UNION PACIFIC

 

Das Spiel: Union Pacific

von Alan R. Moon

Amigo 1999

2 bis 6 Spieler ab 12 Jahre

http://www.amigo-spiele.de

 

Die Win-Wertung:

" ... und dann ist noch ein Eisenbahnspiel neu erschienen, Union Pacific, aber das ist eine Neuauflage von Airlines – das war auch von Alan Moon – weißt eh, das Spiel mit den Fluglinien – nein, nicht das Airbaron von Avalon Hill – das von Abacus!" So hörte ich zum ersten mal von dem Spiel (eigentlich von zwei, da ich Airlines auch noch nicht kannte). Mir schossen dabei zwei Gedanken durch den Kopf: ‚Jö – wieder mal seit langem ein Eisenbahnspiel!‘ und ‚Man ist eigentlich gestraft, wenn man alle alten Spiele kennt. Man wird immer Ähnlichkeiten finden.‘ "und Wirtschaftsspiel ist es auch" – also schaute ich mir also das Spiel einmal an.

 

Ich suchte ein paar Mitspieler, machte die Schachtel auf und schaute mir der Inhalt an: Intelligente Schachtelaufteilung, viele kleine bunte Loks, Spielgeld, Aktienkarten, Schienenkarten und der Spielplan. Da hatte ich allerdings das Gefühl, den kenne ich schon (verdammtes Déjàvu) – der andere ist auch in Nordamerika – ja, auch Städte mit Linien verbunden – das Spiel heißt dingsda – äh, San Francisco – nein Santa Fe. Das Spiel ist allerdings auch von Alan Moon (Irgendwie habe ich den Eindruck, ich befinde mich auch schon hart an der Schwelle mit Wissen gestraft zu sein).

 

Da ich die Leute zusammengetrommelt hatte, blieb mir auch die zweifelhafte Ehre die Spielregel erklären zu dürfen. Zuerst legt man den Spielplan in die Mitte, sortiert Geldscheine und Loks und bestimmt einen Spieler zum Bankier (Es ist immer hilfreich, wenn solche Dinge in der Spielregel erklärt sind). Für jede der zehn Gesellschaften mit Lokomotiven (Die Gesellschaft der Union Pacific hat keine eigenen Loks) wird je eine Lok auf das gleichfarbige Feld des Streckennetzes gestellt, die größte Gesellschaft (die El Paso & Rio Grande) startet mit zwei Loks. Jeder Spieler erhält eine Übersichtskarte, 3 Schienenkarten (die restlichen mischen), eine Aktie der Union Pacific und vier weitere Aktien der anderen Gesellschaften. Von den fünf Aktienkarten legen alle gleichzeitig eine offen vor sich aus – das ist für jeden Spieler die erste Investition in eine Gesellschaft.

 

Die restlichen Union Pacific Karten bilden einen eigenen Stapel und von den restlichen Aktienkarten werden 4 Aktien offen ausgelegt. Die vier Prämienkarten werden an bestimmten Stellen unter die verbleibenden Aktien gemischt. Bei jeder Prämienkarte gibt es dann eine Wertung – Geld wird ausgezahlt und so, und der mit dem meisten Geld am Schluss gewinnt.

Vor dem Spielablauf werden in der Spielregel noch einige Sachen erklärt, so zum Beispiel das Schienennetz: Jede Schienenstrecke zwischen zwei Städten ist in ein bis vier Felder unterteilt. Auf diese kommen im laufe des Spieles die Loks. Außerdem gibt es vier verschiedene Arten von Schienen. Die einzelnen Gesellschaften dürfen nur auf bestimmten Schienen fahren. Die El Paso & Rio Grande darf als einzige auf allen Schienen fahren. Weiters wird noch auf die Aktienkarten hingewiesen: dort ist vermerkt wie viel Aktien und Loks es bei dieser Gesellschaft gibt und auf welchen Schienen die Gesellschaft fahren darf.

 

Der jüngste Spieler beginnt, danach geht es im Uhrzeigersinn weiter. Jeder Spieler zieht zuerst eine Schienenkarte und entscheidet sich dann welche der zwei Aktionen er durchführen möchte: Ausbauen oder Investieren.

Beim Ausbauen wird eine Schienenkarte ausgespielt und eine Lok auf einen freien Platz einer entsprechenden Schienenverbindung am Plan gestellt. Es ist darauf zu achten, dass zwischen zwei Städten nicht zwei Loks der gleichen Farbe stehen und dass die Loks einer Farbe auf aneinandergrenzenden Schienenverbindungen stehen. Danach zieht der Spieler eine der vier offenen oder eine verdeckte Aktie. Hat er eine offene Aktie genommen, dann wird sofort eine neue an ihrer Stelle aufgedeckt. Sollten dabei vier gleiche Aktien offen ausliegen, so kommen alle vier aus dem Spiel. Abschließend kann der Spieler noch eine Aktie aus der Hand gegen eine Union Pacific Aktie tauschen. Die eingetauschte Aktie kommt ebenfalls aus dem Spiel.

