Bohn Hansa
Das Spiel:
Bohnhansa
Handels-
und Transportspiel für 3-5 Spieler ab 12 Jahren
von Uwe
Rosenberg
Amigo,
2003
Die
Besprechung:
Dagmar de
Cassan
WIN-Wertung:
AA UU II
4-5 (3-5) h
So wie die
Siedler sind inzwischen auch die Bohnen zu einer richtigen großen Spielefamilie
angewachsen, eigentlich warte ich nur mehr auf ein Crossover von Siedlern und
Bohnen, auf irgendeiner Insel brauche ich dann Bohnen um Schiffe zu bauen um
die Invasoren zu beschießen oder so? Aber darüber sollen sich andere den Kopf
zerbrechen, vor mir liegt das erste Brettspiel im Bohnenimperium, alle anderen
waren ja Kartenspiele, ob Mutabohn oder Ladybohn, La Isla Bonita oder Al
Cabohne. Sie alle waren klein, handlich, schnell erklärt, da ja jeder das
Grundspiel kannte, waren ebenso schnell zu spielen und machten großen Spaß.
Ziemliche Altlasten, die ich da mit an den Spieltisch nehme, als ich mich zu
Bohn Hansa setze.
Aus der
Hanse des Mittelalters ist hier die Bohnenhanse geworden und wir Spieler sollen
in die Rolle eines fahrenden Bohnenhändlers schlüpfen, der die berühmten Bohnenhansestädte
im Mittelalter mit Bohnen beliefert. Dazu laden wir unsere Wagen möglichst voll
mit passenden Bohnen und fahren von Stadt zu Stadt und versuchen so viele oder
so wertvolle unserer Aufträge zu erfüllen wie uns möglich ist. Damit uns das
gelingt, müssen wir Bohnen der verschiedensten Sorten tauschen, kaufen oder
verkaufen. Und wer nach der achten Bohnenernte die meisten Bohnentaler erwirtschaften
konnte, der hat Bohn Hansa gewonnen.
Fangen wir
mit dem Material und dem Spielaufbau an: Schachtel und Spielteile sind solide
und gut verarbeitet, die Farben gut zu unterscheiden, ein Lob verdient der
Schachteleinsatz, ob der Spielplan wirklich so groß sein muss sei
dahingestellt. Jedenfalls legen wir ihn aus und bestücken die Felder neben
jeder Stadt, auch Bohnometer genannt, mit den in der Stadt verfügbaren
Bohnensorten, genau nach Anleitung. Das Bohnometer regelt den Bohnenpreis für
jede Stadt, und – wir haben es nicht wirklich anders erwartet - je mehr Bohnen
verfügbar sind, desto billiger sind sie, je weniger Bohnen es gibt, desto mehr
muss man dafür bezahlen.
Dann haben
wir im Spiel noch zehn Erntekarten und sechzig Auftragskarten, die wir mischen
und neben dem Plan bereitlegen, drei Auftragskarten haben wir vorher an jeden
Spieler ausgeteilt.
Zu
Spielbeginn werden die zehn Erntekarten gemischt, zwei verdeckt gezogen und
unter den Plan geschoben, sie werden möglicherweise in der letzten Runde
benötigt, die acht verbliebenen Karten werden verdeckt bereitgelegt. Von den sechzig
Auftragskarten bekommt jeder Spieler drei auf die Hand, die anderen sind
verdeckter Nachziehstapel. Dann bekommen
wir unsere Reisekarten auf die Hand und hier haben wir erste Anklänge ans
Kartenspiel, wir nehmen die Karten von 1-7 sortiert auf die Hand und dürfen ab
nun Karten nur mehr hinten anreihen und die Reihenfolge nicht mehr verändern.
Das Spielgeld liegt bereit und der Karren für jeden Spieler auch, dann haben
wir noch eine Bohne pro Sorte und schon kann’s losgehen. Jeder legt seine
höchste Auftragskarte ab, stellt die Figur in diese Stadt, kriegt den Wert der
Karte als Startkapital ausbezahlt und gibt die darauf abgebildeten Bohnen ab,
die beiden anderen Aufträge kommen hinten auf die Hand.
Und nicht
verwirren lassen, die Ziffern auf den Reisekarten haben nur für die erste
Sortierung Bedeutung, damit jeder ein unterschiedlich gemischtes Blatt auf der
Hand hat, ab der ersten gespielten Karte haben sie keine Bedeutung mehr!
So, das
wäre geklärt, jetzt können wir anfangen. Im Prinzip hat mein Zug drei Teile,
Reisen, Handeln, und Abschluss des Zuges, dazu kann ich noch Aufträge einlösen
oder Aufträge kaufen. Aufträge kaufen darf ich jederzeit im Spiel, das kostet
mich 5 Bohnentaler und eine beliebige Reisekarte - außer Zoll und Nachschub -,
diese Karte kommt aus dem Spiel, ist also für mich verloren! Aufträge einlösen
darf ich in jeder Phase des eigenen Zuges, aber nur in der Stadt, wo ich den
Zug beginne oder wo ich den Zug beende.
