atmosphäre :
**
Kommentar:
leicht verständliche Spielregeln
düstere Grafik
Startspielervorteil
kaum Taktikmöglichkeiten
Im
Großen und Ganzen macht das Spiel am Anfang Spaß, aber der Reiz lässt bald
nach. Es ist ein Spiel, das man daher nur bedingt empfehlen kann.
Wenn Sie gerne Carcassonne oder Toscana spielen,
wird Ihnen Feurio auch gefallen.