UNSERE REZENSION

 

Eisenbahnbau in China

 

1880 China

 

Aktien- und Operationsrunden einmal anders

        

1880 basiert wie alle Spiele der 18xx-Serie auf dem Spiel 1829 von Francis Tresham.

In dieser Rezension werde ich nicht auf Details des Grundprinzips eingehen, diese können in anderen Rezensionen oder diversen im Internet frei zugänglichen Spielregeln (u.a. auch jene von 1880) nachgelesen werden.

Stattdessen werde ich mich auf die Abweichungen zum Grundspiel, also dem was neu ist konzentrieren, und, dies sei gleich vorweggenommen, diese sind üppiger ausgefallen als in den meisten anderen 18xx-Varianten.

Die Autoren Helmut Ohley und Leonhard Orgler haben schon einige andere 18xx-Varianten veröffentlicht, die meisten, so wie auch 1880, im Eigenverlag bei Double-O Games. Ihre Spiele werden üblicherweise in mehreren Varianten angeboten, von der günstigsten zum Selber ausschneiden, mit Plastikchips und ohne Spielgeld bis zu spielfertig, also (händisch) ausgeschnitten, mit Holzspielsteinen statt Plastik und Papierspielgeld.

Wie auch alle anderen Varianten der Autoren, und die meisten der 18xx-Varianten insgesamt, bietet 1880 eine neue Karte, in diesem Fall China und einige neue Regeln die das Spiel von anderen unterscheiden.

Bei 1880 wird ein Schritt gewagt, der mir bisher noch nicht untergekommen ist, denn die Autoren greifen diesmal den Grundablauf von 18xx an. Zwar gibt es nach wie vor Aktien und Operationsrunden. Aber anders als sonst üblich - einer Aktienrunde folgt eine festgelegte Anzahl an Operationsrunden in der alle Gesellschaften nacheinander operieren - unterbrechen bei 1880 die Aktienrunden die Operationsrunden, wenn bestimmte Ereignisse eintreten. Die Operationsrunden kann man eigentlich nicht mehr als Runden bezeichnen, vielmehr operieren die Gesellschaften nacheinander in einem nicht endenden Zyklus, bis die Spielendbedingung erfüllt ist.

Das Ereignis das Aktienrunden auslöst, ist das Verschwinden der letzten Lok einer Sorte aus der Auslage. Dies kann auf zwei Weisen geschehen, einerseits der klassische Kauf durch eine Gesellschaft, andererseits wird auch immer markiert welche Gesellschaft zuletzt eine Lokomotive gekauft hat; wird dann einen ganzen Zyklus keine Lok mehr gekauft, also bis die Gesellschaft, die zuletzt eine Lok gekauft hat nochmal operiert hat, werden alle Lokomotiven des aktuellen Typs aus der Auslage entfernt.

Dieser neue Ablauf ändert das Spiel natürlich entscheidend, sowohl positiv als auch negativ. Positiv ist sicher dass das Spiel einfach anders ist und einige neue strategische Überlegungen einfließen, etwa dass nach Aktienrunden situationsabhängig die eine oder andere Gesellschaft tendenziell noch ein Mal öfter operieren darf als eine andere. Negativ ist die hohe Spieldauer von 1880, die zwar nur teilweise dem geänderten Ablauf geschuldet ist, aber zumindest macht es die klassischen Hilfsprogramme für PCs, die 18xx sehr beschleunigen können, nur bedingt einsetzbar.

Eine weitere bedeutende Neuerung ist die Unterteilung in 4 Bauphasen (A, B, C und D). Wenn eine Gesellschaft eröffnet wird, hat der Spieler die Wahl, eine 20-, 30- oder 40-prozentige Direktorsaktie zu erwerben. Eine 40%-Gesellschaft darf nur in einer Bauphase bauen, eine 30%-Gesellschaft in zwei Bauphasen und eine 20%-Gesellschaft in 3 Bauphasen.

