Spiele in der Arena
Colosseum
Wer hat das beste Programm?
Amphitheatrum Flavium ist das größte der im antiken Rom erbauten
Amphitheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Zwischen 72 und 80 n. Chr. erbaut, ist es
heute eines der Wahrzeichen der
Stadt und zugleich ein Zeugnis für die hochstehende Baukunst der alten Römer wie für ihre Freude an grausamer
Unterhaltung.
Schon Kaiser Nero
hatte vor, in den Gärten der Domus Aurea das Kolosseum zu erbauen, aber erst
sein Nachfolger Vespasian begann diesen monumentalen Bau. Nach einer
Bauinschrift wurde er durch die jüdischen Kriege und unter anderem den im Jahr
70 geplünderten Goldschatz des Tempels von Jerusalem finanziert.
Nach der
Fertigstellung im Jahre 80 n. Chr. unter Kaiser Titus, dem Sohn von Vespasian,
wurden zu Eröffnung 100-tägige Spiele abgehalten, unter anderem mit
Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen, bei denen bis
zu 5000 Tiere in der Arena getötet wurden.
Wie
fortschrittlich dieser Bau geplant war sieht man daran, dass das ausgeklügelte
Eingangssystem mit seinen zahlreichen Treppen und umlaufenden Korridoren noch
heute beim Stadionbau verwendet wird. Mit diesem System konnte man das
Kolosseum innerhalb von 15 Minuten mit bis zu 50.000 Zuschauern füllen und
innerhalb von 5 Minuten das gesamte Gebäude räumen.
Interessant ist
auch noch, dass der Arenaboden so ausgelegt war, das er geflutet werden konnte
und die nachgestellten Seeschlachten naturgetreu aufgeführt werden konnten. Die
Arena war 450 Jahre in Betrieb und 523 wurde die letzte Tierhetze aufgeführt.
Heute ist das Kolosseum
nicht nur eines der Wahrzeichen Roms, sondern wird auch von mehreren
Menschenrechtsorganisationen benutzt: Wenn ein Todesurteil irgendwo ausgesetzt wird
oder ein Staat die Todesstrafe abschafft oder aussetzt, dann erstrahlt das
Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben.
Dieser Bau fand auch Aufnahme in die neuen 7 Weltwunder, wo man in
dieser Liste unter anderem auch die chinesische Mauer, Macchu Pichu, die
Felsenstadt Petra, Chichen Itza, Taj Mahal und Christo Redentor in Rio findet.
Nun aber zu
unserem Colosseum, dem Spiel von Wolfgang Kramer und Markus Lübke. Die Spieler veranstalten
in ihrer Arena Spektakel und versuchen so hohe Besucherzahlen zu bekommen. Wer
am Ende die Veranstaltung mit der höchsten Zuschauerzahl vorweisen kann,
gewinnt.
Das Spiel läuft
über 5 Runden und jede Runde besteht aus 5 Phasen. Der Spielplan zeigt unter anderem
einen rundherum angelegten Weg, auf dem die Spieler ihre Arena platzieren, die
zu Beginn aus 2 Teilen besteht. Die
Felder des Weges sind nach dem Bau der Arena noch zu sehen und werden beim
Voranschreiten der Figuren mitgezählt.
In der ersten
Phase können die Spieler investieren. Es gibt 4 Möglichkeiten sein Geld
auszugeben, man darf pro Runde aber nur eine nutzen. Man kann seine Arena um
einen Teil erweitern, wobei eine Arena aus max. 4 Teilen bestehen kann. In die
Arena kann man einen Luxusplatz errichten, der zusätzlich 5 Zuschauer bringt oder
man baut eine Kaiserloge. Den Vorteil dieser Loge führe ich später beim Ziehen
der Figuren an.
Die letzte
Möglichkeit zu investieren ist es, eine neue Programmkarte zu kaufen. Im Spiel
gibt es 30 davon und zu Beginn hat jeder Spieler 2 kleine Programme vor sich
liegen. Die Programme 11 bis 30 stehen zum Kauf zur Verfügung. Darauf finden
wir den Preis des Programms, aus wie vielen Teilen die Arena bestehen muss, um
es aufzuführen und welche Spektakelplättchen (Darsteller und Utensilien) man
für der Aufführung benötigt und wie viele Besucher es dann bringt.
