Werden sie Bürgermeister …

 

Islas Canarias

 

… und lassen sie die Insel besiedeln!

 

Heute wollen wir etwas Leichteres spielen. Ich habe Islas Canarias ausgesucht.

Aber nichts für kleine Kinder!

Ich kenne dich doch und würde nie mit dir ein Spiel für 5-Jährige spielen (oder es dir auf keinen Fall sagen). Es ist ein schönes Familienspiel mit einer 10 Jahre Mindestaltersgrenze.

Gut, da lasse ich mich überreden.

Ja, dann hilf mir alles aus der Schachtel zu nehmen.

So viel Holz? Das sieht ja schick aus. Soll ich die Dinger nach Farbe oder nach Größe sortieren?

Beides. Es gibt 6 Arten an Bauten – sie unterscheiden sich in Farbe und Form. Diese Bauten gibt es dann immer Klein und Groß. Die kleinen sind Häuser, die großen sind Paläste.

Jetzt sehe ich es! Ein rotes Haus hat dieselbe Form wie ein roter Palast.

Es gibt 8 Häuser und 6 Paläste in jeder der 6 Farben. Dazu gibt es noch diese Stadtplättchen. In jeder Farbe genau 2.

 

IsCan_Haus.JPG

 

Und wo ist der Spielplan? Ich finde keinen…

Du kannst auch keinen finden. Es gibt nur diese 6 Tafeln. Auf jeder ist eine Insel der Kanarischen Inselgruppe. Die Spieler sind Bürgermeister auf diesen Inseln und versuchen, ihre Insel zum größtem Zentrum zu machen. Auf den Inseln befinden sich je 12 Bauplätze = freie Felder. Aber jede Insel hat diese anders verteilt. Denn es gibt hier ein kleines Dorf, Acker, Berge, Weg, Küste und Fluss.

Ach, es sind 6 Tafeln, also könnten auch 6 Spieler mitspielen.

Das Spiel ist nur für 2 – 5 Spieler. Jeder Spieler wählt sich eine Insel und die ist dann sein Spielplan.

Dann spielt ja jeder für sich. Ich möchte kein Mehr-Personen-Solitär-Spiel spielen. Ich mag Interaktion!

Keine Bange, es ist wirklich kein Mehr-Personen-Solitär-Spiel. Wir haben noch nicht mal alles aus der Schachtel genommen, über Regeln gesprochen und du ziehst wieder mal voreilig Schlüsse. Jetzt schau dir die Inseln an und versuche zu sagen, wie verschieden sie sind.

Diese ist irgendwie längsgezogen – sieht wie ein Dreieck aus – und die Andere ist mehr kompakt…

Jetzt reagierst du aber wie ein Kind, nicht wie ein gewiefter Spieler.

Du hast doch gesagt, es sei ein Familienspiel. Ich habe mich lediglich in die Haut des jüngsten Mitspielers versetzt.

OK. Heute ist schwer mit dir reden… Aber versetz dich jetzt in das Familienoberhaupt (egal ob Mann oder Frau) und zeig diesem Kind, worum es bei diesen Inseln wahrscheinlich geht.

Auf beiden Inseln sind 12 braune freie Felder – Bauplätze. Manche grenzen an die Berge an. Manche an den Weg, ans Dorf, usw. Es wird sicher von Wichtigkeit sein, wie viele wo angrenzen.

Genau. Ich wusste doch, du blickst auch ohne Regelstudium gleich durch. Und das ist es, was ein Spiel Familientauglich macht. Die Regel ist irgendwie intuitiv zu begreifen und benötigt kein langes Studium. Außerdem ist das Regelheft samt Bildern ganze 4 Seiten lang und keine große Lesehürde nicht mal für 10-jährige. Zurück zu den Inseln: es wird immer wieder neben Etwas gebaut. Dieses Etwas kann ein Haus gegebener Farbe oder Berge, oder Weg, oder Dorf, oder… sein. Unsere 2 Inseln sehen im Vergleich so aus:

IsCan_Inseln.JPGAngrenzende

freie Felder

Insel A

Insel B

Berge

3

4

Acker

4

5

Dorf

4

3

Weg

5

4

Fluss

3

5

Küste

5

3

 

Man sieht, in 3 Kategorien ist Insel A besser dran, in 3 Insel B. Von den Zahlen her sieht man, wie ausgewogen es ist.

Jetzt komme ich zum eigentlichen Ziel des Spiels. Die Spieler wollen ihre Inseln bevölkern. Deshalb rufen sie als Bürgermeister Handwerker, Landwirte, Soldaten usw. und stellen diesen immer wieder ein Feld zum Hausbau zur Verfügung. Es gilt, dass der Spieler gewinnt, der am Ende seine Insel am meisten ausgebaut hat. Als Siegpunkte zählen Häuser, Paläste und Städte. Ein Haus ist immer nur 1 Punkt wert, ein Palast 3 Punkte und eine Stadt 5 Punkte. Wenn ein Spieler 2 oder mehr Paläste derselben Farbe hat, so zählt eines davon 3 Punkte, seine weiteren aber nur je 2 Punkte.

