SpaceBeans
Das Spiel:
SpaceBeans
von
2 bis 6 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 45 Minuten
Vergleichbare Spiele:
Bohnanza (T, M)
WIN-Wertung:
SpaceBeans WW UU I A 3 - 5 (2 - 6) m
Das hat sich die phaseolus vulgaris,
die gewöhnliche Bohne aus der Familie der leguminosae,
Gattung Hülsenfrüchte, wohl nicht träumen lassen, dass sie einmal zu so großen
spielerischen Ehren kommt. Uwe Rosenberg landete mit seinem originellen
Kartenspiel "Bohnanza", bei dem es um den Anbau von Garten-, Feuer-,
Blauen, Soja-, Roten, Augen-, Brech- und Saubohnen geht, den Spielehit des
Jahres 1997. Die Hommage an die Bohne wurde dann im darauffolgenden Jahr
fortgesetzt, bei der Erweiterung für bis zu 7 Spieler konnte man noch die
Kaffee-, die Weinbrand- und die Kakaobohne kennenlernen. Dem auf dem
Spielemarkt aufgetauchten Erweiterungstrend folgend, kam dann 1998 "La
Isla Bohnitâ" heraus (in der Szene bald "Säfahrer-Erweiterung"
genannt), wo wir zwei neue Bohnensorten - die Mokkabohne und die Wachsbohne -
finden.
Wer jetzt glaubt, damit hat sich's nun ausgebohnt, der irrt. Denn das
neueste Werk beschreibt uns eine Zukunftsvision der besonderen Art. Galaktische
Bohnenhändler sind auf der Suche nach SpaceBeans, außerirdische Lebensformen in
der Gestalt von Bohnen. Und tatsächlich betreten sie - Lichtjahre von der Erde
entfernt - Bohnenfelder, die nie ein Mensch zuvor abgeerntet hat. Und natürlich
auch auf extraterrestre Bohnen, wie die gelbe Klingbohne, die rote "Darth
Bean" oder die violette Centauribohne. Insgesamt machen wir hier
Bekanntschaft mit sieben neuen UBO's (Unbekannte Bohnen-Objekte).
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Es handelt sich bei
"SpaceBeans" diesmal nicht um einen Erweiterungssatz zu Bohnanza,
sondern um ein eigenständiges Spiel von Uwe Rosenberg. Ich werde den Verdacht
nicht los, dass man sich der Popularität der Bohnen bedient hat, um bei den
zahlreichen Fans einen Wiedererkennungseffekt zu erzielen. Dies ist dem Verlag
auf jeden Fall gelungen. Das skurrile Thema sowie die schon bekannt witzige
Grafik tun ihr übriges, die Aufmerksamkeit potentieller Käufer zu wecken. Die
wichtigsten Science Fiction Filme werden dabei durch den Kakao gezogen: Star
Trek, Babylon 5, Star Wars, Aliens, Space Rangers, 2001-Odyssee im Weltraum und
sogar das gute alte Raumschiff Orion tauchen hier auf wirklich lustige Weise
auf.
Doch nun zum eigentlichen Spiel. Besagte Alien-Bohnen gilt es - ähnlich
wie bei Bohnanza - zu sammeln. Wie man das macht, ist denkbar einfach: Wenn man
an der Reihe ist, zieht man zwei Karten, dann beginnt oder erweitert man eine
Sammlung SpaceBeans gleicher Farbe und schließlich übergibt man sämtliche
Karten, die man noch in der Hand hält, verdeckt seinem rechten Nachbar. Danach
ist der linke Nachbar dran. Sammlungen sind natürlich umso mehr wert, desto
größer sie sind. Darum wird man wohl lieber solche Sammlungen anfangen oder
erweitern, von denen man mehrere Karten auf der Hand hat. Der Autor hat
allerdings dem unkontrollierten Anhäufen von mehreren Sammlungen einen Riegel
vorgeschoben. So kann jeder Spieler nur maximal zwei Sammlungen gleichzeitig
aufweisen, davon eine mit aufgedeckten Karten (offene Sammlung) und eine mit
verdeckten Karten (geheime Sammlung).
Im Laufe des Spiels kann es daher mal vorkommen, dass man
gezwungenermaßen (man hat keine einzige Karte zu seinen beiden Sammlungen in
der Hand) oder auch freiwillig - aus verschiedensten taktischen Gründen heraus
- Sammlungen auflöst. Dann erst zeigt sich der Wert einer Sammlung. Der Wert
ist dabei abhängig, ob in der Sammlung eine Karte enthalten ist, deren
Kartenwert gleich der Anzahl der SpaceBeans in der Sammlung ist. Klingt
kompliziert? Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie's gemeint ist: Eine Sammlung
von vier grauen Karten ist dann auch 4 Punkte wert, wenn sich die "4"
in der Sammlung befindet. Ansonsten ist sie null, zero, gar nichts wert. Die
Karte mit dem entsprechenden Wert darf der Spieler als Trophäe offen vor sich
legen, die restlichen Karten der aufgelösten Sammlung kommen auf den
Ablagestapel. Übrigens darf immer nur die offene Sammlung "abgeernet"
werden, worauf die geheime Sammlung umgedreht und ihrerseits zur offenen
Sammlung wird.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler am Ende seines Zuges Trophäen im
Gesamtwert von mindestens 30 Punkten vor sich liegen hat. Dieser Spieler erhält
noch einen "Bohnus" von 3 Punkten. Dann können noch alle Spieler ihre
Sammlungen auflösen (die Handkarten zählen nicht mehr). Der Spieler mit den
meisten Punkten gewinnt und ist laut Spielregel "Herrscher des
Bohniversums".
"SpaceBeans" ist kein kosmisches Spiel, vielmehr ein recht
komisches. Durch den gewöhnungsbedürftigen Spielablauf scheint es auf den
ersten Blick absolut glücksabhängig zu sein. Man darf ja keine Karten behalten
und muss ganz auf jene Karten hoffen, welche man zieht und welche einem der
linke Nachbar überlässt. Trotzdem hatte keiner in unseren zahlreichen Partien
das Gefühl, vollkommen dem Schicksal ausgeliefert zu sein und nicht doch das
Geschehen etwas beeinflussen zu können. Wenn man darauf achtet, was die
Mitspieler (vor allem den Spieler, dem man am Ende seines Zuges Karten schenkt)
so sammeln oder sammeln könnten, kann man schon selbst einiges steuern. Auch
bringt es manchmal mehr, flexibel auf neue Sammlungen umzusteigen, statt stur
mehrere Runden lang eine große Sammlung zusammenzukratzen. Wichtig ist zudem,
dass die offene Reihe - wenn möglich - immer bereits einen Wert besitzt, um nicht
dummerweise dann eine große, aber wertlose Sammlung wegschmeißen zu müssen. Und
zum Schluss hin wird's richtig spannend, da muss man berechnen und darauf
spekulieren, wie man am schnellsten und besten zum Ziel (30 Punkte) kommt.
Kurz formuliert ist "SpaceBeans" ein kleines Spiel für
Zwischendurch, in dem mehr steckt als man meinen könnte, jedoch nicht so viel,
dass man von einem taktischen Kartenspiel sprechen könnte.