Raum für Aliens oder noch eine Kanone?
Galaxy Trucker
Sternenstaub und
Meteoritenbeschuss überstehen
Um was geht es nun
bei Galaxy Trucker? Wie der Name schon andeutet,
handelt es sich unter anderem um den Transport von Waren im Weltraum, für deren
erfolgreiche Ablieferung man am Ende jeder Runde Geld, so genannte Credits bekommt, aber auch für andere Dinge gibt es Credits. Wer nach drei Runden die meisten Credits hat, gewinnt.
Ein Spiel geht über
drei Runden, wobei der Schwierigkeitsgrad natürlich jede Runde ansteigt und der
Trip durchs All dadurch jede Runde etwas länger dauert. Dafür werden auch die
Raumschiffe jede Runde größer. Jeder Spieler bekommt pro Runde einen
Raumschiffplan, auf dem er in der Schiffsbauphase die verschiedenen
Raumschiffteile verbaut, beginnend mit einer zentral platzierten Pilotenkabine
seiner Spielfarbe, an die die weiteren Teile angebaut werden. Das
Startplättchen verfügt über 4 Universalanschlüsse, an die sowohl Plättchen mit
Einzel-, Doppel- als auch mit einem weiteren Universalanschluss angelegt werden
dürfen. Sonst darf nur Einzel- bzw. Doppelanschluss an seinesgleichen angelegt
werden, bzw. ein Rand mit keinem Anschluss darf auch an einen Rand mit keinem
Anschluss grenzen, vorausgesetzt, dass dieses Plättchen mit dem Schiff auf
anderem Weg verbunden ist.
Die Raumschiffteile
liegen alle verdeckt in der Tischmitte. Alle Spieler bauen gleichzeitig an
ihrem Schiff, bis ein Spieler alle freien Flächen mit einem Plättchen belegt
hat bzw. meint, nichts mehr anbauen zu können, weil er z.B. keinen freien
Anschlüsse mehr zur Verfügung hat. Plättchen dürfen nur mit einer Hand genommen
werden und erst über dem Schiff umgedreht und angeschaut werden und entweder
eingebaut oder wieder offen in Tischmitte zurückgelegt werden (zwei Teile
dürfen auch zwischengelagert werden). Ist ein Spieler fertig, nimmt er sich
eines der Flugreihenfolgeplättchen und gibt durch das Umdrehen der Sanduhr den
Anderen noch etwas Zeit an ihren Schiffen weiter zu bauen. Danach werden alle
Schiffe auf eventuelle Konstruktionsfehler geprüft. Sollte ein Fehler vorhanden
sein, muss das entsprechende Plättchen mit allen daran hängenden
Raumschiffteilen vom Schiff entfernt werden. Dafür gibt es am Ende jeder Runde
Abzug von Credits bis zu einer bestimmten
Maximalhöhe.
An Raumschiffteilen
gibt es unter anderem folgende Plättchen: Weitere Pilotenkabinen, die je zwei
Menschen bzw. einen Alien (max. einen Alien pro Art) aufnehmen können. Einfach- und
Doppelmotoren, deren Antriebsdüse immer nach hinten zeigen muss. Einfach- und
Doppelkanonen, die nach vorne mehr Feuerkraft haben als auf die Seite.
Schutzschilde, die vor kleinen Meteoriten und kleinen Schüssen in jeweils zwei
Richtungen schützen. Doppel- und Dreifachbatterien (werden nachher mit grünen
Glassteinen belegt), die benötigt werden, um die erwähnten Doppelmotoren,
Doppelkanonen und Schutzschilde überhaupt in Betrieb nehmen zu können. Und
natürlich unterschiedlich große Ladeflächen für normale und so genannte
gefährliche Waren. Die gefährlichen Waren bringen die meisten Credits. Des weiteren gibt es noch
reine Verbindungsteile; die meisten mit mehren Universalanschlüssen und
außerdem noch Lebenserhaltungssysteme für die Aliens.
Die Aliens erhöhen die Gesamtstärke der Kanonen bzw.
Motoren um zwei.
Nach der
Schiffsbauphase folgt die Vorbereitung für den Flug. Die Schiffsfiguren (sehen
aus wie Spaceshuttles) werden entsprechend der Reihenfolgeplättchen auf den
Rundkurs gestellt. Die Regelkarte für den jeweiligen Kurs, die den Abstand der
Schiffe in der Startaufstellung zueinander, die Wertigkeit der Waren, die Credits für die Reihenfolge der Schiffe am Ende der Runde
und das schönste Schiff (das ist das Schiff mit den wenigsten offenen
Anschlussstücken) festlegt. Außerdem werden noch die Anzahl und
Zusammenstellung der Flugkarten der jeweiligen Runde festgelegt.
Der eigentliche
Flug wird mit diesen Flugkarten abgewickelt. Eine Karte gilt immer für alle
Spieler und hat je nach Reihenfolge auf dem Rundkurs unterschiedlich positive
(Waren, Credits) bzw. negative (Verlust an
Raumschiffteilen, Menschen bzw. Aliens) Auswirkung
zur Folge.
