Legacy bei Alea

 

The Rise of Queensdale

 

Eine spoilerfreie Rezension

 

Vor seinem offiziellen Erscheinungsdatum im April 2018 war The Rise of Queensdale in aller Munde. Nicht nur einmal wurde ich von Spielerfreunden und auch Autoren darauf angesprochen, wie groß das Legacy-Spiel von Inka und Markus Brand angekündigt wurde. Sein Ruf eilte dem Autoren-Duo voraus, hatten es doch mit sehr guten Kennerspielen wie dem preisgekrönten Village sein Talent für anspruchsvolle und innovative Spielekunst klar gezeigt. Warum sich dann nicht auch des Legacy-Konzepts annehmen, das zum damaligen Zeitpunkt am Markt bereits erfolgreich vertreten war, aber im Bereich der Euro Games noch auf sich warten ließ?

 

Die Schachtel von The Rise of Queensdale fällt deutlich größer aus als die Werke bestehender alea-Spielereihen und beginnt mit dem aufgedruckten Einser ihre eigene Serie. Ein sehr schönes Detail wie ich finde, nicht nur für Sammler der alea/Ravensburger Spiele.

 

Ein Kompliment gebührt ebenso Michael Menzel, der sich bei der Illustration des Frontcovers einmal mehr selbst übertroffen hat. Es zeigt das Tal von Queensdale, wo alles seinen Anfang haben soll. Seine Majestät, König Nepomuk II., möchte hier zur schnelleren Genesung seiner Königin ein Schloss erbauen lassen und legt diese Aufgabe in unsere Hände. Schnell wird das Tal in vier gleich große Lehen unter uns Getreuen aufgeteilt und schon kann das Spiel beginnen.

 

Der Bau des Schlosses dauert mehrere Epochen (Partien) lang und diese sind in Runden unterteilt. Jedem von uns stehen in einer Runde fünf Würfel zur Verfügung, auf deren sechs Seiten je einmal die Rohstoffe Holz, Stein, Gulden und Lehm und zweimal das Aktions-Symbol abgebildet sind. Zu Rundenbeginn würfeln alle gleichzeitig, danach geht es reihum, beginnend beim Startspieler, weiter. Ist man an der Reihe, darf man genau einen seiner Würfel passend einsetzen. Für gewürfelte Rohstoffe gibt es am Spielplan bis zu zwei Ressourcen der jeweiligen Sorte. Sie werden für beinahe alle Einsetzfelder des Aktionsplans benötigt und sind deshalb hart umkämpft. Möchte man beispielweise seinen Grund um ein neues Gebäude erweitern, werden mindestens fünf Baustoffe und oftmals auch eine Handvoll Gulden fällig. Ein Preis, der sich durchaus bezahlt macht, denn neben besonderen Spielvorteilen winken auch wichtige Ruhmespunkte zur Erfüllung des Epochenziels.

 

Als hilfreiche Unterstützung erweist sich hierfür auch die Aktion des Kundschafters zum Einsammeln von Kräuterplättchen. Für einen Würfel mit Aktions-Symbol bewegt sich der gute Herr bis zu vier Hoffelder weit und sammelt dabei alle ihm bekannten Kräuter und ebenso viele Boni ein. Zu anfangs noch etwas unbeholfen, wächst das Wissen deines fleißigen Helfers mit jeder Kräuterhütte und so auch dein Ansehen beim König.

 

Eins mit Mutter Natur und mit bestandener Baumeisterprüfung sollen wir als letzten Punkt an der Tagesordnung noch das königliche Volk bei Laune halten, denn ein Schlossbau ist kein Zuckerschlecken und gemeinsam kommt man auch schneller an sein Ziel. Grund genug, auch hierfür eine Aktion aufzuwenden und im Tausch gegen Nahrung (Brot) unseren Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern. Zum Dank erhalten wir Ruhmespunkte und über Produktionsgebäude weitere Rohstoffe.

 

Haben alle Spieler ihre Würfel eingesetzt, endet eine Runde und die nächste kann beginnen. Gespielt wird bis mindestens einer von uns sein Epochenziel über die Ruhmespunkteleiste erreicht hat. Ihm oder ihnen werden ab diesem Zeitpunkt neue Aufgaben zuteil, doch ist es noch ein weiter Weg bis zu deren Erledigung. Der Aufstieg Queensdales kann beginnen.

 

Bereits im Einstiegsspiel des alea Legacy-Spiels wird schnell klar, dass es ein Rennen um Rohstoffe und Gebäude ist. Zeit für die Erfüllung aller Aufgaben hätte man genügend, stünden einem nicht die Mitspieler dauernd im Weg und auf den besten Aktionsfeldern. Bei den Rohstoffen hat man jede Runde eine neue Chance auf den doppelten Ertrag, etwas anders verhält es sich mit den Gebäuden. Nachzügler bezahlen hier zusätzliche Kosten oder müssen sich einen gänzlich neuen Plan zurechtlegen.

Das bringt ein gutes Maß an Spannung und Interaktion hinein, die beide bei vielen Euro Games oft fehlen. Auch die Grafik und Geschichte laden zu mehr ein und sorgen durchaus für interessante Veränderungen im Spiel. Wovon ich persönlich weniger halte, ist die Erzählstruktur bzw. ihr Aufbau, der damit einhergeht. In unseren Partien konnte ich nicht alle Aspekte der Geschichte Queensdales kennenlernen. Deren neuen Mechaniken nach dem Durchspielen einfach hinzuzufügen, kann man auf jeden Fall machen, nimmt mir aber doch viel vom Legacy-Flair weg. Schade finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass sich das Spiel nicht komplett zurücksetzen lässt.

 

Alles in allem gefällt mir das Spiel sehr gut und auch besser als Charterstone. Empfehlen würde ich es besonders Freunden von Strategie-Spielen im Kennerbereich, nur sollte man sich dafür regelmäßig treffen, um die Geschichte fertig zu erzählen und möglichst viele neue Aspekte kennenzulernen. Für mich als Liebhaber schwerer Geschütze ein wenig zu generisch, aber dennoch eine schöne Erfahrung, zu der man mich auch ein weiteres Mal überreden könnte.

 

Dennis Rappel

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 60+

Autor: Inka & Markus Brand

Gestaltung: Michael Menzel

Preis: ca. 68 Euro

Verlag: alea / Ravensburger 2018

Web: www.ravensburger.de

Genre: Legacy, Strategie

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de en

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Schöne Illustrationen

Interessante Geschichte

Bewährte Mechaniken

Gutes Regelwerk

Generisches Spielthema

 

Vergleichbar:

Charterstone

 

Andere Ausgaben:

Ravensburger (en)

 

Meine Einstufung: 5

 

Dennis Rappel:

Eine interessante Erfahrung als kompetitives Euro- und Legacy-Spiel mit solidem Konzept und genügend Interaktion, doch für mich ein wenig zu generisch für einen Dauerbrenner und leider spielt man auch nicht durch die ganze Geschichte.

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0