In der
Reisephase versuche ich in eine Stadt zu gelangen, wo ich einen Auftrag
erfüllen kann. Habe ich die dazu nötigen Bohnen noch nicht beisammen, muss ich
in eine Stadt reisen, wo sie verfügbar sind, ich kann aber auch stehen bleiben
und Mitspieler einladen, aber dazu kommen wir später. Für jede Stadt, die ich
betrete, muss ich eine Reisekarte abgeben, fürs stehen bleiben die vorderste
Karte, für die Nachbarstadt die beiden vordersten, für jede weitere Stadt eine
weitere Karte. Die Karten lege ich vor mich hin, ist eine Auftragskarte
darunter, wird sie wie eine Reisekarte behandelt und auch ausgelegt. Dann
werden die ausgelegten Karten wieder auf die Hand genommen, sollte Zoll dabei
sein, zahle ich 20 Taler und nehme Zoll zuerst auf die Hand, dann nehme ich –
sollte sie dabei sein – Nachschub auf die Hand und decke die oberste Neue Ernte
Karte vom Stapel auf, dementsprechend wird Nachschub in die auf der Karte
abgebildeten Städte gelegt. Die anderen Reisekarten nehme ich nach hinten auf
die Hand, ausgelegte Auftragskarten sind verloren, wenn ich sie nicht im Laufe
des Zuges ausführen kann..
Wenn ich
möchte, kann ich jederzeit einen oder mehrere Spieler einladen zu mir zu kommen
und dann mit mir zu handeln. Nimmt ein Spieler die Einladung an, stellt er
seine Figur zu mir in die Stadt und zahlt die vorderste Reisekarte wie oben
beschrieben, aber zahlt gegebenenfalls nur 15 Taler Zoll. Die Neue Ernte Karte
bei Nachschub wird erst im Zug des eingeladenen Spielers als erste Aktion
wirksam. Zahlt der eingeladene Spieler seine Reise mit einer Auftragskarte, ist
dieser für ihn verloren und geht auf den Ablagestapel. Man kann Bohnen
tauschen, in jedem Verhältnis, an die Handelspartner verschenken, die das
Geschenk nicht annehmen müssen, aber man kann nicht mit Aufträgen, Reisekarten
oder Talern handeln. Der aktive Spieler kann in der Stadt auch jede dort
angebotene Bohne zum aktuellen Preis kaufen.
Zum
Abschluss des Zuges werden eventuelle Lücken auf dem Bohnometer geschlossen,
der Spieler bekommt kostenlos die oberste Auftragskarte nach hinten auf die
Hand und kann sie, wenn er will, sofort erfüllen. Dann muss der Spieler das
Ende seines Zuges erklären und der nächste ist dran.
Hat ein
Spieler die achte Neue Ernte Karte ausgeführt, vollendet er seinen Zug und
jeder seiner Mitspieler ist noch einmal dran, dann endet das Spiel. Wird in
dieser letzten Runde noch einmal Nachschub gebraucht, kommen die beiden Karten
unter dem Spielplan zum Einsatz. Wer in einer Stadt ist kann jetzt noch
Aufträge für diese Stadt erfüllen, dann verkaufen alle die Bohnen auf ihrer
Ablage zum Grundpreis an die Bank, und es gewinnt der Spieler mit dem meisten
Bargeld.
Einige
Seiten füllende Feinheiten wie überzählige Bohnen und was man damit macht, dass
man auch selber anfragen kann um eingeladen zu werden, dass Absprachen
verbindlich sind, soferne sie im gleichen Zug des einladenden Spielers
durchgeführt werden können etc. habe ich ausgelassen, sie tragen im Moment
nicht wesentlich zur Kenntnis des Spiels bei.
Für mich
war das Fazit dieser und etlicher weiterer Partien, mitgespielt und zugeschaut,
eigentlich immer genau das gleiche: Ein absolut gelungenes, sauber gemachtes,
fehlerfreies Spiel, dem irgendwie der Kick, der Pfiff, der besondere Reiz
fehlt.
Irgendwie
war es viel Manipulation mit vielen Details und irgendwie wurde ich das Gefühl
nicht los, das ich nicht viel aktiv tun konnte, denn wenn nur eine genau eine
Bohne hatte, die alle wollten, dann wollte er sie garantiert selber auch und
man konnte ihn einladen sooft man Lust hatte, er kam auch, aber gab die Bohne
nicht her. Und wenn gar keine Bohne der gebrauchten Sorte im Spiel war, dann
konnte man garantiert nicht den Höchstpreis zahlen, oder es kamen keine
passenden Aufträge und so weiter und so weiter. Und da man realistischerweise
zwischen fünf und zehn Runden spielt, bis alle Neue Ernte Karten abgespielt
sind, hat man mit etwas Pech gar keine Chance, richtig ins Spiel zu kommen,
wenn einem für die ersten Aufträge Bohnen fehlen oder man lauter niedrige Aufträge
gezogen hat und daher etwas knapp bei Kasse ist.
Gerechterweise
muss ich sagen, dass ich von einigen Mitgliedern im Spiele Kreis auch durchaus
positive Meinungen zum Spiel hörte, wie gesagt, vom Handwerklichen her gesehen
ist es auch absolut positiv zu bewerten, mir hat es einfach nur keinen Spaß
gemacht. Wenn ich mich im Bohnenuniversum amüsieren will, spiele ich das gute
alte Bohnanza und wenn ich ein Logistik- und Transportspiel genießen will, dann
spiele ich noch immer am liebsten irgendein Spiel der Empire Builder Serie.