Einige der
Flugkarten möchte ich vorstellen: Es gibt Planetenkarten, mit verschiedenen
Waren, die in den Ladenflächen untergebracht werden, wobei hier auch Waren
umsortiert bzw. in den Weltraum entsorgt werden können. Der führenden Spieler
entscheidet zuerst, ob er landen und Waren aufnehmen möchte. Diese Waren stehen
für die Folgespieler dann nicht mehr zur Verfügung. Jeder Spieler der Waren
aufnimmt, muss seine Raumschifffigur auf dem Rundkurs eine bestimmte Zahl an
Feldern zurückbewegen.
Die Karten „Verlassenes
Schiff“ bzw. „Verlassene Station“ bieten beginnend beim Führenden die
Möglichkeit zu Credits bzw. zu Waren zu kommen.
Einmal muss man nur eine bestimmte Anzahl Menschen in seinen Pilotenkabinen
haben, einmal muss man diese Menschen aus seinem Schiff entfernen. Jede Karte
kostet Flugtage, sofern sich jemand dafür entscheidet, sie durchzuführen. Wer
hier in de Bauphase viele Kabinen gebaut hat, kann leicht ein paar Menschen
opfern. Aber Achtung ganz ohne Menschen muss der Flug abgebrochen werden, was natürlich
einen enormen Verlust an Credits bedeutet.
Bei der Karte
„Freier Weiltraum“ fliegen alle Raumschifffiguren entsprechend ihrer
Motorleistung auf dem Rundkurs nach vorne. Ob man dafür seine evtl. raren
Batterien opfert oder nicht, muss jeder Spieler selbst entscheiden. Bringt doch
der erste Platz wesentlich mehr Credits als der
Letzte. Oder brauche ich meine Batterien noch, um meine Schutzschilde bzw.
meine Doppelkanonen in Betrieb nehmen zu können.
Naturgemäß gibt es
mehr Karten mit schlechten Auswirkungen für Leib und Leben, äh für Mannschaft
und Schiff. Bei der Karte Meteoriten sind alle Spieler davon betroffen, bei
anderen Karten nur Spieler mit schwacher Bewaffnung. Die Meteoriten kommen in
zwei Größen in unterschiedlichster Anzahl und aus allen vier Richtungen.
Während kleine Meteoriten an „schön“ gebauten Schiffsteilen (ohne offenen
Anschluss) einfach abprallen bzw. bei offenen Anschluss mit dem Schutzschild
unter Einsatz einer Batterie abgewehrt werden können, müssen große Meteoriten
mit den Kanonen abgeschossen werden, sofern an der richtigen Stelle auch
Kanonen vorhanden sind. Die Reihe und Spalte, aus der die Meteoriten kommen
wird vom führenden Spieler mit zwei Würfeln für alle Spieler ausgewürfelt.
Bei den Karten
„Feinde“, wie z.B. Schmuggler, Piraten oder Sklavenhändler sind in
Flugreihenfolge nur die Spieler betroffen, die eine zu schwache Gesamtanzahl an
Kanonen haben. Diese verlieren Mannschaft, Ware oder werden mit mehreren
Schüssen attackiert, wobei nur kleine Schüsse mit Schutzschildern abgewehrt
werden können. Große Schüsse treffen immer das Schiff, sofern nicht gerade eine
Zeile/Spalte ausgewürfelt wird, in der sich kein Schiffsteil befindet.
Bei der Karte „Kampfzone“
wird die Mannschaftsgröße, die Kanonen- und Antriebsgesamtleistung aller
Spieler verglichen. Der jeweils Schwächste verliert entweder Waren, Mannschaft
oder wird mehrfach beschossen.
Außerdem gibt es
noch einige Karten mit besonderen Vorkommnissen wie Sabotage, Epidemie und
Sternenstaub, alle mit zum Teil katastrophalen negativen Auswirkungen für das
Schiff, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen werde.
Nachdem alle
Flugkarten der jeweiligen Runde durchgespielt wurden, kommt es zur Abrechnung.
Die noch an Bord befindlichen Waren erwirtschaften je nach Farbe ein bis vier Credits. Je nach Runde bekommt man noch für das schönste
Schiff und die Position des eigenen Schiffs die entsprechenden Credits, wobei sich diese Werte bei der
zweiten Runden verdoppeln und bei der dritten Runden sogar verdreifachen. Für
die während des Fluges verlorenen bzw. beim Schiffsbau zwischengelagert und
nicht verbauten Schiffsteile muss noch bis zu einem bestimmten Maximum Strafe
in Form von Credits bezahlt werden.
