UNION
PACIFIC
Das Spiel:
Union Pacific
von Alan R.
Moon
2 bis 6
Spieler ab 12 Jahre
Die Win-Wertung:
" ...
und dann ist noch ein Eisenbahnspiel neu erschienen, Union Pacific, aber das
ist eine Neuauflage von Airlines – das war auch von Alan Moon – weißt eh, das
Spiel mit den Fluglinien – nein, nicht das Airbaron von Avalon Hill – das von
Abacus!" So hörte ich zum ersten mal von dem Spiel (eigentlich von zwei,
da ich Airlines auch noch nicht kannte). Mir schossen dabei zwei Gedanken durch
den Kopf: ‚Jö – wieder mal seit langem ein Eisenbahnspiel!‘ und ‚Man ist eigentlich
gestraft, wenn man alle alten Spiele kennt. Man wird immer Ähnlichkeiten
finden.‘ "und Wirtschaftsspiel ist es auch" – also schaute ich mir
also das Spiel einmal an.
Ich suchte
ein paar Mitspieler, machte die Schachtel auf und schaute mir der Inhalt an:
Intelligente Schachtelaufteilung, viele kleine bunte Loks, Spielgeld,
Aktienkarten, Schienenkarten und der Spielplan. Da hatte ich allerdings das
Gefühl, den kenne ich schon (verdammtes Déjàvu) – der andere ist auch in
Nordamerika – ja, auch Städte mit Linien verbunden – das Spiel heißt dingsda –
äh, San Francisco – nein Santa Fe. Das Spiel ist allerdings auch von Alan Moon
(Irgendwie habe ich den Eindruck, ich befinde mich auch schon hart an der
Schwelle mit Wissen gestraft zu sein).
Da ich die
Leute zusammengetrommelt hatte, blieb mir auch die zweifelhafte Ehre die
Spielregel erklären zu dürfen. Zuerst legt man den Spielplan in die Mitte,
sortiert Geldscheine und Loks und bestimmt einen Spieler zum Bankier (Es ist
immer hilfreich, wenn solche Dinge in der Spielregel erklärt sind). Für jede
der zehn Gesellschaften mit Lokomotiven (Die Gesellschaft der Union Pacific hat
keine eigenen Loks) wird je eine Lok auf das gleichfarbige Feld des
Streckennetzes gestellt, die größte Gesellschaft (die El Paso & Rio Grande)
startet mit zwei Loks. Jeder Spieler erhält eine Übersichtskarte, 3
Schienenkarten (die restlichen mischen), eine Aktie der Union Pacific und vier
weitere Aktien der anderen Gesellschaften. Von den fünf Aktienkarten legen alle
gleichzeitig eine offen vor sich aus – das ist für jeden Spieler die erste
Investition in eine Gesellschaft.
Die
restlichen Union Pacific Karten bilden einen eigenen Stapel und von den
restlichen Aktienkarten werden 4 Aktien offen ausgelegt. Die vier Prämienkarten
werden an bestimmten Stellen unter die verbleibenden Aktien gemischt. Bei jeder
Prämienkarte gibt es dann eine Wertung – Geld wird ausgezahlt und so, und der
mit dem meisten Geld am Schluss gewinnt.
Vor dem
Spielablauf werden in der Spielregel noch einige Sachen erklärt, so zum
Beispiel das Schienennetz: Jede Schienenstrecke zwischen zwei Städten ist in
ein bis vier Felder unterteilt. Auf diese kommen im laufe des Spieles die Loks.
Außerdem gibt es vier verschiedene Arten von Schienen. Die einzelnen
Gesellschaften dürfen nur auf bestimmten Schienen fahren. Die El Paso & Rio
Grande darf als einzige auf allen Schienen fahren. Weiters wird noch auf die
Aktienkarten hingewiesen: dort ist vermerkt wie viel Aktien und Loks es bei
dieser Gesellschaft gibt und auf welchen Schienen die Gesellschaft fahren darf.
Der jüngste
Spieler beginnt, danach geht es im Uhrzeigersinn weiter. Jeder Spieler zieht
zuerst eine Schienenkarte und entscheidet sich dann welche der zwei Aktionen er
durchführen möchte: Ausbauen oder Investieren.
Beim
Ausbauen wird eine Schienenkarte ausgespielt und eine Lok auf einen freien
Platz einer entsprechenden Schienenverbindung am Plan gestellt. Es ist darauf
zu achten, dass zwischen zwei Städten nicht zwei Loks der gleichen Farbe stehen
und dass die Loks einer Farbe auf aneinandergrenzenden Schienenverbindungen
stehen. Danach zieht der Spieler eine der vier offenen oder eine verdeckte
Aktie. Hat er eine offene Aktie genommen, dann wird sofort eine neue an ihrer
Stelle aufgedeckt. Sollten dabei vier gleiche Aktien offen ausliegen, so kommen
alle vier aus dem Spiel. Abschließend kann der Spieler noch eine Aktie aus der
Hand gegen eine Union Pacific Aktie tauschen. Die eingetauschte Aktie kommt
ebenfalls aus dem Spiel.