Unter den Privatgesellschaften, die wie üblich anfangs versteigert werden, wäre in diesem Zusammenhang auch noch das Jeme Tien Yow Engineer Office zu erwähnen, die einer Gesellschaft ein zusätzliches Baurecht für die Phase D einräumt. Die übrigen Privatgesellschaften bieten Vorteile, die in ähnlicher Form schon aus anderen Varianten bekannt sind und keine weitere Erwähnung wert sind.

Sehr wohl erwähnenswert wären aber die ausländischen Investoren. Diese entsprechen europäischen Mächten mit einem auf der Karte eingezeichneten Stützpunkt, dem Heimatbahnhof. Nach der Versteigerung der Privatpapiere darf sich jeder Spieler genau einen Investor aussuchen. Dieser erhält eine Aktie der ersten Gesellschaft, die dieser Spieler eröffnet. Die ausländischen Investoren operieren vor den Aktiengesellschaften und können ganz normal Strecken bauen. Sie leihen sich von der Bank immer die aktuell verfügbare Lok und fahren mit dieser ein. Das Geld wird aber immer einbehalten. Sobald der Investor mit jener Gesellschaft verbunden ist, deren Aktie sie hält, erhält der Spieler die Aktie des Investors sowie 50 Yuan Bonus. Das Betriebskapital des Investors geht in die entsprechende Aktiengesellschaft. Womit sich hier die Frage stellt ob man nun früh zusammenschließt um früh privat eine Aktie mehr zu haben oder lange zu warten um viel Betriebskapital für das Endspiel in die Gesellschaft zu bekommen.

Sehr interessant ist noch dass sich ab dem Kauf der ersten 4er-Lok bis zum Kauf der ersten 6er-Lok die Aktienkurse der Gesellschaften nicht ändern. Dies spiegelt die maoistische Zeit von der kommunistischen Revolution bis zur Eröffnung der Börse in Shanghai wieder.

Die übrigen Regeln bewegen sich in der auch für andere Varianten üblichen Bandbreite.

Zusammenfassend würde ich sagen dass 1880 eine sehr interessante Variante vor allem für erfahrene 18xx-Spieler ist. Vor allem durch den neuen Ablauf bietet 1880 eine willkommene Abwechslung und spielt sich etwas anders.

Für 18xx-Anfänger scheint mir 1880 nur bedingt geeignet, wenngleich ich dazu sagen muss dies nicht durch Erfahrung bestätigen zu können.

Ansonsten gibt es wenig zu beanstanden. Die Spielregel ist gut strukturiert und klar verständlich. Das Spielmaterial ist hübsch gestaltet und liegt sicher über dem sonst oft niedrigen 18xx-Standard. Die Qualität des Spielmaterials ist typisch für einen Eigenverlag, z.B. ist der Spielplan nicht auf einem festen Karton gedruckt, aber vollkommen ausreichend.

 

Besprechung von Markus Wawra

 

Spieler: 3-7

Alter: 13+

Dauer: 300+

Autor: Helmut Ohley, Leonhard Orgler

Grafik: nicht genannt

Preis: 39-75 Euro

Verlag: Double-O Games 2010

Web: www.lonny.at

 

Genre: Eisenbahn- und Aktienspiel

Zielgruppe: Für Experten

Spezial: Viele Spieler

Version: multi

Regeln: de en

Text im Spiel: etwas

 

Kommentar:

18xx-Variante * viel Neues * komplexe, lange Regeln * Regeln gut verständlich * sehr lange Spieldauer

 

Vergleichbar:

Alle anderen Spiele der 18xx Familie

 

Meine Einschätzung: 5

 

Markus Wawra:

1880 ist eine interessante 18xx-Variante die mit vielen neuen Regeln ein etwas anderes Spielgefühl vermittelt. Leider ist die Spieldauer, selbst für 18xx-Verhältnisse sehr lang.

 

Zufall (rosa): 0

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0