Fazit: Eines der
besten und innovativsten Spiele der letzten Jahre. Wer nur die Schachtel in der
Hand hält und einen Blick auf die Rückseite wirft, denkt ob der dort
abgebildeten Sanduhr und der farbigen Würfelchen sofort an Eggerts Space-Dealer. Doch weit gefehlt. Es handelt sich um ein
Spiel, das sowohl aus einer Stressphase in der alle gleichzeitig agieren, als
auch aus einer glücksbetonten Phase besteht. Und gerade diese Mischung macht
dieses Spiel aus. Keinem Spieler ist zu irgendeinem Zeitpunkt langweilig (es
sei denn sein Raumschiff löst sich vor Rundenende in
seine Bestandteile auf oder er muss den Flug aus div. anderen Gründen vorzeitig
abbrechen). Alle Spieler müssen entweder ihr Schiff bauen oder sind von den
Folgen der Flugkarten betroffen. Die Downtime ist
daher sehr gering. Es macht einen Heidenspaß zuzuschauen, wie die Schiffe der
Spieler während des Fluges immer kleiner werden oder während der Bauphase ein
Spieler es nicht schafft sein Schiff halbwegs ausgewogen aus allen Arten von
Plättchen zu bauen, oder gar einen Konstruktionsfehler in seinem Schiff hat.
Jedes schlecht gebaute Schiff rächt sich besonders in der zweiten, aber noch
viel mehr in der dritten Runde, denn die Ereignisse durch die zahlreichen
Flugkarten, die dort auf das Schiff niederprasseln, sind nicht von schlechten
Eltern.
In allem meinen
bisherigen Partien, sowohl mit Gelegenheitsspielern als auch mit Vielspielern ist dieses Spiel extrem gut angekommen. Am
Ende zu gewinnen ist zwar ein netter Nebeneffekt, aber gerade bei diesem Spiel
nicht das Wichtigste. Die Anleitung lässt keine Fragen offen, ist mit einer FAQ-Seite versehen und noch dazu sehr humorvoll
geschrieben. Wer gerne, wie ich, als Abendlektüre Spielanleitungen liest, kann
sich dabei köstlich amüsieren. Die Spieler werden auch langsam in das Spiel
eingeführt. Es gibt einen Regelteil für Neulinge, in der nur auf bestimmte
markierte Flugkarten für die erste Runde eingegangen wird. Erst danach werden
alle Flugkarten und alle Feinheiten genau erklärt. Das Raumschiff 3a möchte ich
noch extra erwähnen. Dieses Raumschiff, das entweder statt dem Raumschiff 3
oder, wie ich in vielen Partien erlebt habe, einfach als 4. Runde gespielt
wurde, ähnelt sehr stark dem aus Startrek bekannten
Raumschiff Enterprise. Zum Glück müssen hier keine Lizenzen bezahlt werden; wer
weiß, was dieses Spiel sonst gekostet hätte.
Der Verlag bietet
auf seiner Homepage www.czechgames.com
die Erweiterung „Krasse Strecken“ zum Download an. Hier handelt es sich um 17
Karten, von denen jede Runde zwei zufällig gezogen werden und neben dem
Spielplan gelegt werden (es handelt sich dabei nicht um Flugkarten). Alle
Karten erschweren z.T. gravierend die
Flugbedingungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Spieler ihr Schiff heil ins
Ziel bringen, sinkt dabei enorm. Es wird extra darauf hingewiesen, dass diese
Karten nur von erfahrenen Spielern verwendet werden sollen, die wissen wie ein
gut gebautes Schiff auszusehen hat. Für Anfänger ist der Flugverlauf sonst zu
deprimierend. Wer sich in Essen in die Mailingliste des Verlages eingetragen
hatte, wurde sogar per Mail über diese Erweiterung informiert. Hut ab für
dieses Service. Wer das Spiel in Essen erworben hat, bekam auch gleich zwei
zusätzliche Flugkarten, die sich aber jeder mit ein bisschen Geschick auch
selber basteln kann, da auch diese auf der Homepage abgebildet und erklärt
sind.
Mit „Trough the Ages“ hat der Autor Vlaada Chvatil voll die Vielspieler zufrieden gestellt, mit „Galaxy
Trucker“ erfreut er alle Spieler gleichermaßen. Ich freue mich schon auf das
nächste Spiel von ihm. Ob er diese beiden Highlights noch toppen
kann; ich bin gespannt. Live long and prosper.
Spieler : 2-4
Alter : ab 12
Jahren
Dauer : ca. 90
Minuten
Autor :
Vlaada Chvatil
Grafik :
Radim Pech, Tomas Kucerovsky, Filip Murmak
Vertrieb : Fachhandel
Preis : ca. € 33,00
Verlag : Czech
www.czechgames.com
Genre : Legespiel
Zielgruppe : Familie, Freunde
Mechanismen : Raumschiffteile anbauen, Flug
absolvieren
Strategie :
**
Taktik : ***
Glück : ******
Interaktion : ******
Kommunikation : *****
Atmosphäre : *******
Kommentar :
Thema sehr gut
umgesetzt
Alle Spieler immer
involviert
Gute witzige Regel
Einführungsteil für
Neueinsteiger
Hoher Wiederspielwert
Vergleichbar:
In dieser
Mechanismuskombination erstes Spiel, Legeregeln wie in Carcassonne
oder Alhambra
Gert Stöckl:
Sowohl für
Gelegenheitspieler als auch für Vielspieler Spielspaß im Weltraum ohne Ende