Perlen der Spielkunst
Puerto rico
Reise in neue Spielwelten
Liebe Leserin, lieber Leser! Es gibt Spiele, die wahrlich neue Horizonte eröffnen, wie etwa anno dazumal Sid Sacksons „Acquire“, Richard Garfields „Magic“ oder Klaus Teubers „Die Siedler von Catan“. „Puerto Rico“, dieses leichtgängige Schwergewicht aus der Denkwerkstatt des Andreas Seyfarth, fällt exakt in diese Kategorie. Seit dem Erscheinen auf der Spielmesse 2002 in Essen wurde dieses Optimierungsspiel aus dem Haus ALEA von nahezu allen Kritikern in den höchsten Tönen gelobt. Der Grund: Die Suche nach der ultimativen Spielstrategie endet nie – es scheint diese einfach nicht zu geben. Viele Wege führen nach Rom, pardon: Puerto Rico, und alle sind gepflastert mit Mitbewerbern, die durch geschickte Gebäudewahl ihre planerischen Ziele unerbittlich festigen, ob zum eigenen Vor- oder Nachteil, wird sich erst im Laufe des Geschehens herausstellen. Dazu kommen verschiedene Rollen, die allerdings – ganz zum Spiel passend – alle gleichzeitig betreffen. Die Reise in die neue karibische Spielwelt wird niemals alleine angetreten, auch nicht im Österreichischen Spielemuseum in Leopoldsdorf, wo Ihnen allzeit Partner mit Tiefgang zur Verfügung stehen. www.spielen.at
Mein Lichtkegel zirkelt bei jedem Spielfreund zunächst über zwei nahezu leere Spielpläne, auf denen im Laufe der Zeit Gebäude bzw. Produktionsbetriebe und Plantagen für Indigo, Kaffee, Tabak, Mais und Zuckerrohr errichtet werden sollen. Die auf Letzteren angebauten Rohstoffe werden in speziellen Betrieben weiter verarbeitet, dann gewinnbringend verkauft und zuletzt über die Weltmeere verschifft. Diverse Gebäude, die jeder nach Gutdünken auf seinem verfügbaren Raum errichtet, unterstützen die Produktion und den Handel mit Waren. Dazu werden jedoch auch noch Siedler benötigt (Anm.: Keine Sklaven; das wäre wohl nicht politisch korrekt, H.K.), die rechtzeitig angeworben werden wollen. Zusätzlich schlüpfen alle „Puerto Ricaner“ gleichzeitig in Rollen wie Siedler, Bürgermeister, Baumeister, Aufseher, Händler, Kapitän oder Goldsucher, was viel Interaktion in ein an sich vom Grundgedanken individuelles Baugeschehen bringt. Wer eine Rolle aktiv wählt, kommt außerdem noch in den Genuss einer Bonus-Handlung – ein nicht zu unterschätzender taktischer Faktor. Ich erspare Ihnen hier die Beschreibung dieser einzelnen Rollen, möchte aber betonen, dass gerade dieses Element von „Puerto Rico“ das Salz in der Suppe ist und bei jedem Spieler einen unverwechselbaren Nachgeschmack hinterlässt. Geld, sprich: Dublonen, gibt es auch noch auf Puerto Rico, und dieses macht nicht gewählte Rollenkärtchen von Runde zu Runde attraktiver, erlaubt den Bau von Gebäuden und steuert damit den Ablauf der Plantagenbesitzer. Wer nicht genug von der Inselbewirtschaftung bekommen kann, dem erlaubt ein „Gebäudegenerator“ im Internet das Erschaffen weiterer interessanter Produktionsstätten. Wer gerne zu zweit spielt, dem sei die unter „Expertentipp“ angeführte Adresse empfohlen; oder aber der Kauf des kleinen Bruders „San Juan“, das Inselbewirtschaftung mit Karten erlaubt. Ein letztes Wort: Puerto Rico wurde von allen Spielkritikern hochgelobt, mit unzähligen Preisen ausgezeichnet und als eines der bahnbrechenden Spiele der letzten Jahrzehnte gefeiert. Diesem Urteil möchte ich mich vorbehaltlos anschließen. Puerto Rico ist eine Spielperle ersten Ranges!
Besprechung von Hugo Kastner
Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at
Homepage: www.hugo-kastner.at
EMPFEHLUNG # 71 PUERTO RICO
Spieler: 3-5 (Variante 2)
Alter: 12+
Dauer: 90+
Autor: Andreas Seyfarth
Grafik: Franz Vohwinkel
Preis: 25 Euro
Jahr: 2002
Verlag: Alea/Ravensburger
Taktik: 7 von 9
Info±: 0 von 9
Glück: 2 von 9
Es gilt, Puerto Rico durch viele kleine taktische Handlungen, die in eine gesamtstrategische Entscheidung eingebunden werden, nachhaltig zu bewirtschaften. Leicht ist dies keinesfalls, da eine falsche Rollenwahl bisweilen sogar den Gegner begünstigen kann. Der kleine, wohltuende Glücksfaktor wird durch die Auslage der Plantagenplättchen und Steinbrüche bewirkt, gekoppelt mit der Reihenfolge der Rollenwahl. Summa summarum jedoch ein hervorragendes „Spiel für Kenner“.
Hugos EXPERTENTIPP
Lassen Sie sich auch auf die von Experten erstellte und im Internet abrufbare Variante für 2 Spieler ein. (http://www.spielefreun.de/puertorico/) Spannung und strategische Entscheidungen wie auch Rollenwahl kommen dem Gefühl der Mehrspielervariante absolut nahe.
Hugos BLITZLICHT
Komplex – aber nicht kompliziert.So lautet die Kurzformel für dieses außergewöhnlich vielseitige, „zigfach“ prämierte Spiel aus der Hexenküche des Andreas Seyfahrt. Anfangsfehler sind verzeihlich, unterschiedliche Strategien anwendbar, und zuletzt bringen die Partien meist knappe Entscheidungen – alles Zeichen von Ausgewogenheit und Reife. Puerto Rico belegt zu Recht einen Top-Platz unter den Allzeitgrößen der Brettspiele.
VORANKÜNDIGUNG
DOMINION
Im düsteren Mittelalter