Die Fürsten von Florenz!
Das Spiel:
Die Fürsten von Florenz
Wolfgang Kramer und Richard Ulrich
3-5 Spieler ab 12 Jahren
alea, 2000
Die vergleichbaren Spiele:
Modern Art, Hans im Glück (M)
Kunststücke, Moskito (M)
Extrablatt, Moskito (M)
WIN-Wertung:
** AAA UUU KK I 3-5
h
Die Fürsten von Florenz! Wer kennt es nicht, das berühmte
Geschlecht der Medici aus der Renaissance? Na gut, Zlatko, dem Idol der „Big
Brother Gemeinde“ werden sie nicht bekannt sein – der hat ja bekanntlich schon
bei Shakespeare Gedächtnislücken. Aber uns Spielern sind sie schon deshalb ein
Begriff weil es ein Kniziaspiel namens „Medici“ gibt. Doch zurück zu unserem
heutigen Spiel. Worum geht es eigentlich?
Drei bis fünf „Fürsten“ kämpfen um das höchste Prestige.
Geld spielt nur bei Punktegleichstand eine Rolle.
Wodurch erreicht man Prestige? Künstler, Wissenschaftler
und Handwerker werden an den eigenen Hof geholt um mit ihren „Werken“ für Ruhm
und Ansehen des jeweiligen Gönners zu sorgen. Ingesamt stehen 21 Gelehrte zur
Verfügung. Von denen erhält man zu Spielbeginn 4 zugelost, aus welchen man 3
auswählt. Die 4. Karte bildet mit den restlichen Karten einen Stapel. Außerdem
gibt es noch pro Person 3.500.- „Florin“ Startgeld. Schon kann es los gehen.
Ach übrigens, zu Spielende gibt es noch extra Prestigepunkte, auf die ich noch
später eingehen werde.
Insgesamt werden nur 7 Runden gespielt. Ein Faktor, der
einen ganz gehörig unter Druck setzt, wie man im Lauf des Spieles feststellen
kann. Jede Runde besteht aus 2 Phasen. In Phase 1 läuft eine Versteigerung, bei
der zu Beginn 7 Möglichkeiten zur
Auswahl stehen.
Jetzt muss ich ein wenig vorgreifen: Um nämlich ein
entsprechendes Werk zustande zu bringen, benötigt ein Künstler auch das
richtige Umfeld. 6 verschiedene
Einflüsse bestimmen letztendlich die Punktezahl. So benötigt zum
Beispiel ein Komponist eine Oper, ein Maler ein Atelier und ein Goldschmied
eine Werkstatt usw. Des weiteren „inspirieren“ ihn auch von Person zu Person
verschiedene Erholungsmöglichkeiten wie Wald, See und Park sowie das
Unterhaltungsangebot in Form von
„Gauklern“. Auch die Anzahl der Künstler, dargestellt durch „Personenkarten“,
die gleichzeitig am Hof verweilen, wirkt animierend. Bei vollem Angebot steigt
natürlich das produzierte „Werk“ im Wert. Auch die Lebensbedingungen bzw.
Toleranz im jeweiligen Fürstentum bringt Punkte.
Hier stehen Religion, Reise, und Meinungsfreiheit zur
Auswahl. Jeder Künstler legt besonderen Wert auf eine dieser Freiheiten.
Schlussendlich kann man mit Hilfe einer
oder mehrerer Bonuskarten das Ergebnis
zusätzlich verbessern. Pro Runde ist eine Mindestpunktezahl als Limit
vorgegeben. Schließlich will man ja
nicht jeden Ramsch als Kunstwerk präsentieren. Die Punktevorgabe wird von Runde
zu Runde von anfänglich "7" kontinuierlich auf „17“ gesteigert.
Wie gesagt in Phase 1 kann der Startspieler aus 7
Möglichkeiten wählen: Eine von 3 Landschaften (Park, See, Wald) einen Gaukler
oder Baumeister zu ersteigern bzw. eine
Prestigekarte oder Abwerbekarte zu ergattern. Mindestgebot sind 200 Florin –
Steigerungsquote jeweils 100 mehr. Hat das Objekt der Begierde seinen Besitzer
gefunden, ist dieser sowie das gewählte Objekt für diese Phase aus dem Spiel.
Die leer ausgegangenen Spieler können nur mehr aus dem verbleibenden Rest
wählen bzw. steigern. Der letzte in der Spielerrunde hat zwar die geringste Auswahl, aber dafür
erhält er es „kostengünstig“ zum Nennpreis von 200 Florin.
Wozu Landschaften
und Gaukler dienen habe ich bereits erwähnt. Baumeister helfen einem, wie nicht schwer zu erraten
ist, beim Errichten von entsprechenden
Gebäuden.(siehe Phase 2). Prestigekarten „fetten“ das Endergebnis auf,
da mit ihnen bestimmte Ausgestaltungselemente sowie spezielle
Personenkonstellationen prämiiert werden. Sie kommen erst bei Spielende zur Anwendung.
Schließlich gibt es noch die Abwerbekarten mit deren Hilfe man eine Person vom fremden
Fürstenhof an den eigenen holen kann.
War man also in Phase 1 neben seinem „Geldbeutel“ auch den Plänen
und der Bietlust seiner Mitspieler ausgesetzt, so ist man nun in der Phase 2
unabhängig und darf sich für 2 von 5 Möglichkeiten entscheiden.
