Santiago
Das Spiel:
Verlag:
Autoren: Claudia
Hely und Roman Pelek
Anzahl der Spieler:
3-5
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 60
Minuten
Die Besprechung:
Martina Nowak
WIN-Wertung:
** W S II UU A
Wie jedermann weiß,
befinden wir uns derzeit in der etwas trüberen Jahreszeit, der Zeit, wo die
Sonne üblicherweise schon wieder untergeht bevor sie so richtig aufgegangen
ist. Diese Zeit ist vielleicht durch das Weihnachtsfest ein bisschen erhellt worden,
trotz allem ist es aber die Zeit, wo man gerne schon den einen oder anderen
Gedanken an warme Gegenden verliert, an Orte, wo der Tag länger ist als die
Nacht, und wo man Energie und Kraft tanken kann, es ist aber auch die Zeit, wo
man Zeit findet, sich mit Freunden an einen Tisch zu setzen und zu spielen.
Und was fällt mir
da in die Hände? Santiago! Das will ich ausprobieren, denn das klingt wie wenn
es weit weit weg wäre, wie ein Ort, wo es warm ist, oje - vielleicht sogar zu
warm? Ach ja, in der Einleitung steht es ja, es handelt sich um eine Insel
westlich von Afrika, dort ist es heiß, ja sogar sehr heiß. So heiß, dass das
Wasser knapp ist und die Bewässerung der Plantagen ein Problem werden könnte.
Wer ist denn dieser schelmisch grinsende dunkelhäutige Mann auf der Schachteloberseite,
bei dessen Anblick man das Gefühl nicht los wird, dass er über allen Dingen
steht? Sollte er vielleicht der Herr des Wassers sein, der durch Gabe kleinerer
oder größerer Scheine den ach so wichtigen Kanalbau beeinflussen kann? Na
hoffentlich ist er mir gut gesinnt!
Das Spiel besteht
aus einem zunächst eher farblos aussehenden Spielplan, der in 48 gleich große
Kästchen unterteilt ist. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass jeweils 4
Kästchen von einem dickeren Strich umrandet sind. Die Felder stellen die Plätze
dar, auf denen man Plantagen errichten kann, die dicken Linien sind die Gräben,
in denen die Wasserkanäle verlegt werden. Ein Kanalstück ist immer 2 Felder
lang, kann also insgesamt 4 Plantagen bewässern.
Angebaut werden
sollen Bananen, Zuckerrohr, Kartoffeln, Bohnen und Paprika. Es gibt jede
Plantage 9x, jeweils 3 mit 1 und 6 mit 2 Pflanzern oder anders gesagt
Arbeitern, wobei jeder Pflanzer für einen Ertrag sorgt.
Im Spiel gibt es
noch Geld, genannt Escudos, die Quelle, von der das Spiel ausgeht, blaue
Kanäle, durch die das Wasser fließt und für jeden Spieler einen
Vorschlagskanal. Und dann gibt es noch den netten Herrn vom Schachteldeckel,
diesen überaus wichtigen Mann, der über Ertrag oder nicht Ertrag der Plantagen
bestimmt, den Kanalaufseher.
Zu Beginn erhält
jeder Spieler die Ertragssteine und den Vorschlagskanal seiner Farbe, einen
blauen Zusatzkanal und zehn Escudos Startkapital. Eine bestimmte Anzahl blauer
Kanäle wird bereit gelegt, die blaue Quelle wird auf einen Grabenschnittpunkt
im mittleren Bereich des Spielplans gestellt. Die Plantagenplättchen werden
gemischt und je nach Spieleranzahl zu vier bzw. fünf gleichen Stapeln bereit
gelegt, überzählige Plättchen kommen beiseite.
Na gut, dann los!
Ich will bitte hier rechts oben einen Kanal, und dann würde mir noch einer
links mittig gefallen. Nein, so nicht? Wieso nicht? Ah, das Kanalnetz muss
zusammenhängend ausgehend von der Quelle gebaut werden. Na schön, dann halt
rechts unter meinem ersten Kanalstück. Auch nicht? Der Kanalaufseher ist andere
Meinung? Aber ich habe ihm doch eh 2 Escudos dafür angeboten?
O.k, verstanden,
der Kanalaufseher hat das Sagen. Ich bebaue eine Plantage mit Paprika, eine mit
Bananen und eine mit Kartoffeln. Auch nicht gut? Aha, besser sind zusammenhängende
Flächen gleicher Sorte. Was heißt zusammenhängend? Alle Plantagen einer Sorte,
die waagrecht oder senkrecht aneinandergrenzen, nennt man zusammenhängende
Landfläche. So eine Fläche wird durch einen Kanal, der mittendurch läuft, nicht
getrennt. Wie viel ist eine Fläche aus 5 zusammenhängenden Plantagenplättchen
nun wert? Das wird für jeden individuell berechnet. Wenn ich ein
Plantagenplättchen bauen darf, dann kommen je nach Anzahl der Pflanzer, also 1
oder 2 Ertragssteine meiner Farbe auf dieses Plättchen. Am Ende multipliziert man die Anzahl der
Ertragssteine mit der Anzahl der Plättchen für jeden Spieler extra.
Alles klar, das war
auch schon das Grundprinzip, jetzt geht es nur mehr um den eigentlichen
Spielablauf, der sich in 7 Phasen untergliedert.