In der 2. Phase erwerben die Spieler die Spektakelplättchen. Auf den
Plättchen sind Gladiatoren, Schiffe, Musiker, Pferde, Löwen aber auch Käfige,
Fackeln und ähnliches abgebildet. Man benötigt sie in bestimmten
Zusammensetzungen, um Veranstaltungen aufzuführen. In der Mitte des Spielplans
befinden sich 5 Märkte mit je 3 Feldern. Auf jedes dieser Felder kommt ein
offen liegendes Plättchen. Die Märkte werden versteigert und es wird bei einem
Mindestgebot von 8 Münzen begonnen. Hat ein Spieler einen Markt ersteigert,
kann er nicht mehr mitbieten. So ist gewährleistet, dass jeder Spieler einen
Markt erhält und im Normalfall hat jeder Spieler zu Beginn seiner Auktion 5
voll bestückte Märkte zur Auswahl.
In der Phase 3 handeln die Spieler untereinander mit den Plättchen. Es
kann getauscht, gekauft und verkauft werden, aber immer nur mit dem aktiven
Spieler. In der 4. Phase werden als erstes die Figuren bewegt. Auf dem
umlaufenden Weg befinden sich ein Kaiser (rot mit Lorbeerkranz), zwei Konsule
(blau mit Tunika) und drei Senatoren (gelb). Diese starten von ihren markierten
Feldern. Jede Figur bringt zusätzliche Zuschauer wenn sie sich in der Arena des
Spielers während der Aufführung aufhält. Der Kaiser bringt 7, die Konsule je 5
und die Senatoren je 3 zusätzliche Zuschauer.
Bewegt werden die Figuren mit einem Würfel der die Zahlen 1, 2, 3 und
1-3 aufweist. Hat ein Spieler eine
Kaiserloge gebaut, kann er zwei Würfel verwenden und die Ergebnisse für eine
oder zwei Figuren verwenden. Die Zahlen müssen aber zur Gänze gefahren werden.
Beendet eine der Figuren ihren Zug auf einem der Startfelder bekommt der
Spieler eine so genannte Kaisermedaille. Auf die Sonderfunktionen dieser
Medaille komme ich später zurück.
Danach kann der Spieler eine Veranstaltung aufführen, von einer
Programmkarte die er besitzt. Zuerst überprüft man ob die Arena so groß oder
größer ist wie auf dem Programm vorgegeben. Danach legt der Spieler die
erforderlichen Spektakelplättchen vor. Dafür gibt es eine bestimmte Anzahl an
Zuschauern. Kann der Spieler nicht alle erforderlichen Spektakelplättchen
vorlegen gibt es Abzüge.
Danach werden die Zuschauer gezählt. Einige hier angeführten Spielteile
werde ich im Anschluss genauer besprechen. Die ermittelten Zuschauer des
Programms + je 5 Zuschauer für Programme, die man in früheren Runden aufgeführt
hat, + 5 Zuschauer für jeden Luxusplatz in der Arena + 4 Zuschauer für jede
Starkarte + die Zuschauer für die Figuren, die sich zu diesem Zeitpunkt in der
Arena des Spielers aufhalten, + 3 Zuschauer für jedes gewonnene Podium + 3
Zuschauer von jeder eingesetzten Kaisermedaille.
Es gibt im Spiel 7 Starkarten und jede dieser Karten bringt 4
zusätzliche Zuschauer. Die Spieler erhalten diese Karten sofort wenn sie
mindestens 3 Spektakelplättchen dieser Art besitzen. Danach wechselt die
Starkarte den Besitzer, wenn ein Spieler mehr Plättchen dieser Art besitzt als
der aktuelle Besitzer.
Nach der Zählung der Zuschauer überprüft der Spieler. ob dieses
Programm mehr Zuschauer gebracht hat als jedes Programm dass er zuvor
aufgeführt hat. Ist dies der Fall, hält er die Zahl auf der Siegpunkteleiste
fest. Die eben erwirtschaftete Zuschauerzahl bekommt der Spieler auf jeden Fall
in Münzen ausbezahlt.
In der 5. Phase wird zusammengeräumt. Am Ende der Runde erhält der
Spieler mit dem höchsten Punktestand ein Podium (3 zusätzliche Besucher) und
platziert es in seiner Arena, bei Gleichstand derjenige, der mehr Geld besitzt.
Danach muss jeder Spieler, der ein Programm aufgeführt ha,t ein verwendetes
Spektakelplättchen abgeben, welches aus dem Spiel kommt. Und zu guter Letzt
schenkt der führende Spieler dem letzten ein Spektakelplättchen wobei der Letztplatzierte
die Art des Plättchens definiert.
Diese 5. Phase wird in der 5. Runde nicht durchgeführt. Die Partie
endet in der 5. Runde nachdem die Spieler ihre Programme aufgeführt haben. Es
gewinnt der Spieler mit der höchsten Zuschauerzahl, bei Gleichstand der
reichste und herrscht auch hier Gleichstand derjenige, der die meisten
Starkarten besitzt.
