Augsburg 1520

 

Alea - mein Lieblingsverlag - hat in den letz­ten zwei Jahren vier neue Spiele auf den Markt gebracht. 2005 waren das „Louis XIV„ und „Palazzo“, 2006 dann „Um Ru(h)m und Ehre“ und „Augsburg 1520“.

Das erste Spiel aus 2006 wird auf den näch­sten Seiten beschrieben, ich widme mich dem Augsburg 1520: Wird es den Anspruch von Alea gerecht: „Alea ist eine Marke von Ra­vensburger, unter der Spiele mit besonders hohem strategischen Anspruch veröffentlicht werden.“

„Um Ru(h)m und Ehre“ wird diesem An­spruch nicht gerecht, warum ist es über­haupt in dieser Reihe erschienen? Wird Alea jetzt eine Marke, die das „Spiel des Jahres“ gewinnen möchte? Kommen jetzt nur mehr für Familien geeignete Spiele? Wir werden es sehen!

Wie funktioniert nun Augsburg 1520?

Gewinnen wird das Spiel, wer die meisten Prestigepunkte erworben hat. Erschwerend gilt dabei, dass es Hürden auf der Zählleiste gibt: erst wenn man dem Klerus eine Kirche oder Dom baut, kann der Spieler weiterzie­hen. Aber um Prestigepunkte zu erhalten, muss man ganz unten anfangen, bei den Privilegien

Es geht bei den Privilegien - es gibt 10 ver­schiedene Privileg-Karten, von denen jede Runde immer nur 5 verwendet werden - im­mer um die Möglichkeit, sofort zwei Aktion auszuführen. Jede Privileg-Karte besteht aus 3 Teilen, drei Aktionen, von denen der Spieler zwei durchführen kann. Die Privileg-Karten werden der Reihe nach vergeben, der Ge­winner der letzten Auktion hat dann keine Auswahl mehr

Um eine Privileg-Karte zu erhalten, muss man eine Auktion gewinnen, und das will jeder Spieler um Aktionen setzen zu können. Ohne Gewinn einer Auktion ist man schnell ohne weitere Siegchance.

Fünf Karten bedeuten fünf Auktionen, dann ist eine Runde zu Ende und es erfolgt eine Abrechnung.

Wie funktioniert nun eine Versteigerung?

Jede Spieler bekommt am Anfang Gulden und Schuldscheine. 1500 Gulden und zwei Joker-Schuldscheine. Und dann noch weitere sieben Schuldscheine am Spielanfang, die er erst kaufen oder wieder abgeben muss. Der Wert einer Karte ist von 200 bis 400 Gul­den, (Joker kosten 400). Am Anfang stehen also 1500 Gulden zur Verfügung um diese Schuldscheine zu kaufen.

Ich habe den Sinn der Wortwahl „Schuld­scheine“ nicht verstanden, aber es hat keinen Einfluss auf das Spielgeschehen.

Nun, mit diesen Schuldscheinen, wird die Auktion gestartet. Es gibt eine Auktion für je­den Adeligen, fünf Runden, siehe auf das Bild unten, dort sind fünf Adelige abgebildet, es beginnt links mit Philipp, dann Louise, dann Leo, dann Maria und zuletzt Maximilian.

Jeder Schuldschein - außer den Jokern - ist einer Farbe der ersten vier Adeligen zuge­ordnet. Bei der Auktion für Philipp darf man nur Schuldscheine von Philipp (und Joker) verwenden. Und so weiter.

Die Auktion geht so ab. Wer zuletzt eine Auk­tion gewonnen hat, fängt zuerst an. Er sagte eine Anzahl von Karten, die er für Philipp bie­tet, die müssen wirklich vorhanden sein. Der nächste Spieler kann passen, halten oder er­höhen. Wenn alle Spieler gepasst oder gehal­ten haben, also keine Erhöhung mehr, legen alle Spieler die genannte Anzahl der Karten vor sich hin. Es haben alle die gleiche Zahl von Karten geboten, daher gibt es einen wei­teren Mechanismus auf den Karten, Werte, die bei teuren Karten höher sind als auf den billigen, Joker zählen immer 0. Nun wird der höchste vorhandene Wert - nicht die Summer der Werte - als nur der einzige, höchste Wert jedes Spielers verglichen. Wer den höchsten Wert hat, darf sich eine Privileg-Karte aussu­chen und gleich durchführen. Die anderen gehen bei der Aktion leer aus, bekommen aber etwas Geld (Denn ohne Geld kann sich kein Spieler neue Schuldscheinen kaufen!) Der zweite Spieler 100 Gulden, der dritte Spieler 50 Gulden, alle anderen nichts.

