KULA KULA
Kula Kula
Blatz
Spiele
Autor:
Reinhold Wittig
2-4 Spieler
ab 8 Jahren
1993
Andere
Länder, andere Sitten! Wie soll man den Kula Tausch der Bewohner der
Salomon-Inseln sonst wohl verstehen? Dazu reisten die Inselbewohner mit ihren
Kanus von Insel zu Insel und verschenken den Muschelschmuck, für den sie ein
Gegengeschenk erhielten. Dieses wurde auf der nächsten Insel wieder
weitergeschenkt, und wenn sie nicht .. Aber im Ernst: Je öfter ein solcher
Muschelschmuck verschenkt wurde, desto wertvoller und begehrter wurde er.
Herrlich,
das sollte man bei uns auch einführen! Wenn ich das nächste Mal nach Wien
komme, bringe ich Ferdinand mein originalverschweißtes "Mensch ärgere Dich
nicht" mit und bekomme dafür sein "Homas'Tour". Das gebe ich
dann in Essen an, na ja, vielleicht Rudolf Rühle weiter, der mir dafür
freudestrahlend sein "Al Parlamento" überlässt, das ich ...
Bevor ich
jetzt total abhebe, kehre ich lieber zu "Kula Kula" zurück, das zwar
auch die Möglichkeit bietet, diesen Tausch spielerisch zu erleben, aber eben in
einer sehr gemäßigten Form. Jeder Spieler segelt nämlich mit seinem kleinen
Holzkanu von Insel zu Insel, um an die begehrten Kauri-Muscheln zu kommen. Dazu
muß man aber unterwegs Buccinummuscheln sammeln, denn Kauris erhält man nicht
für harte Dollars, sonder nur im Tausch gegen Buccinummuscheln und zwar drei
Buccini gegen eine Kauri.
Also nichts
wie hinein in die Boote, die Anker gelichtet und losgesegelt. Und hier zeigt
sich nun das Temperament jedes Kapitäns, denn er kann entweder seelenruhig ein
Feld weit segeln, was ihm zwar kaum viele Kauris bringen wird, aber dafür muss
er sich nicht auf so unsichere Dinge wie das Orakel verlassen.
Wer es
trotz meiner Warnungen befragen will, muss dazu nicht nach Delphi gehen,
sondern zieht einfach Karten vom Orakelstapel. Hat er eine Kanu- oder
Schiffskarte gezogen, wird er sich freuen, denn er darf ein bzw. zwei Felder
weitersegeln. Zieht er mehrere solcher Karten hintereinander, so werden die
Werte aufsummiert. Aber wehe er überspannt den Bogen und zieht das Götzenbild -
für mich eindeutig eine Götzin, denn wie heißt eine alte Seemannsweisheit: Des
Seemanns Grauen, das sind die Frauen!, so ähnlich jedenfalls-, denn dann ist
alles mit einem Schlag vorbei und er muss diese Runde aussetzen.
Blieb er
aber vor der Rache der Götzin verschont oder segelte sowieso nur ein Feld und
erreicht mit seinem Schiff ein Feld, auf dem Buccinummuscheln liegen, so darf
er sie alle einsammeln, um sie, wie oben beschrieben, auf einer der Inseln
gegen Kauris einzutauschen.
Eine Gunst
aber gewährt die Götzin allen, die mutig genug waren, sie zu befragen. Denn
dieser darf am Ende des Zuges Schicksal spielen und mit Hilfe eines kleinen
Delphins ein Feld bestimmen, wo eine neue Buccinum zu finden ist. So ändern
sich die Anzahl und die Plätze, wo man diese Muscheln findet, ständig.
Abhängig
von der Spielerzahl gilt es zwischen vier und sechs Kaurimuscheln zu sammeln
und wem dies als erster gelingt, der gewinnt das Spiel.
Für manche
wird dieses Spiel nicht neu sein, denn der Autor Reinhold Wittig hat es in
seiner Edition Perlhuhn bereits 1991 veröffentlicht. Und nach dem
Franckh-Kosmos-Verlag hat man nun auch bei Blatz auf diesen riesigen Fundus
zurückgegriffen und vier Spiele, darunter eben auch Kula Kula, einem größeren
Publikum zugänglich gemacht. Und wie bei Frankch Kosmos war man sich bewusst,
dass man bei der Ausstattung auf keinen Fall sparen dürfe. In besonderem Maß
gilt dies für Kula Kula, das allein schon für sein Spielmaterial eine glatte
Eins verdient. Neben dem graphisch wunderschön gestalteten Spielplan, den fünf
Holzkanus, bei denen nur der etwas zu geringe Farbunterschied zwischen den
beiden braunen Kanus zu kritisieren wäre, und dem Holzdelphin muss man vor
allem die echten Muscheln erwähnen, die dem Spiel das richtige Flair geben und
einen gar nicht anders lassen als sich hinzusetzen und zu spielen.
Doch was
nützt das schönste Spielmaterial, wenn die Spielidee nichts taugt! Aber auch
hier hat Kula Kula einiges zu bieten. Klar, daß es nichts für Freaks ist, die
sich gerne stundenlang ihr Hirn zermartern, aber wer glaubt, dass man bei Kula
Kula völlig dem Glück ausgeliefert ist, der irrt gewaltig.
Das beginnt
beim Ziehen. Segelt man risikolos ein Feld weit, oder versucht das Orakel? Wenn
man aufgepasst hat, weiß man auch, wie viele der elf Götzinnenkarten bereits
gezogen wurden und kann so das Risiko etwas abschätzen. Die Entscheidung wird
sicherlich auch mitgetragen von der Verteilung der Buccinummuscheln. Vielleicht
braucht man die paar, die sich einige Felder weiter vorne befinden noch, oder
will sie einem anderen vor der Nase wegschnappen? Oder man will einen vor sich
Segelnden erreichen, denn dieser muss einem dann eine Buccinum als Geschenk
überlassen. Durch den Zufallsgenerator Delphin ändert sich die
Buccinumverteilung auch ständig, so dass diese Entscheidungen immer wieder neu
getroffen werden müssen.
Auch die
Kauris darf man nicht aus den Augen verlieren, dann auf jeder Insel gibt es
höchstens drei und was nützen einem alle Buccini der Welt, wenn es erst sechs
Inseln weiter wieder Kauris gibt.
Damit hat
man aber genug Möglichkeiten, um aktiv ins Spielgeschehen einzugreifen und dem
Glück ein Schnippchen zu schlagen. Dass aber doch nicht alles so geht, wie
man’s gerne hätte ist gut und macht aus Kula Kula eines der schönsten
Familienspiele der letzten Zeit.
Und wer
weiß? Vielleicht nehme ich doch mein originalverpacktes "Mensch ärgere
Dich nicht" beim nächsten Mal mit?!
WIN-Wertung
** Kula
Kula WW S I M UU AAA