Die Erklärung der Kaisermedaillen bin ich noch schuldig. Wie bereits
erwähnt bekommt man eine, wenn man eine der Figuren auf ein Startfeld zieht
oder eines der 4 Spektakelsonderplättchen dagegen eintauscht. Durch Ausspielen
der Medaille kann man folgende Aktionen durchführen: Man bekommt pro Medaille 3
zusätzliche Zuschauer oder man kann eine Figur 1 – 3 Felder ziehen, in diesem
Fall auch gegen den Uhrzeigersinn, oder man nimmt sich 6 Münzen.
Durch das Abgeben zweier Medaillen kann man in der 1. Phase auch ein
zweites Mal investieren.
Die Regel hat gewohntes Days of Wonder Format und Ausführung. Im ersten
Moment viele farbenprächtige Seiten auf Hochglanzpapier. Bei genauerer
Betrachtung sind von den 12 Seiten nur die Hälfte Regeln, um das Spiel zu
spielen. Vorder- und Rückseite dienen nur als Titelbild und Danksagung, 2
Seiten dem Spielaufbau und dem Material und 2 weitere Seiten sozusagen als
Almanach wo man genauer auf einige Punkte eingeht. Der Rest ist eine
übersichtliche, klar strukturierte Regel mit sehr vielen Beispielen. Klar
formuliert und keine Fragen offen lassend, so sollte eine Spielregel sein.
Durch die farblichen Unterschiede in den Absätzen auch sehr gut lesbar.
Was bekommt der Spieler denn nun für seine 33 Euro? Auf jeden Fall ein
gutes Preis/Leistungsverhältnis. Ein sehr gut funktionierendes, opulent
ausgestattetes, taktisches Mehrheitenspiel, das eines der Highlights des
Jahrganges ist. Die obligatorische quadratische Schachtel ist bis zum Rand mit
Spielmaterial gefüllt. Der kleine Nachteil daran, der Aufbau dauert dadurch ein
wenig länger - aber das nimmt man gerne in Kauf. Was man besonders positiv
erwähnen sollte, ist der beiliegende Zettel, der eine genaue Übersicht bietet,
wo welche Teile in den Tiefzieheinsatz gegeben werden sollten.
Das Material besteht aus sehr stabilen Karton und die Figuren sind sehr
liebevoll ausgesucht worden. Der Kaiser in rot mit goldenen Löwen auf der Brust
und goldenem Lorbeerkranz, die blauen Konsule mit weißer Tunika und die
Senatoren einfach gehalten. Anfänglich dachte ich, das Material der Figuren
wäre Holz, aber es muss sich wohl um ein Kunstharz handeln, genau kann ich es
aber nicht sagen und um es festzustellen hätte ich eine zerschneiden müssen und
das wollte ich auch wiederum nicht.
Die Würfel sind ein kleiner Kritikpunkt. Weiße Zahlen auf weißen Würfel
ist keine optimale Wahl. Das ist jetzt optisch nicht so schlimm wie es sich
anhört, die Zahlen sind erkennbar aber ein stärkerer Kontrast wäre
wünschenswert gewesen. Ob es gewünscht war, dass der Druck auf einigen Münzen
versetzt ist oder da jemand schlampig war mag ich nicht zu sagen. Damals wurden
Münzen mit der Hand gefertigt und da sah jede anders aus und rund und
gleichmäßig waren Fremdworte. So gesehen passen sich die Münzen der damaligen
Zeit an.
Die Grafik kann man nur als besonders gelungen bezeichnen. Sie ist
spielunterstützend, farbig und selbst die beigefarbigen Zeichnungen auf dem
Spielplan empfindet man nicht als Irritation, da sie sich nicht in den
Vordergrund drängen sondern dezent schmücken. Auch das Cover der Schachtel wird
einiges zum guten Verkauf des Spieles beitragen, wobei ich bezweifle das ein
Tierbändiger zwei Löwen an der Leine führt außer er hatte vor zu deren Jause
verarbeitet zu werden.
Der Spielfluss und der Spielablauf waren in allen Partien, auch in der
ersten, flüssig und war man sich über die einfachen Mechanismen einmal im
klaren gab es keine Regelfragen mehr. Die A5 große Übersicht über die 5 Phasen
und die exakten kurzen Erläuterungen haben dazu das nötige beigetragen. Auf der
Rückseite dieser Übersicht befindet sich eine Aufstellung der Programme 11 bis
30, welche Plättchen man für diese benötigt, den Preis, die Größe der Arena und
wie viele Zuschauer das Programm bringt. Anfänglich ist man von der Fülle der
Informationen erschlagen, aber im Lauf des Spieles findet man sich hier gut
zurecht.