Und ich wollte schon fragen, ob ich alle grünen Paläste haben darf. Es lohnt sich, wie ich höre, nicht, auf eine Farbe aus zu sein.

Jetzt noch zum Bau. Gebaut wird mit Karten. Am Anfang hat jeder 5 davon. Auf jeder Karte sind eine Person, ihr Haus und ihre Prioritäten abgebildet. Wenn ich also eine Hirtin (Pastora) spiele, werde ich ein rotes Haus bei mir bauen. Oben auf der Karte sind die Prioritäten der Hirtin was den Standort des Hauses anbelangt. Man muss die erst mögliche Priorität erfüllen und so das Haus bauen.

 

IsCan_Karten.JPG


 

Und was ist, wenn ich keinen Platz mehr neben dem Acker habe?

Macht nichts dann baust du das Haus am Fluss. Wenn dort auch kein Platz ist, so baust du neben einem weißen Gebäude. Wenn du jedoch keine der 4 Prioritäten erfüllen kannst, kannst du das Haus auch nicht bauen.

Da muss ich ja nachdenken, auf welches Feld ich baue, damit ich mir nicht gleichzeitig ein letztes freies Feld z.B. am Dorf verbaue. Wird sich das Spiel nicht zu sehr ziehen?

Nein, bisher gingen meine Spiele immer ganz schön flott. Es endet eine Runde nachdem ein Spieler 19 Punkte erreicht hat.

19 Punkte kann ich aber nicht mit Häusern machen. Es gibt ja nur 12 Plätze auf der Insel. Wie bekomme ich dann Paläste oder gar Städte auf meine Insel?

Paläste und Städte sind bei dem Spiel Notwendigkeit. Einen Palast bekommst du, wenn du zwei Häuser derselben Farbe hast. Du tauschst die Häuser einfach in einen Palast derselben Farbe um. Für eine Stadt brauchst du sogar 3 Häuser.

Und kann ich einen Palast und ein Haus in eine Stadt umtauschen?

Nein, das geht nicht. Wenn du nur Städte bauen willst, wird der Platz auf deiner

Insel immer weniger. Denn du brauchst 3 Häuser derselben Farbe.

 

In deinem Zug machst du zwei Aktionen. Die erste ist, entweder eine Karte spielen und ein Haus bauen oder 3 Karten nachziehen. Die zweite ist, eine Karte aus der Hand verdeckt zu spielen. Die Karte kommt aufs Schiff. Jede Runde werden dann zuletzt vom Schiff so viele Karten abgespielt, wie Spieler spielen. Es sind eben weitere Personen, die mit einem Schiff angekommen sind und nacheinander Platz auf allen Inseln suchen. Jeder sieht sich alle Inseln an und entscheidet gemäß seinen Prioritäten, wo er bauen wird. Kommt ein Soldat, der am orangefarbenen Gebäude leben will, so zählen alle Spieler ihre freien Felder die an irgendein orangefarbenes Gebäude angrenzen. Der Soldat sucht sich die Insel mit den meisten freien Feldern aus. Damit es zu mehr Interaktion kommt, ist am Anfang eine verdeckte Personenkarte als Schiff ausgelegt, bei Ende der Runde werden diese Karten gemischt. Es werden nicht alle abgespielt und so bleibt dann eine Karte für die nächste Runde übrig.

 

Ich sehe schon, da kann man jemandem ganz schön in die Quere kommen. Und wenn ich nur 4 Karten zur Auswahl habe, ist es schwer, etwas für sich vorzubereiten.

Genau, das ist es, was dem Spiel den Pfiff verleiht und dazu kommen noch Piratenkarten.

Was denn? Piraten gibt es auch?

Piraten kannst du genau so wie eine Personenkarte aufs Schiff legen. Die Piraten sind farblich unterschieden und gehen auf den los, der am meisten Punkte in der jeweiligen Farbe hat. Der Spieler muss dann ein Haus auf seiner Insel abreissen.

Außerdem gibt es noch Privilegien. Ein Privileg bekommt ein Spieler, wenn er 3 Punkte in einer Farbe erzielt hat. Es kann ihm weggenommen werden, wenn ein Anderer mehr Punkte erzielt. Schau sie dir ruhig an, denn sie mischen das ganze noch ganz schön durcheinander.

 

IsCan_Privileg.JPG

 

Hier kann ich bauen wohin ich will? Und hier ziehe ich immer eine Karte nach. Und was ist das mit dem Piraten?

Wenn du das Piratenprivileg hast und ein Pirat dich heimsuchen möchte, sagst du ihm einfach er soll doch zum Nachbarn gehen. Und du sagst ihm sogar zu welchem er gehen soll.

Also das ist mächtig. Sind die anderen denn auch so mächtig?

