Rezension

 

Die fraktale Toskana-Fraktion

The Castles of Tuscany

 

Legen für Erträge

  
Als Jahr der „Feld-Festspiele“ darf 2020 durchaus bezeichnet werden: Einerseits die überarbeitete Neuauflage der „Burgen von Burgund“, andererseits mit dem Start der „City Collection“, welche spielerische Städte-Reisen (vorerst) nach Amsterdam (zuvor Macao) und Hamburg (zuvor Brügge) bieten wird – und als (zweite) heurige Neuheit das komplexere Bonfire.

 

Mit The Castles of Tuscany schließt sich stimmig der Jahreskreis bzw. sind auch hier einige Elemente aus den (nunmehr) Castles of Burgundy unverkennbar: Wieder sollen unsere bunten und zunächst noch unberührten Landschaften – ausgehend von der jeweiligen Start-Burg – möglichst vollständig mit gleichfarbigen sechseckigen Plättchen belegt (bzw. „bodenversiegelt“) werden. Dies natürlich zum Zwecke der Siegpunkte optimierenden Effizienz, zumal wir den Mitspielern bei der einen als auch anderen Belohnung für vollständig er- bzw. befüllte Farbfelder zuvorkommen wollen.

 

Zusätzlich gibt es für das Legen jedes Plättchens einen bestimmten Ertrag bzw. Effekt – auch das stimuliert das Belohnungszentrum im Gehirn und trägt weiters sehr positiv zum grundsätzlich konstruktiven Spielgefühl bei. Besonders reizvoll ist die (bis zu dreimalige) Wahl von Aufwertungskärtchen (jeweils aus fünf Möglichkeiten), welche die eigenen zukünftigen Erträge verbessern. Unerfreulich kann hingegen ein den eigenen Wünschen nicht entsprechendes Plättchen-Angebot als auch ungünstiges Kartennachziehen – diese dienen der „Bezahlung“ für das Plättchen-Legen – empfunden werden.

 

Neu sind gegenderte Siegpunkt/Innen! Ja, denn neben der bereits bekannten und bewährten – hier grünen (bzw. „männlichen“) – Siegpunkteleiste gibt es auch eine rote (bzw. „weibliche“). Zum Ende jedes der drei (relativ kurzen) Durchgänge werden nämlich die (kumulierten) grünen Siegpunkte jeweils den roten Siegpunkte(innen) hinzuaddiert – mit dem Effekt, dass frühe Siegpunkte eher den Sieg fangen, zumal diese in der Endabrechnung im Ergebnis dreifach zählen; jene des zweiten Durchganges immerhin noch doppelt!

 

Bei einem zu (un-)glücklichen Verlauf kann dies zwar einen vielleicht zu starken Beginn bedeuten, doch ist die Dauer einer Partie kurz genug, um das verkraften zu können. Neben dem schneller-sein-Wollen beim Belegen des eigenen Tableaus wirkt auch das wiederholte Lukrieren von Siegpunkten wie ein dynamisches Wettrennen. Die (sonstige) Interaktion als auch der Regelaufwand – mit nur drei Aktionsmöglichkeiten wird ein bemerkenswerter taktischer Entscheidungsraum eröffnet – sind eher gering, wobei jedoch einige (Neben-)Fragen von der Anleitung leider unbeantwortet bleiben.

 

The Castles of Tuscany ist ein erstaunlich flottes, taktisches Legespiel mit Wettlauf-Charakter (und Puzzle-Elementen) für Experten – sofern diese der durchaus relevante Glücksanteil nicht stört – aber auch für jene Spieler, denen das eher abstrakte Spielmaterial und -gefühl zusagen.

 

Harald Schatzl

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 60+

Autor: Stefan Feld

Gestaltung: Antje Stephan, Claus Stephan

Preis: ca. 47 Euro

Verlag: alea / Ravensburger 2020

Web: www.ravensburger.de

Genre: Fläche füllen, Regionen bilden

Zielgruppe: Für Experten

Version: multi

Regeln: de en es fr it

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Material eher abstrakt

Wenige Regeln

Hoch taktisch, mit Wettlauf-Feeling

(c) Bild eric, BGG

 

Vergleichbar:

Burgen von Burgund

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 5

 

Harald Schatzl:

Ein schnelles taktisches Legespiel mit wenig Regelaufwand und geringer Interaktion, aber durchaus vorhandenem Glücksanteil, trotz Thema eher abstrakt

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0