So geht es für Philipp, Louise, Leo, Maria, dann, wenn nur mehr eine Privileg-Karte ausliegt, darf bei der Auktion für Maximilian jede Karte, also alle Schuldscheine verwen­det werden, denn es gibt keine eigenen Maximilian-Schuldscheine. Das ist dann die Chance für alle, die bisher leer ausgegangen sind.

Nun kommen wir zu den Aktionen, die man auf Grund der Privilegien ausführen darf. Zu­erst aber erst die Erklärung der drei Bereiche auf dem Spielertableau. Jeder hat sein eige­nes vor sich liegen.

Die drei Bereich sind gelb: Faktoreien (Sym­bol: Münzen), orange: Adelsstand (Symbol: Orden) und violett: Ämter (Symbol Bande­role). Jeder dieser drei Bereich ist bereits mit der untersten Stufe aktiv.

In der Faktorei Augsburg gibt es ein Grund­einkommen von 600 Gulden.

Im Adelsstand bekommt der Bürger bei jeder Abrechnung drei Prestigepunkte.

Bei den Ämtern erhält der Kaufmann vier Schuldscheine, die er dann mit seinen Gul­den kaufen kann oder abgeben muss. Da­her sind gekaufte Schuldscheine von neu­en, noch nicht gezahlten, strikt getrennt zu halten.

Mit Stufen-Kärtchen kann nun diese „Grund­ausstattung verbessert werden.

Jede der drei Aktionen einer Prestige-Karte sind einem der drei Bereich zugeordnet und dann kann auch noch dafür ein Stufenkärt­chen erworben werden.

Bei den Faktoreien: Faktorei Innsbruck mit 900 Gulden, Faktorei Antwerpen mit 1200 Gulden, Faktorei Venedig mit 1600 Gulden.

Beim Adel der Freiherr mit 5 Prestigepunk­ten, der Graf mit 8 Prestigepunkten und der Fürst mit 12 Prestigepunkten.

Bei den Ämtern der Zunftmeister mit fünf Schuldscheinen, der Ratsherr mit sechs Schuldscheinen und der Bürgermeister mit sechs Schuldscheinen und einem zusätzlich, kostenlosen Schuldschein.

Darüber befinden sich die Felder für die Rechte-Plättchen, die aber nur beim Adel und bei den Ämtern vorkommen.

Hier kommt die Interaktion zu Spiel: es gibt nicht ausreichend Stufen-Kärtchen, von Be­ginn an werden diese - je nach Spieleranzahl - hinterhältig reduziert, dass ein ständiger Kampf darum entbrennt. Und ist kein Stu­fen-Kärtchen mehr im Vorrat, nehme ich es einfach kostenlos vom Mitspieler, sicher von dem, der am Besten da steht. Er bekommt zwar 100 Gulden oder einen Prestigepunkt, das ist aber nur ein schwacher Trost. (Auf Grund des ständigen Wegnehmens ist eine längerfristige Planung in diesen Spiel nicht möglich und macht es fast(?) zu einem rei­nen Zocker- oder Glückspiel)

Nicht wegnehmen darf man die Rechteplätt­chen. Diese darf man mit einer Aktion der Privileg-Karten erwerben, aber dazu muss man die entsprechenden Stufen-Kärtchen besitzen. Dabei ist es unmöglich von Aukti­on zu Auktion zu planen, denn wenn ich eine Auktion gewonnen habe und die nächste nicht gewinne, ist das Stufen-Kärtchen wie­der weg, ohne dass ich ein Rechte-Plättchen erwerben konnte.