Bei
Investieren legt der Spieler beliebig viele Aktien einer Gesellschaft oder je
eine Aktie von zwei Gesellschaften vor sich aus. Dann muss er noch eine
Schienenkarte auf den Ablagestapel legen. Er darf beim Investieren weder eine
Lok auf den Spielplan setzen noch eine neue Aktienkarte vom Stapel ziehen.
Wird eine
Prämienkarte aufgedeckt, so findet eine Wertung statt. Für jede Gesellschaft
wird der aktuelle Wert ermittelt. Dieser ist die Anzahl der am Plan
befindlichen Loks plus 1 für den Startbahnhof in Millionen. Dieser Betrag wird
an den Hauptaktionär ausbezahlt. Der Zweitaktionär bekommt halb so viel
(abgerundet). Hat nur ein Spieler Aktien der Gesellschaft offen ausliegen, so
bekommt er beide Prämien. Haben mehrere Spieler gleich viele Aktien, so teilen
sie sich die Prämie(n).
Bei der
Prämienausschüttung für die Union Pacific wird nach einer Tabelle an die ersten
fünf Großaktionäre ausbezahlt. Haben mehrere Spieler gleich viele Aktien, so
werden hier die Prämie geteilt. Haben weniger als fünf Spieler Aktien offen
ausliegen, so verfallen die restlichen Prämien. Ja und bei der ersten Wertung
gibt es für die Union Pacific keine Prämie, und nach der vierten Wertung ist
das Spiel aus.
Die Regeln
sind ausführlich und ausreichend mit Beispielen versehen. Es bleiben eigentlich
keine Fragen offen. Ich hörte nur von einem Fall, dass alle Loks gesetzt waren
und die vierte Wertung noch immer fehlte (dann werden ja keine Aktien mehr
nachgezogen), aber da waren auch zu viele Aktien im Spiel. Anscheinend gibt es
doch noch Verlage, die Reservekarten gleich mit dem Spiel mitliefern. Dieses
Spiel als Wirtschaftsspiel zu bezeichnen halte ich für stark übertrieben, da
das verdiente Kapital nicht reinvestiert werden kann. Für mich ist es eher ein
"Spiel der knappen Ressourcen" – man möchte viel mehr machen, als man
eigentlich darf. Das ist auch der einzige Tip den ich bei diesem Spiel geben
kann: Auf keinen Fall zu viel vornehmen, man verschläft sonst die einzelnen
Wertung.
Zum
Bemängeln habe ich auch zwei Punkte gefunden: Zum Einen ist auf jeder Aktie
vermerkt, welche Strecken befahren werden dürfen, allerdings wäre es sinnvoller
auf den Schienenkarten (die man ja ausspielt) zu vermerken, welchen
Gesellschaften auf dieser Strecke fahren dürfen. Der zweite Punkt ist eher
grundlegender Natur: Wieso muss es so viele Eisenbahnspiele in Nordamerika
geben (wobei sich die Kritik nicht auf ‚Eisenbahnspiel‘ bezieht). Das
Spielprinzip hätte sich hervorragend auch in Europa abbilden lassen. Die
Ausrichtung auf den amerikanischen Markt kann ja nicht der Grund sein, wenn ein
Spiel von einem europäischen Verlag in deutsch herausgegeben wird?!
Die
Ähnlichkeiten mit Santa Fe beziehen sich nur auf den Spielplan und das Thema.
Bei Santa Fe liegt der Schwerpunkt eher am Bauen der Strecke.
Damit komme
ich auch schon zum Vergleich mit Airlines. Das Design der gesamten Ausstattung
wurde überarbeitet und hat nur dazu gewonnen. Es gibt auch einige
Regeländerungen, die dem Spiel so etwas wie einen eigenständigen Charakter
geben. So konnte man unter anderem bei Airlines noch nicht in eine universelle
Gesellschaft investieren, das Erweitern des Streckennetzes einer Gesellschaft
war auch etwas komplizierter und die bei Airlines möglichen Sabotageaktionen
sind anscheinend dem Gedanken der "political correctness" zum Opfer
gefallen. Trotzdem ist eine grundlegende Ähnlichkeit der beiden Spiele nicht zu
übersehen. Ob dieses Spiel wirklich eine Neuerscheinung ist, kann aus meiner
Sicht weiterhin bezweifelt werde.
PS: der
Vollständigkeit halber noch angeführt: Airlines erschien 1990 unter Abacus,
Santa Fe 1992 unter White Wind und Airbaron 1996 unter Avalon Hill, letzteres
hat aber keine Ähnlichkeiten mit zuvor genannten Spielen.