In Phase 1 werden
so viele Plantagenplättchen aufgelegt, wie Mitspieler vorhanden sind. Jeder
darf nun beginnend mit dem Spieler links vom Kanalaufseher genau 1x ein Gebot
abgeben oder passen. Das Gebot wird offen ausgelegt, einzige Bedingung: Es darf
kein Gebot doppelt vorkommen. Der Spieler mit dem niedrigsten Gebot, das ist
auch der, der als Erster gepasst hat, wird in Phase 2 sofort zum neuen
Kanalaufseher ernannt.
Genau genommen hat
man in Phase 1 nur um das Vorwahlrecht geboten, denn in Phase 3 darf nun jeder
Spieler 1 Plättchen nehmen und platzieren, wobei der Spieler mit dem
Höchstgebot die 1. Wahl hat, usw. Je nach Pflanzern darf man dann auch gleich
Ertragssteine der eigenen Farbe darauf legen. Sollte man gepasst haben, darf
man nur jeweils einen weniger legen. Es lohnt sich daher auch manchmal lieber
wenig als gar nichts zu bieten.
Nun gut, jetzt sind
die Plantagen ja mal gelegt, aber das heißt noch lange nicht, dass sie auch
genügend Wasser erhalten. Zu Beginn des Spieles gibt es ja nur eine einzige
Quelle. Aber wo soll der Kanal gelegt werden? Wir sind jetzt bereits in Phase
4, und beginnend mit dem Spieler links vom derzeitigen Kanalaufseher kann nun
jeder Spieler mit seinem Vorschlagskanal einen Wunsch äußern, den er mit mehr
oder weniger Escudos bekräftigen kann. Der nächste Spieler kann nun seinerseits
einen Vorschlag an den Kanalaufseher machen, er kann aber auch den Vorschlag
eines anderen Mitspielers unterstützen und ein paar Escudos dazulegen, oder
aber er kann auch passen. Der Kanalaufseher, dessen Bestechlichkeit nicht
selten von seinem eigenen Barvermögen beeinflusst wird, kann nun einen
Vorschlag annehmen und das gebotene Geld einstecken oder aber selber einen Kanal
bauen, für den er um eins mehr als das höchste Gebot an die Bank zahlen muss.
Nun ja, so manche
Plantage ist zu diesem Zeitpunkt des Spiels vielleicht schon sehr sehr trocken,
die Pflanzen scheinen regelrecht zu verdursten. Aber es gibt noch einen
Hoffnungsschimmer in Phase 5, den Zusatzkanal. Jeder Spieler besitzt genau einen,
d.h. man sollte sich schon sehr gut überlegen, ob man ihn einsetzen möchte oder
nicht. Wieder beginnend mit dem Spieler links vom Kanalaufseher wird jeder
gefragt, ob er ihn kostenlos setzen möchte oder nicht, allerdings darf immer
nur 1 pro Runde gebaut werden.
Wer da den Kürzeren
zieht, der hat dann unter Umständen in Phase 6 ein Problem, denn da wird nun
geschaut, ob es Plantagen gibt, die nicht zumindest mit 1 Kante an einen Kanal
grenzen. Von allen nicht bewässerten Plantagen wird jetzt ein Ertragsstein
entfernt, wenn es der letzte war, wird das Plättchen neutral. Wenn es bereits
neutral war, wird es umgedreht und für den Rest des Spiels Wüste.
Phase 7 ist für
manchen vielleicht auch noch so ein Rettungsanker, denn da bekommt jeder
Mitspieler zur Geldaufstockung 3 Escudos aus der Bank, und die
können unter
Umständen sehr dringend notwendig sein.
Wenn schließlich
alle Plättchen gelegt sind, endet das Spiel. Alle Plättchen, die nicht
bewässert sind, werden zur Wüste. Jeder Spieler erhält zusätzlich zu seinem
noch vorhandenen oder auch nicht mehr vorhandenen Handgeld die erreichten
Punkte in Geld ausbezahlt. Zur Erinnerung: Für jeden Spieler werden
zusammenhängende Flächen mit den darauf befindlichen Ertragssteinen
multipliziert, die einzelnen Landflächen jeweils separat, und dann gewinnt, wer
hätte das gedacht, der Spieler mit dem meisten Geld.
So und jetzt weiß
ich, warum dieser Mann auf dem Schachteldeckel so schelmisch grinst: Braucht er
Geld, dann will er den Kanal auch dort bauen, wo seine Mitspieler vorschlagen,
weil er dann das gebotene Geld dafür erhält, hat er aber genug, oder will er
einfach stur sein, dann hat er alles in der Hand, dann baut er dort, wo er
will, und keiner kann etwas dagegen tun.
Ich bin ein großer
Freund von Legespielen, und ein solches ist Santiago zweifelsohne, und ich kann
nur sagen, dass mir dieses Spiel von Anfang an sehr gut gefallen hat. Geld zu
haben ist in jeder Phase des Spiels wichtig, aber es ist immer knapp, zum
Glück, denn sonst wäre der Kanalaufseher ja nie bestechlich. Speziell zum
Schluss des Spiels sollte man darauf achten, dass man ein bisschen etwas über
hat, denn gerade die letzten Kanäle bringen zumeist viele Punkte. Die Regel ist
kurz, aber sehr gut und leicht verständlich. Durch die Spieldauer von ca. 1
Stunde lässt sich dieses Spiel sehr gut in die Kategorie der Familienspiele
einordnen. Ich kann nur sagen, ausprobieren und „Gut Wasser“!