Hopfen & Malz

 

Hopfen & Malz

Dirk Henn

3 bis 6 Spieler ab 8 Jahre

db Spiele 1992

 

Wissen Sie, welches das beliebteste Getränk der Österreicher und Deutschen ist? Richtig, das Bier. Da wundert es schon ein wenig, daß die sonst so geselligen Mitteleuropäer nicht Trink- und Spielkultur miteinander verbunden haben und kaum ein Spiel um dieses Thema herausbrachten. Ich selber kann auf Anhieb eigentlich nur "Bierbörse" (umthematisiertes "Bazaar" von Sid Sackson), "Bierspiel" (Kategorie: feuchfröhliches Partyspiel) oder "Charly Kappl" (ein kurzweiliges Kartenspiel von Dan Glimne) nennen. Auch das Spiel, um das es hier geht, hat mit Bier zu tun. Dirk Henn brachte "Hopfen & Malz" 1992 in Eigenproduktion (zusammen mit Barbara Weber) heraus, offensichlich eine Reaktion auf die Ablehnung seiner Spieleldeen von seiten der Spielefirmen.

 

Genauer gesagt geht es bei "Hopfen & Malz" um die Bereiche Produktion und Verkauf. Zum Bierbrauen braucht man bekanntlich 3 Hauptzutaten: Hopfen, Malz und - sträflicherweise im Titel vernachlässigt - Wasser. Die 3 bis 6 Spieler, allesamt potentielle Bierbrauer, können diese Rohstoffe in Form von Karten einkaufen. Entscheidend ist hierbei die Qualität, was sich in einem Zahlenwert niederschlägt. Die Werte gehen von 1 bis 6, wobei 1 gerade noch brauchbar bedeutet und 6 Topqualität darstellt. Der Spielmechanismus dieser 1. Phase ist simpel: Wer an der Reihe ist, darf die oberste, offene Karte eines der 3 Rohstoff-Stapel an sich nehmen und zahlt dafür von seinem Kapital den Wert der Karte in Taler, also zum Beispiel 6 Taler für ein "6er Wasser". Die Anzahl von Karten, die man je Rohstoff aufnehmen darf, ist allerdings - in Abhängikeit von der Spielerzahl - beschränkt. Haben schließlich alle Braumeister die maximale Anzzhl an Karten, geht's an die 2. Phase, den Verkauf des Bieres.

 

Je nach Spieleranzahl kommt dabei eine gewisse Anzahl von Auftragskarten ins Spiel, mit Auftragswerten von 10 bis 100 Taler. Diese werden gemischt und eine nach der anderen versteigert. Der "Königliche Hof" kauft allerdings nur die bestangebotene Bierqualität = Gesamtwert von je einer Hopfen-, Malz- und Wasserkarte (ergo von 3 bis maimal 18). Reihum vom Startspieler aus beginnend, macht jeder ein Angebot. Der Spieler mit der besten angebotenen Qualität gibt 3 Karten mit mindestens dem gebotenen Gesamtwert ab und erhält die Auftragskarte. Sind die Aufträge vergeben, gewinnt der Spieler, der am meisten eingenommen hat.

 

Soweit eine Übersicht des Spielablaufes.

Die 1. Phase ist sehr glücksabhängig, da jeder selbstverständlich die höchsten Werte erwerben will, aber man stets nur zwischen den obersten Karten auswählen kann. Zähneknirschend muß man da zur Kenntnis nehmen, daß nur "1er" ausliegen, oder daß der linke Nachbar schon wieder glücklicherweise eine "6" ergattern konnte. Dies läßt Personen, die dieses Spiel zum ersten Mal spielen, ernsthaft an seiner Ausgewogenheit zweifeln. Der richtige Spielreiz liegt dafür in der 2. Phase. Denn hier darf gepokert, geblufft und hochgetrieben werden. Und da die Nachfrage geringer als das Angebot ist (weniger Auftragskarten), bleiben einige aufihren Bieren sitzen. Außerdem ist es unsicher, ob die höchsten Aufträge tatsächlich auf den Tisch kommen, da die überschüssigen ungesehen abgelegt wurden. Die Nachteile, die man beim Einkauf hinnehmen mußte, können beim Verkauf also ohne weiteres durch geschicktes Bieten kompensiert werden.

 

Alles in allem ist "Hopfen & Malz" ein wirklich empfehlenswertes Spiel für zwischendurch. Die kurze Spieldauer von höchstens 30 Minuten läßt gleich mehrere Partien zu und steht in guter Relation zum Glücksfaktor.

 

Ürigens wurden inzwischen auch die Spielefirmen von den gut durchdachten Ideen von Dirk Henn überzeugt. So erschien 1994 bei Klee Spiele sein "Hexenstich". Vielleicht landet auch einmal "Hopfen & Malz" bei einem größeren Hersteller.

 

Meine WIN-Wertung:

*(*) Hopfen & Malz WW PP UU A 4-6 (3-6) m