Zum Preis von je 300 Florin stehen 1 Freiheit (Reise,
Meinung, Religion), eine zusätzliche Personenkarte oder eine Bonuskarte
zur Auswahl. Die ersten beiden
Wahlmöglichkeiten hat man jeweils nur 1 mal pro Phase während Bonuskarten auch
zu zweit erworben werden können.
Letztere werten Werke auf und kommen anschließend gleich wieder aus dem Spiel.
In dieser Phase können auch die entsprechenden Gebäude
(maximal 2) errichtet werden. Hat man rechtzeitig dafür gesorgt einen
Baumeister an den Hof zu holen so kostet die Errichtung unabhängig von der
Größe 300 Florin. Ansonsten sind kostspielige 700 Florin zu berappen. Ab 2
Baumeistern kann dichter verbaut werden. Schließlich gibt es nur begrenzten
Bauplatz. Jeder Spieler hat vor sich ein Rasterfeld mit 45 freien Feldern auf
denen Gebäude und Landschaften verschiedensten Formats untergebracht werden
müssen. Einmal getroffene Platzierungen
dürfen nicht mehr geändert werden. Daher sind die Standorte sorgfältig zu
überlegen, da auch bestimmte Bauvorschriften einzuhalten sind. Ab 3 Baumeistern
sind alle Gebäude kostenlos.
Last but not least sind in dieser Phase auch die „Werke“ zu
vollbringen (maximal 2). Wie geht dies vor sich? Man legt eine seiner Personenkarten ( entweder aus dem
anfänglichen Potential oder man hat in dieser Runde zugekauft) aus der Hand und
offen vor sich ab. Aus den erwähnten Kategorien (Gebäude, Landschaft, Freiheit,
Gaukler, Bonus bzw. restlichen Personen) werden die möglichen Werkpunkte
ermittelt und vorläufig auf der Erfolgsleiste mittels eigenem Spielstein
festgehalten. Das Werk der Runde mit der höchsten Punkteanzahl erhält 3
Prestigepunkte extra. Die eigentlichen Werkpunkte werden zu je 100 Florin
abgerechnet und dienen somit dem Geldnachschub. Allerdings können sie auch ganz
oder teilweise zum Kurs von 200:1 in Prestigepunkte umgewandelt werden. Eine
weitere Gelderschließungsquelle ist, die eigene Figur auf der Prestigeleiste
zurück zu ziehen. Pro Feld gibt es 100 Florin.
Damit wäre fast
alles oder zumindest das Wichtigste gesagt. Nein doch nicht ! Für jedes errichtete Gebäude, jede
zusätzliche gleiche Landschaft und den 2.bzw.3.
Baumeister gibt es ebenfalls 3 Prestigepunkte.
Zugegeben, es klingt anfangs etwas verwirrend. Nicht
umsonst hat die Spielregel 12 Seiten. Jedoch einmal angespielt sind die Regeln
bereits nach spätestens 2 Runden vollkommen klar.
Nach der doch etwas mühsamen Erklärung zur Kritik. Die
Ausstattung wie immer aus dem Haus Ravensburger tadellos. Die Aufmachung
ausgesprochen liebevoll. Beim Geld (1000, 500. 100) gefärbt nach Gold, Silber
und Kupfer hätte ich zwar lieber Plastikmünzen gehabt, aber vielen ist
vielleicht sogar die Pappvariante lieber.
Die Spielregel lässt keine Frage offen und die einzelnen
Spieltafeln mit Ablage für Landschaften und Gebäude weisen noch Kurzspielregeln
mit Hinweisen auf die Punktevergabe auf. Also absolut perfekt. Ein Kompliment
auch dem Grafiker Franz Vohwinkel für die gelungene Gestaltung.
Das Thema passt ausgezeichnet, obwohl man die
Spielmechanismen auch auf ein anderes Umfeld hintrimmen hätte können.
Entscheidend ist der Spielreiz und hier ist
Ulrich/Kramer bestimmt ein großer Wurf gelungen. Man steht andauernd
unter Druck. Soll man hoch steigern (Phase 1) um seine Pläne durchzusetzen oder
eher sparsam andere Erfolg versprechende Wege gehen. Allein um z.B. 3
Baumeister zu erwerben – falls man sie überhaupt bekommt und vor allem zu welchem
Preis - vergehen 3 von 7 Spielrunden. Kann man das kostenlose Errichten von
Gebäuden auch noch ausreichend und
gewinnbringend einsetzen? Oder doch lieber auf Prestigekarten setzen. Hier hat man übrigens
wie bei den Personenkarten die Wahl aus den ersten 5 Karten des Stapels. Also
einige Möglichkeiten, das passende für das eigene Fürstentum zu finden.
Besonders gefallen hat mir, dass es sehr schwierig wenn nicht unmöglich ist,
destruktiv zu spielen.
Auf jeden Fall kann ich das Spiel uneingeschränkt empfehlen.
Zweifellos wäre es ein heißer Tipp für die Bestenliste gewesen, wenn es die
Alea-Redaktion nicht so spät heraus gebracht hätte. Aber mit „Torres“ ist
ohnehin auch heuer ein Kramer im
Spitzenfeld und vielleicht klappt es beim nächsten Mal.