Die angegeben Dauer von 60 bis 90 Minuten trifft bei den jeweiligen
Spieleranzahlen zu. Bei unserer ersten 5 Personenpartie haben wir leicht
überzogen. Das Thema ist hervorragend gewählt und passt sich dem Spiel geradezu
genial an. Einer der beiden Autoren, nämlich Markus Lübke, zeichnet für die
historischen Recherchen verantwortlich und diese sind genauestens durchgeführt,
zumindest konnte ich keine Fehler entdecken.
Wir finden in Colosseum ein Spiel, das viele verschiedene Spielertypen
anspricht. Ein wenig Glück, viel Taktik und Strategie aber in einem Maße das
auch weniger geübte Spieler gut damit zurecht kommen und das Element des
Verhandelns sind hier gut ausbalanciert und man merkt richtig wie viele
Testpartien hiefür absolviert wurden. Das ist aber auch die Handschrift von
Wolfgang Kramer, der in seinen Spielen immer alle Möglichkeiten und
Eventualitäten berücksichtigt.
Es gibt einige Strategien die zum Sieg führen, ausloten kann man diese
erst nach einigen Partien, aber gewinnen kann nur derjenige der genau plant und
im richtigen Moment, meist gegen Ende oder der letzten Runde, das richtige
Programm aufführt. Ein während des Spieles zurück liegender Spieler kann diesen
Rückstand immer aufholen und durch den Mechanismus der Schenkung hat dieser
auch einen kleinen Vorteil und der Führende zieht nicht zu weit davon.
Durch die Versteigerung und das Tauschen untereinander kann es auch
einige Male passieren, dass man während des Spiels schnell umplanen muss, da
man vielleicht nicht die richtigen Plättchen bekommen hat oder aber die neue
Kombination einem mehr Möglichkeiten bietet.
Mir hat das Spiel am besten zu fünft gefallen. Bei den Auktionen und
den anschließenden Verhandlungen war ein Treiben wie auf einem arabischen
Bazar. Da wurde geschachert, zwischendurch mit anderen verhandelt um danach
wiederum den aktiven Spieler ein Angebot zu unterbreiten. Wer hier den besten
Überblick hatte konnte daraus einige Vorteile für sich herausarbeiten.
Andererseits was nützen einem die besten Plättchen wenn dir der Nachbar das
passende Programm vor der Nase wegkauft. Diese Balance findet sich im gesamten
Spiel und so konnte jeder seine Stärken ausspielen ohne das Spiel zu
dominieren.
Beim 3-Personenspiel sind die Auktion und der Handel fast nicht
vorhanden und daher auch sehr langweilig, aber es bleibt spielbar. Bei dieser
Personenanzahl kommt auch noch dazu dass die Figuren sich wesentlich weniger
bewegen. Einmal den Kaiser in seine Arena gezogen ist es unwahrscheinlich dass
diese Figur wieder die Arena verlässt, denn dafür müsste ein anderer Spieler
seinen Zug opfern und das ist für ihn ein Nachteil. Ein zusätzlicher Würfel
würde das Problem beheben.
Für 90 Minuten taucht man in die Person des Veranstalters ein und fühlt
das Prickeln in den Verhandlungen wenn man versucht Gladiatoren, Pferde und
Löwen zu ersteigern oder zu tauschen. Das
herausstechende Spielmaterial, die wunderschöne Grafik und die gut gewählte
Themenwelt machen aus Colosseum ein spielerisches Kleinod das man gerne immer
wieder spielt. Days of Wonder, Wolfgang Kramer und Markus Lübke erstmalig haben
wieder einmal gezeigt, wie es auszusehen hat wenn man uns Spielern eine Freude
machen möchte. Panem et cirsenses, Brot und Spiele, wird es bei uns wohl noch
einige male heißen.
Spieler
: 3-5
Alter
: ab 10 Jahren
Dauer
: 60-90 Minuten
Autor : Wolfgang
Kramer & Markus Lübke
Grafik : Julien
Delval
Preis
: ca. € 33,00
Verlag : Days of
Wonder
www.daysofwonder.de
Genre
: Aufbauspiel
Zielgruppe
: Freunde
Mechanismen
: Plättchen ersteigern und damit Veranstaltungen ausführen
Strategie
:
***
Taktik
: ****
Glück
: **
Interaktion
: *****
Kommunikation
: *
Atmosphäre
: *****
Kommentar:
klare
verständliche Regel
schöne
Grafik
opulente
Ausstattung
ausgezeichnetes
Spiel
Kurt
Schellenbauer: Mir persönlich eine ausgesprochene Freude ein Spiel von Wolfgang
Kramer in den Händen zu halten das mich wieder einmal anspricht. Ich stelle es
auf eine Stufe mit den Fürsten von Florenz.
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