Es gibt Rechte-Kärtchen für Adelige: Der Graf darf ein Wappen erwerben, bringt immer zu­sätzliche vier Prestigepunkte. Aber nur wenn ich der Erste bin der ein Wappen-Plättchen erwirbt. Der Nächste erhält nur drei, dann zwei, dann einen Prestigepunkt. Der Fürst erhält den Adelsbrief mit zusätzlichen 5-4-3-2 Prestigepunkten.

Bei den Ämtern kann der Ratsherr einen Münzmeister legen, das bringt einen zu­sätzlichen kostenlosen Schuldschein. Der Bürgermeister kann einen Baumeister le­gen, der bringt die Möglichkeit, während der Ausführung der Aktionen einer Prestige-Kärtchen - nach einer gewonnenen Auktion - zusätzlich eine Kirche (Kosten: 900-700-500-300-100) oder Dom (1200-900-600-300-100) zu legen.

Wer über das Feld „25 Prestigepunkte“ hinaus möchte, braucht eine Kirche, wer über „50 Prestigepunkte“ möchte braucht einen Dom, sonst verfallen die erreichten Prestige­punkte.

Nun müssen die Aktionen der Privileg-Karten beschrieben werden. Alle diese Karten sind unterschiedlich, manchmal kommen auch zwei gleiche Symbole vor, Faktoreien kom­men immer nur einmal vor.

Für jede Aktion darf man ein Stufen-Kärt­chen legen oder (wenn das entsprechende Stufen-Kärtchen vorhanden ist) auch ein Rechte-Plättchen. Drei Sonderfälle machen das Ganze dann noch etwas komplizierter.

Sind alle fünf Auktionen vorbei, wird abge­rechnet. Zuerst das Einkommen, die Gulden, je nachdem wie viele Stufen-Kärtchen dort liegen. Dann die Prestigepunkte gutschrei­ben, wieder nach den Stufen-Kärtchen und auch die Rechte-Plättchen nicht vergessen.

Zuletzt die Ämter, sie bringen Schuldscheine, maximal zwei (mit dem Bürgermeister und dem Münzmeister) sind kostenlos, die ande­ren müssen sofort mit dem vorhanden Geld bezahlt werden.

Dann wird der Rundenzeiger um ein Feld nach rechts gezogen und die Auktionen be­ginnen wieder. Mit 5 Spielern sind es 7 Run­den und bei 2 nur mehr 4 Runden.

Nun aber noch ein Wort zu den Regeln. Sie sind kompliziert geschrieben und es bedarf eines genauen Studiums, um das „richtige“ Spiel zu spielen. Sie sind aber komplett und lassen keine Frage offen, man muss nur die Stelle finden. Warum so viele Zusatzregeln dabei sind, verstehe ich nicht ganz. das Spiel macht - speziell im Endspiel - den Eindruck, es ist noch nicht fertig entwickelt.

Das Spiel als Ganzes hat zwar einen tollen, neuen Mechanismus, nur die Realisation mit diesen Regeln lassen Zweifel aufkommen, ob es mit „besonderes hohem strategischen An­spruch“


 

 

Spieler         :

Alter            :

Dauer          :

 

Autor           : Karsten Hartwig

Grafik          : Czarné

Vertrieb        : Ravensburger

Preis            : ca. 15,00

Verlag          : Alea 2006

  www.aleaspiele.de

 

Genre                    : Versteigerungsspiel

Zielgruppe             : Familie und Freunde

Mechanismen         : Einfluss durch Karten ersteigern

 

Strategie                : **

Taktik                    : ***

Glück                    : ****

Interaktion             : ******

Kommunikation      : ***

Atmosphäre           : ****

 

Kommentar            :

Thema Fugger nicht überzeugend

Schöne Ausstattung

Schwer lesbare Regel, jedes Detail wichtig

ständig neue Situationen zu bewerten

kein typisches Alea-Spiel

 

Wenn Sie Versteigerungsspiele mögen, dann wird Ihnen Augsburg 1520 Spaß machen.

 

Ferdinand de Cassan: Das neueste Spiel von Alea hat einen interessanten Mechanismus, erreicht aber nicht die Qualität von Puerto Rico.