Schotten-Totten
Schotten-Totten
von
für 2 Spieler
ab 8 Jahren
ASS Spiele 1999
20 bis 30 Minuten
Meine Wertung:
* Schotten-Totten W S I UUU A
2 m
Endlich war der Urlaub da!!!
Alles richtig ins Auto verstaut, die
Koffer und Taschen, das Schlauchboot, der Kinderwagen, und, und, und.....
Ach ja, Spiele sollten auch noch mit.
Aber was?
Im überfüllten Kofferraum war einfach
kein Platz mehr für die Siedler, also mußte ein kleines Spiel ran. Und weil ich
ja eigentlich kein Freund von Wasser, Strand und Sonnenanbeten, sondern eher
ein Liebhaber des kühlen Nordens bin, fiel meine Wahl auf eine kleine Schachtel
mit dem Aufdruck "Schotten-Totten".
Meine Entscheidung erwies sich in der
Folge als goldrichtig, denn neben der günstigen Größe weist das Spiel noch
einen weiteren Vorteil auf: Es ist schnell erklärt. Die "alles
entscheidende Schlacht auf der Schafweide" zwischen den Männern aus
South-Tottenbury und North-Tottenbury entpuppt sich bei näherer Betrachtung als
ein taktisches Kartenspiel für zwei Personen. Zwischen die beiden Kontrahenten
wird eine Reihe aus 9 Grenzstein-Karten gelegt. Um diese Grenzsteine geht es im
Anschluß, denn jeder Spieler versucht, auf seiner Seite eines Grenzsteines eine
stärkere Abteilung schlagkräftiger Männer als sein Gegenüber aufzustellen, und
sich auf diese Weise den Grenzstein zu sichern. Gewonnen hat derjenige Spieler,
dem es zuerst gelingt, entweder drei benachbarte Grenzsteine oder insgesamt
fünf Grenzsteine zu erobern.
54 Männer - natürlich alles echte
Schotten - stehen den Spielern dabei im Kampf zur Seite. Von sechs
verschiedenen Clans gibt es je neun Typen in verschiedener physischer
Verfassung, spieltechnisch können wir
von sechs Farben mit den Werten von 1 bis 9 sprechen. So ist auf der
"1" ein alter Tattergreis in Schottenrock abgebildet, auf der "2"
ein Dudelsack spielender Schwächling bis hin zu den Kraftprotzen mit den
höheren Werten. Die "9" zeigt wahrscheinlich den Weltmeister im
"Cabertossing" (Baumstamm-Werfen) persönlich.
Sechs Karten vom gemischten Stapel
werden den Spielern zu Spielbeginn ausgeteilt, danach geht der Spielverlauf
denkbar einfach von sich: Eine Karte auf seiner Seite zu einem Grenzstein legen
und danach eine Karte nachziehen. Drei Männer dürfen dabei maximal auf jeder
Seite eines Grenzsteines stehen (die "Mac's" lieben den Kampf Mann
gegen Mann), diese bilden dann eine Abteilung. Wer über die stärkere Abteilung
verfügt, kann den Grenzstein auf seine Seite verschieben. Wie wird aber nun die
Stärke einer Abteilung ermittelt? Grundsätzlich gibt es fünf verschiedene
Formationen. Die bei weitem stärkste (weil schwieriger zu erreichende) ist der
"geordnete Clan": drei aufeinanderfolgende Werte in der selben Farbe.
Dahinter kommt das "Schotten-Totten-Team", das sind drei Karten mit
dem gleichen Wert (im Volksmund sagt man Drilling dazu). Am drittstärksten ist
der "Clan": drei Karten derselben Farbe. Die
"Schotten-Totten-Staffel" setzt sich aus drei Karten mit
aufeinanderfolgenden Werten (Farbe beliebig) zusammen und ist auf der
Hierarchie noch weiter unten angesiedelt. Überhaupt am schwächsten ist dann die
mit Recht sogenannte "Wilde Horde", also jede andere
unzusammenhängende Kartenkombination.
Stehen sich zwei gleich starke
Abteilungen gegenüber, entscheidet die größere Gesamtsumme, bei neuerlichem
Gleichstand darf sich derjenige Spieler den Grenzstein nehmen, der zuerst seine
drei Mannen dort hatte.
Erwähnenswert ist noch die Regel, daß
an bereits vergebene Steine (d.h. auch wenn der Gegner noch nicht drei Karten
gelegt hat, aber mit den verbliebenen Karten keine höherwertige Abteilung mehr
aufbieten kann) keine Karte mehr angelegt werden darf.
"Schotten-Totten" ist ein
typisches Kniziaspiel: Klein, schnell erklärt, einfach zu spielen und eine
leichte Variation einer schon bestehenden Spielidee. Darüber hinaus besitzt das
Spiel jedoch einiges an Tiefgang, in dem auch Bluff, Reizen und taktische
Kniffs nicht zu kurz kommen. Natürlich kann man zu Beginn noch nicht absehen,
welche Reihen man bekommen könnte, und so sollte man sich anfangs möglichst
viele Optionen offenhalten. Aber mit der Zeit und anhand der immer mehr
werdenden Informationen der ausliegenden Karten kann man immer taktischer
agieren. Diese Kombination von Spekulation und Taktik macht das Spiel ziemlich
reizvoll, das bezeugen allein schon die sicherlich über 50 Partien, die ich
gegen meinen Schwiegervater geführt habe. Ich würde "Schotten-Totten"
kurz als ein spannendes "Rommé" für 2 Spieler bezeichnen. Meine
Empfehlung als kurzes Spiel für zwischendurch (ein ganzer Abend voller
Revanche-Partien ist jedoch nicht auszuschließen...) hat es jedenfalls, zumal
es sich auch die sprichwörtlich geizigen Schotten leisten können.