Adel
verpflichtet
Das Spiel:
Adel
verpflichtet
alea, 2000
Erstmalig
erschienen 1989 bei F.X. Schmid
von Klaus
Teuber, ausgezeichnet mit „Spiel des Jahres 1990“
Bluffspiel
für 2 - 5 Spieler ab 12 Jahre,
nach Angabe
des Verlags 60 – 90 Minuten
Die vergleichbaren
Spiele:
Die WIN-
Wertung:
A UU WW
I (45 – 60 min) 2 - 5 optimal 5 Spieler
„Adel verpflichtet?“ Wozu eigentlich? Ehrenbeleidigungen werden nicht
mehr mit dem Fehdehandschuh und einem anschließenden Duell bereinigt und wie der
heutige Adel teilweise mit Damen umgeht ist, zum Glück, auch nicht
verpflichtend. Ach ja jetzt weiß ich es wieder. Adel verpflichtet zu Prügeln
und anderen Unschönheiten vor laufenden Kameras. Zum Glück geht es im Spiel
„Adel verpflichtet“ etwas seriöser zu.
Die Lords des altehrwürdigen Londoner Club Antiques sammeln die
skurrilsten Antiquitäten und präsentieren diese anlässlich mehrerer
Austellungen. Währendessen versuchen Diebe die Objekte der Begierde zu stehlen
und das wachsame Auge, in Person von Detektiven, versuchen sie hinter Gitter zu
bringen.
Das Spielbrett umfasst den Antiques Club als Startfeld und danach alle
Häuser, Burgen und Anwesen der Lords und Earls, als Lauffelder, wobei jedes
Anwesen 2 dieser Felder besitzt. Das Ende der Reise wird durch eine Dinnertafel
symbolisiert. In der Mitte sind zwei Felder für die Antiquitäten und 5 Kerker
für die gefangenen Diebe, sowie die Bank zur Ablage der Schecks. Die 45
Sammelkarten tragen einen Buchstaben (A-F) die Bezeichnung und die Jahreszahl
des Objektes. Es sind die witzigsten Dinge darunter, wie Jonny Weissmüllers
Lendenschurz, seines Zeichens der bekannteste, und meiner Meinung nach der
beste, Tarzandarsteller und Olympiagoldmedaillengewinner im Freistilschwimmen,
Elvis Presleys Gitarre sowie auch ein Steinguttopf aus dem Jahre 1650 aus
Gmunden usw.
Zu Beginn des Spieles erhält jeder Spieler seine Farbe, den dazugehörigen
Spielstein, eine Schloss- und eine Auktionskarte, diese beiden sind auf der
Rückseite mit einer 1 markiert. Weiters bekommt man 4 Schecks im gesamtwert von
50.000,-, 2 Diebe mit unterschiedlichen Berufsjahren, einen Detektiv und eine
Ausstellungskarte. Diese vier verschiedenen Karten tragen auf der Rückseite
eine 2. Man erhält noch vier Sammelkarten und platziert seinen Spielstein im
Club, dem Startfeld. Die restlichen Sammelkarten werden mit den Abbildungen
nach oben in zwei gleich große Stapel, in die Mitte des Spielplans gelegt. Dies
ist dabei zu beachten, da es in der Spielregel
zweideutig beschrieben ist, verdeckt würden die Karten allerdings keinen
Sinn machen.
Der Spielverlauf gliedert sich in 4 Phasen. In der ersten wählen alle
Spieler den Ort ihres Geschehens indem sie eine der beiden Ortskarten,
Rückseite 1, Schloss oder Auktionshaus, verdeckt vor sich legen. Diese Karten
werden gleichzeitig umgedreht. Die Spieler welche das Auktionshaus gewählt
haben, nehmen die Handlungskarten, Rückseite 2, und entscheiden sich für einen
Scheck oder einen Dieb. Der Spieler, der den höchsten Scheck geboten hat, darf
sich eine der beiden offen ausliegenden Sammelkarten nehmen. Nur wenn jemand
einen Dieb alleine spielt, darf er/sie sich den soeben bezahlten Scheck nehmen.
Sollten sich mehrere Spieler für diesen Ort entschieden haben, gehen diese leer
aus, Wenn mehrer Diebe im Spiel sind, darf der Scheck von niemanden genommen
werden. Wenn kein Scheck bezahlt wurde, geht der Dieb ebenfalls ohne Beute nach
Hause. Danach kommen die Spieler, welche sich für das Schloss entschieden
haben, dran. Sie haben die Möglichkeit eine Ausstellung zu veranstalten, mit
dem Dieb einige Objekte zu stehlen oder mit dem Detektiv versuchen die Diebe
einzusperren.
