STONEHENGE

 

Stonehenge

Taktikspiel für 2 Personen

Reiner Knizia

Blatz Spiele, 1995

 

Was "Stonehenge" mit Stonehenge zu tun hat - bitte fragen Sie mich nicht! Wer sich aufgrund des Titelbildes ein mystisches Spiel erwartet, das eintaucht in die keltische Sagenwelt, wird herb enttäscht. Das soll aber nicht heißen, daß "Stonehenge" kein gutes Spiel ist, aber mein Deutschlehrer hätte trocken bemerkt: Thema verfehlt. Lassen wir also das drumherum, entkleiden wir Stonehenge, kratzen wir die Schale ab und betrachten den Kern.

 

Nehmen Sie bitte Bleistift und Papier und zeichnen ein gleichseitiges Dreieck. Diese Seiten unterteilen sie nun in je fünf gleiche Teile und markieren die Teilungspunkte. Das ergibt auf jeder Seite 4 weitere Punkte. Nun ziehen sie durch jeden dieser Punkt die Parallelen zu den Dreiecksseiten und erhalten so ein Gitternetz, das 6 weitere Punkte im Inneren des Dreiecks liefert. Insgesamt haben Sie nun 21 Punkte. Streichen Sie nun die drei Eckpunkte des Ausgangsdreiecks und es bleiben 18 Punkte übrig, die in Form eines unregelmäßigen Sechsecks angeordnet und durch die Gitterlinien verbunden sind. Das ist der Spielplan, auf dem der Kampf der Druiden, so verkündet es die Spieleschachtel, stattfindet.

 

Dazu stehen jedem Spieler 9 Spielsteine zur Verfügung, die je zweimal die Werte 1, 2 und 3 und je einmal die Werte 4, 5 und 6 tragen. Sie werden nun abwechselnd auf die 18 Felder des Spielplans gelegt und zwar mit folgendem Ziel: Wenn Sie die obige Anleitung ausgef³hrt haben, dann sehen sie, daß sich die 18 Felder zu 15 Reihen anordnen lassen, die zwischen 2 und 5 Felder lang sind. Acht dieser Linien versucht man zu beherrschen, wobei man eine Linie dann beherrscht, wenn die Summe der Ziffern auf den eigenen Steinen die größere ist. Spätestens, wenn alle Felder einer Linie besetzt sind, ist die Vorherrschaft entschieden, wobei bei Summengleichheit jener Spieler verliert, der den letzten Stein gesetzt hat.

 

Sehr oft aber ist bereits früher klar, daß eine Linie nicht mehr verloren geht, da der andere höchstens die eigene Summe erreichen kann - kleines Beispiel: Wenn Sie Ihren einzigen Sechserstein auf ein Feld einer Zweierlinie setzen, gehört sie Ihnen, denn der andere kann auf dieser Linie ja nur mehr höchstens eine Sechs erreichen.

 

Das war's dann schon. Genauso schnell wie es erklärt ist, spielt sich "Stonehenge" auch und daher wird man gleich mehrere Partien hintereinander spielen und durchaus Spaß daran haben, wenn man Spiele dieser Art mag.

 

Wie spielt man "Stonehenge" nun aber optimal? Gibt es vielleicht eine optimale Spielstrategie, die es einem Spieler ermöglicht, immer zu gewinnen? Fragen, auf die man sehr schnell stößt. Ich weiß keine Antworten darauf - gewisse taktische Prinzipien habe ich natürlich schon gefunden, aber die zu entdecken überlasse ich Ihnen und hab auch weder Lust noch Zeit, nach Lösungen zusuchen. Klar ist aber, daß ab einem bestimmten Moment der Ausgang vorherbestimmt ist, wenn beide optimal spielen. Diesen zu erkennen und dann für sich zu nützen ist aber ein anderes Problem.

 

Wie bei Knizia-Spielen üblich wird auch eine Variante angegeben, die mir aber nicht so besonders gefällt, weil aus einem Taktikspiel plötzlich ein Glücksspiel wird. Man soll dabei die Steine verdeckt setzen und erst, wenn alle gespielt sind, wird aufgedeckt und abgerechnet. Wie gesagt, mein Fall ist das nicht.

 

Ein zweites Phõnomen, das mir bei Knizia-Spielen in letzter Zeit immer wieder passiert, ist die Frage, woher ich das Spiel bereits kenne und darauf gibt's eine Antwort. Es war vor einiger Zeit bereits als Spiel im Heft in der Spielbox abgedruckt. Doch glaube ich, daß hier die Qualität des Spiels ausreicht, um eine Auflage in der hier vorliegenden Form zu rechtfertigen. Einzig der Etikettenschwindel stört mich - aber das sind halt verkaufsstrategische Entscheidungen, die man akzeptieren muß - denn lieber ein Haar in der Suppe, als gar keine!