Bei Investieren legt der Spieler beliebig viele Aktien einer Gesellschaft oder je eine Aktie von zwei Gesellschaften vor sich aus. Dann muss er noch eine Schienenkarte auf den Ablagestapel legen. Er darf beim Investieren weder eine Lok auf den Spielplan setzen noch eine neue Aktienkarte vom Stapel ziehen.

 

Wird eine Prämienkarte aufgedeckt, so findet eine Wertung statt. Für jede Gesellschaft wird der aktuelle Wert ermittelt. Dieser ist die Anzahl der am Plan befindlichen Loks plus 1 für den Startbahnhof in Millionen. Dieser Betrag wird an den Hauptaktionär ausbezahlt. Der Zweitaktionär bekommt halb so viel (abgerundet). Hat nur ein Spieler Aktien der Gesellschaft offen ausliegen, so bekommt er beide Prämien. Haben mehrere Spieler gleich viele Aktien, so teilen sie sich die Prämie(n).

Bei der Prämienausschüttung für die Union Pacific wird nach einer Tabelle an die ersten fünf Großaktionäre ausbezahlt. Haben mehrere Spieler gleich viele Aktien, so werden hier die Prämie geteilt. Haben weniger als fünf Spieler Aktien offen ausliegen, so verfallen die restlichen Prämien. Ja und bei der ersten Wertung gibt es für die Union Pacific keine Prämie, und nach der vierten Wertung ist das Spiel aus.

 

Die Regeln sind ausführlich und ausreichend mit Beispielen versehen. Es bleiben eigentlich keine Fragen offen. Ich hörte nur von einem Fall, dass alle Loks gesetzt waren und die vierte Wertung noch immer fehlte (dann werden ja keine Aktien mehr nachgezogen), aber da waren auch zu viele Aktien im Spiel. Anscheinend gibt es doch noch Verlage, die Reservekarten gleich mit dem Spiel mitliefern. Dieses Spiel als Wirtschaftsspiel zu bezeichnen halte ich für stark übertrieben, da das verdiente Kapital nicht reinvestiert werden kann. Für mich ist es eher ein "Spiel der knappen Ressourcen" – man möchte viel mehr machen, als man eigentlich darf. Das ist auch der einzige Tip den ich bei diesem Spiel geben kann: Auf keinen Fall zu viel vornehmen, man verschläft sonst die einzelnen Wertung.

Zum Bemängeln habe ich auch zwei Punkte gefunden: Zum Einen ist auf jeder Aktie vermerkt, welche Strecken befahren werden dürfen, allerdings wäre es sinnvoller auf den Schienenkarten (die man ja ausspielt) zu vermerken, welchen Gesellschaften auf dieser Strecke fahren dürfen. Der zweite Punkt ist eher grundlegender Natur: Wieso muss es so viele Eisenbahnspiele in Nordamerika geben (wobei sich die Kritik nicht auf ‚Eisenbahnspiel‘ bezieht). Das Spielprinzip hätte sich hervorragend auch in Europa abbilden lassen. Die Ausrichtung auf den amerikanischen Markt kann ja nicht der Grund sein, wenn ein Spiel von einem europäischen Verlag in deutsch herausgegeben wird?!

 

Die Ähnlichkeiten mit Santa Fe beziehen sich nur auf den Spielplan und das Thema. Bei Santa Fe liegt der Schwerpunkt eher am Bauen der Strecke.

Damit komme ich auch schon zum Vergleich mit Airlines. Das Design der gesamten Ausstattung wurde überarbeitet und hat nur dazu gewonnen. Es gibt auch einige Regeländerungen, die dem Spiel so etwas wie einen eigenständigen Charakter geben. So konnte man unter anderem bei Airlines noch nicht in eine universelle Gesellschaft investieren, das Erweitern des Streckennetzes einer Gesellschaft war auch etwas komplizierter und die bei Airlines möglichen Sabotageaktionen sind anscheinend dem Gedanken der "political correctness" zum Opfer gefallen. Trotzdem ist eine grundlegende Ähnlichkeit der beiden Spiele nicht zu übersehen. Ob dieses Spiel wirklich eine Neuerscheinung ist, kann aus meiner Sicht weiterhin bezweifelt werde.

 

PS: der Vollständigkeit halber noch angeführt: Airlines erschien 1990 unter Abacus, Santa Fe 1992 unter White Wind und Airbaron 1996 unter Avalon Hill, letzteres hat aber keine Ähnlichkeiten mit zuvor genannten Spielen.