Dimenticato

 

Dimenticato

2-4 Spieler ab 6 Jahren

von Dr. Ferdinand Hein

Dr*F*Hein*Spiele, 1997

 

Seit Jahren gibt es in Nürnberg am Rand der Halle M einen kleinen Stand und in Essen einen etwas größeren, an dem schöne bunte Graphiken zu sehen sind, die ich immer eher als Bilder denn als Spiele empfunden habe, aber auf jeden Fall schön anzusehen. Und auch in Wien waren diese Sachen schon einmal beim Spielefest zu sehen, bei den Autorentischen.

 

Umso überraschter war ich heuer, als der Name des Ausstellers, Dr.F.Hein.Spiele, und der seiner Neuheit 1997, DIMENTICATO, auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres zu finden waren.

 

Neugierig geworden, habe ich angerufen und um ein Exemplar gebeten. Es kam auch postwendend und ich habe es gleich bei nächster Gelegenheit am Spiele Abend ausprobiert.

 

Wir waren zu viert und bekamen jeder einen Startteil des Spielplans und vier große schöne Holzkegel mit farbigen Köpfen als Spielfiguren. Die restlichen Teile des variablen Spielplans werden je nach Spielerzahl verwendet und nach genauer Vorgabe ausgelegt. Bei vier Personen ist es ein Quadrat, von dem die vier Startfelder an jeder Seite hinausragen. Die Varianz des Spielplanes in jeder Runde ergibt sich daraus, dass die 12 Quadrate verdeckt gemischt und willkürlich zwischen die Startteile gelegt werden, immer drei an jeder Seite.

 

Auf den Startteilen gibt es vier Startfelder und dazu vier Felder, die mit Würfelwerten markiert sind, auf den 12 restlichen Teilen gibt es jeweils vier mit Würfelfeldern markierte Felder in unterschiedlichen Farben.

 

Zu Spielbeginn stehen alle Figuren auf ihren Startfeldern, wer sie als erster einmal um den Plan und wieder in die Startfelder zurückbringt, hat gewonnen.

 

In den ersten vier Spielzügen müssen die Figuren ihre Startfelder verlassen haben, dazu dürfen sie wahlweise 2,3,4 oder 5 Felder weit ziehen. Dabei muss man sich genau merken, welcher Würfelwert am Ende des ersten Zuges unter dem Kegel ist, denn ab dem zweiten Zug darf man einen Kegel nur dann bewegen, wenn man vorher richtig den darunter verborgenen Würfelwert nennt. Hat man sich geirrt, bleibt die Figur stehen und der Zug ist zu Ende. Hat man den korrekten Wert genannt, darf man die entsprechende Anzahl Felder ziehen, eigene und gegnerische Figuren werden dabei übersprungen und man darf in einem Zug maximal zweimal rechtwinklig abbiegen, diagonal darf nicht gezogen werden.

 

Endet der Zug auf einem Feld mit einer gegnerischen Figur, darf man diese schlagen und um drei Felder zurücksetzen, Figuren auf Felder in ihrer Farbe dürfen nicht geschlagen werden. Kann die Figur nicht korrekt zurückgesetzt werden, darf sie nicht geschlagen werden. Die Zielfelder müssen mit genauer Augenzahl erreicht werden, innerhalb des Zielfeldes dürfen die Figuren nachgezogen werden, das gilt allerdings als ein kompletter Spielzug.

 

Im ersten Moment erinnert das Spiel an Mensch ärgere Dich nicht, es bietet gewisse taktische und strategische Möglichkeiten. Um diese zu nützen, muss man sich entweder völlig konzentrieren können oder ein phänomenales Gedächtnis haben, denn man muss sich nicht nur die eigenen Würfelwerte unter den Figuren merken, sondern auch die unter den Figuren der Gegner, um vorausplanen zu können und eine Figur so zu schlagen, dass man sie nicht unmittelbar als Verfolger im Nacken hat. Für Erwachsene sicher eine größere Herausforderung als Mensch ärgere Dich nicht, Kinder dürften allerdings am Auswürfeln der Augenzahl für die Zugweite mehr Freude haben. Sicher kein "großes" Spiel, aber eine gelungene Variante eines Klassikers mit überraschendem Zugmechanismus.

 

Die Nominierung für die Auswahlliste erscheint gerechtfertigt, wenn man viele Faktoren berücksichtigt: Die wunderschöne graphische Gestaltung, das schöne Material, den gelungenen Zugmechanismus und auch das jahrelange Bemühen, mit einem kleinen Eigenverlag schöne Spiele zu propagieren.

 

WIN-Wertung:

Dimenticato AAA UU II 4 (2-4) m