Weißt du was, wir spielen es jetzt einmal, und dann kannst du selber urteilen. Vlado und Juraj haben es schon einmal gespielt, die werden sicher mitspielen wollen.

Kommentar:

Peter: Also das war wirklich ein gutes Spiel. Soviel getüftelt habe ich schon lange nicht mehr. Aber man darf es nicht zu ernst nehmen. Eben ein Familienspiel. Nach den ersten zwei Runden ging es schon automatisch. Aber das Resultat war auch ganz knapp bei uns beiden, nur Vlado und Juraj, ihr hattet einen größeren Abstand.

Monika: Ihr habt am Anfang irgendwie die Privilegien verpasst.

Vlado: Wir haben einfach zwei Runden lang gebaut – in allen möglichen Farben. Damit haben wir die Insel gefüllt und dann eben Probleme bei ankommenden Schiffen gehabt.

Monika: Ich habe nachgezogen, damit ich zwei rote Häuser bauen kann. Das erste vom Schiff der ersten Runde und das Zweite dann gleich in der zweiten Runde und auch gleich zu einem Palast verbaut.

Peter: Ich habe erst in der zweiten Runde Karten nachgezogen und du sogar in der Ersten. Somit konnten wir auf Privilegien bauen und haben es auch bald geschafft. Sie sind alle gut. Mein weißes mit 1 Karte nachziehen hat mich mehrmals vom Nachziehen statt Bauen bewahrt. Und dafür hattest du das bessere Nachziehen mit rot. Eigentlich war es sehr schade auch wie ich das Grüne „baue wohin es dir beliebt“ an Vlado verloren habe. Es war ein Ausgleich zu dem Orangenen „bei Gleichstand schon gewonnen“. Ich glaube, sie sind alle gut. Wenn ich jetzt sagen sollte, welches ich am liebsten hätte und welches ich jemandem ruhig überlassen würde, kann ich mich nicht entscheiden. Und wie du mit dem braunen auf einmal 4 verschiedenfarbige Häuser in zwei Paläste umgewandelt hast, das war schon super! Die ganze Zeit habe ich auf deine Insel, meine Insel, und die zwei anderen Inseln geschaut, nachgedacht wo könnte ich eine Mehrheit erzielen, wo kann ich jetzt bauen, welche Karte im Schiff bringt mir etwas, soll ich den Piraten Spielen, soll ich nicht? Und dann war es auf einmal zu Ende. Vlado war auch mal gut dran, aber er hat das Ende nicht gut abgeschätzt. Somit hatte er in der letzten Runde keine Karten und musste wieder mal nachziehen. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass es immer gut ist viele Karten auf der Hand zu haben. Dann hat man auch die richtige Auswahl.

Vlado: Und überhaupt der Ausgleichmechanismus: ein Haus vom Schiff bekommt man nur, wenn man viel Platz auf der Insel hat, ist gut gelungen. Das hat mir mehrmals genützt.

Juraj: Auch das Steuern des Zufalls in Form von Personen auf dem Schiff hat mir gefallen.

(Es spielten für Sie Peter, Vlado, Juraj und Monika)

 

Monika.Dillingerova@spielen.at

 

Kid                       

Family          ein    

Adult                    

Expert                           

 

Alter            10+  

Spezial                 

 

Spieler         : 2 – 5 (4-5)

Alter            : ab 10        

Dauer           : 50 min

 

Autor           : Leo Colovini

Grafik          : Matthias Catrein

Vertrieb A.   : Piatnik

Preis            : ca. 20,00 Euro

Verlag          : Clementoni 2009

                     www.clementoni.de

                    

Genre                    : Aufbauspiel

Zielgruppe             : Für Familien

Mechanismen         : Mehrheiten, gesteuerter Zufall, Karten ziehen und spielen

 

Zufall                     : 4

Wissen                  : 2

Planung                 : 3

Kreativität              :

Kommunikation      : 6

Geschicklichkeit      :

Action                   :4

 

Kommentar:

Sehr schönes Material

Sehr ausgewogen

 

 

Vergleichbar           :

Alhambra für separate Bauplätze

Ansonsten neue Mechanismen-Kombination

Privilegien sind interessant und bewirken viel

 

Atmosphäre           : 6

 

Die einzelnen Personen haben wir bei den ersten Spielen nicht wahrgenommen, aber jetzt schauen wir uns auch die schon an. Es ist liebevoll ausgeklügelt, wer wo bauen möchte. Man fühlt sich wie ein Architekt. Auch das schöne Holzmaterial trägt zur Atmosphäre sehr viel zu.

 

 

Monika Dillingerova:

Ein umgekehrtes Mehrheitenspiel. Je mehr man noch nicht verbaut hat, desto größer die Aussicht auf ein neues Gebäude durch Karten vom Schiff. Andererseits, je mehr man schon hat, desto bessere Aussicht auf Privilegien, die weiterhelfen.