Um eine Ausstellung zu veranstalten, legt man mindestens drei
Sammelkarten vor sich hin, auf denen die Reihenfolge des Alphabets nicht
unterbrochen sein darf. Allerdings ist auch erlaubt, mehrere Karten mit dem
gleichen Buchstaben zu verwenden. Sind mehrere Ausstellungen geplant, werden
diese gleichzeitig aufgedeckt und die mit den meisten Sammelobjekten gewinnt.
Bei Gleichstand entscheidet das älteste Objekt. Zwischen den Lauffeldern der
einzelnen Anwesen befinden sich zwei Zahlen. Die obere bekommt die größte
Ausstellung, die untere die zweitgrößte. Diejenigen ziehen diese Punkte mit
ihren Figuren. Danach werden die Diebe aktiv. Jeder Dieb darf von jeder
ausliegenden Ausstellung ein Objekt stehlen. Sollten Detektive im Spiel sein,
befördern diese die Diebe anschließend ins Gefängnis. Die Beute dürfen sich die
Diebe allerdings behalten. Der Dieb mit den wenigsten Berufsjahren geht als
erster in die Zelle und wird von den nachfolgenden immer um eine
weitergeschoben. Beim sechsten Verbrecher
geht der erste wieder auf freien Fuß und steht damit dem Spieler wieder
zur Verfügung. Die erfolgreichen Detektive rücken am Spielbrett die Zahl vor,
welche der Position des Spielers entspricht, der erste 1 Feld, der zweite zwei
Felder usw.
Das Spiel endet wenn ein Spieler die Dinnertafel erreicht. Dann legen
alle Spieler ihre Ausstellung vor sich. Die größte erhält 8 Punkte, die
zweitgrößte 4 Punkte. Die- oder derjenige Spieler, der danach am weitesten
fortgeschritten ist, gewinnt das Spiel. Bei Gleichstand entscheidet die größere
Ausstellung.
Adel verpflichtet ist ein sehr kurzweiliges Spiel. Die Spieldauer ist bei
ca. 45 – 60 Minuten anzusetzen, da es kein Spiel für Grübler ist. Ja ich weiß,
Ausnahmen bestätigen die Regel. Man muss nicht lange nachdenken, die
Entscheidungen „aus dem Bauch heraus“, sind in den meisten Fällen die besten.
Das hinterlässt allerdings auch den Eindruck, dass man gespielt wird. Die
Spieleranzahl sollte bei 5 Personen liegen, da weniger Spieler auch weniger
Interaktion bedeutet. Für 2 oder 3 Spieler ist dieses Spiel absolut ungeeignet,
auch wenn Varianten dafür angeführt sind. Ich kann mir allerdings auch
vorstellen dieses Spiel mit 10 jährigen zu spielen, da Kinder sicher eine
relevante Chance haben, zu gewinnen und das macht „Adel verpflichtet“ zu einem
Familienspiel.
Für diejenigen unter uns die gerne herzhaft lachen und miteinander sprechen
ist dieses Spiel ebenfalls nicht geeignet, da die Kommunikation auf ein Minimum
beschränkt ist, mit Ausnahme des ewigen „Du bist dran“. Das dürfte allerdings
in der damaligen Zeit bei vielen Spielen so gewesen sein. Ich würde es
zwischendurch oder zu Beginn eines Spieleabends sicherlich noch einmal spielen,
es wird allerdings keinen Zugang zu meiner Sammlung finden.
Abschließend möchte ich die Frage aufwerfen, ob der Spielejahrgang 1990
so schlecht war oder, wie viele schon seit einiger Zeit vermuten, die „Jury
Spiel des Jahres“, schon damals nicht genau wusste was sie tat. Dieses Spiel mag vielleicht auf
die Auswahlliste gehören, aber um auf den ersten Platz gereiht zu werden muss
man schon etwas mehr Spielwitz präsentieren. Da der Autor Klaus Teuber ist, bin
ich froh, dass dieses Spiel einige Zeit vor den Siedlern kam und er in den
darauffolgenden Jahren sich spieletechnisch so stark entwickelt hat um einige
Klassiker hervorzubringen die uns heute noch immer sehr viel Spaß beim Spielen
bereiten.