UNSERE REZENSION

 

Spektakel im Kaiserlichen Rom

 

Munera

 

FamiliA Gladiatoria

 

Munera ist ein Konzept für eine Serie von Brettspielen, angesiedelt in der blutigen und farbenprächtigen Welt des Kaiserlichen Roms im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus. Die Spiele sollen die pompösen und grausamen Spektakel nachzeichnen, und nicht nur diese selbst, sondern auch die technischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte der Spektakel im Kolosseum zu Rom und anderswo. Man muss Gladiatoren trainieren, die Tiere beschaffen, die Jagden organisieren, sich Herausforderungen für die Gladiatoren ausdenken und auch die Streitwagen vorbereiten.

 

Im ersten Spiel der Serie, Familia Gladiatoria, übernehmen die Spieler die Rolle eines Lanista. Ein Lanista ist ein Unternehmen im alten Rom, der beschlossen hat, in die Errichtung und den Betrieb von Ludus und Familia Gladiatoria zu investieren, das heißt Training und Betrieb einer Gladiatorentruppe, bestehend aus den Gladiatoren selbst und dem zum Betrieb nötigen Personal.

Im Spiel betreibt jeder sein eigenes Ludus um Ruhm zu erwerben, dies geschieht durch Teilnahme an einem Schauspiel oder durch die Verwendung bestimmter Ereigniskarten. Das erste Ludus oder Gymnasium, das 15 Ruhmespunkte erreicht, gewinnt das Spiel. Der eigentliche Gladiatorenkampf ist hier nur Teil des Geschehens.

 

Das Geschehen läuft auf zwei Spielbrettern ab, einerseits einer Landkarte des antiken Italien und andererseits auf dem Spektakel-Brett, das zur Austragung von Gladiatorenkämpfen verwendet wird. Umgesetzt wird das Geschehen mit Hilfe von Karten. Diese zeigen die verschiedenen Gladiatoren mit ihren Kenndaten wie Herkunft, Preis und Lohn, seine Kampfkraft und seinen Mut sowie sein Charisma, um die Massen auf seine Seite zu bringen. Dazu kommen so genannte Minister, das sind Angestellte, die sich um die Gladiatoren kümmern, vom Arzt und Koch bis zum Waffenschmied und Trainer. Dann gibt es noch sogenannte Munus-Karten, die die Spektakel darstellen, die Beamte, Aristokraten oder der Kaiser selbst bestellen – sie können von zwei Schulen genutzt werden, zeigen den Ort der Arena, den Vertrag über die Anzahl der Gladiatoren, Kosten und Ruhm den man erlangen kann. Die vierte Kartenart sind die Ereignisse, die man in der Ereignisphase oder während eines Kampfes bekommt.

 

Mit dieser Ereignisphase beginnt auch jede Spielrunde. Jeder Spieler zieht eine solche Karte. Dann folgt die Forum Phase, alle beschäftigten Gladiatoren werden zurückgenommen, jene die nicht zurückgenommen werden können, werden auf Heilungsfortschritt überprüft. Dann werden alle Karten im Forum abgelegt und pro Spieler eine Gladiatorenkarte und 1 Ministerkarte gezogen und ins Forum gelegt. Im Anschluss daran folgt die Versteigerung um Gladiatoren und Angestellte aus dem Forum zu erwerben. Die letzte Phase ist die Munus Phase – alle Karten in der Munus Auslage werden entfernt und neue gezogen; dann werden die Spektakel auf den Karten abgewickelt, dies erfolgt durch Anbieten der Spektakel, Erklären der Teilnahmeabsicht und Erwerben der Teilnahmeberechtigung, Bezahlen der Reisekosten und dem eigentlichen Gladiatorenkampf. Bei diesen Kämpfen wurde sogar das bekannte Daumen hoch / Daumen gesenkt der Zuschauer für das Überleben eines Gladiators mit einbezogen. Die Spieler, die an einem bestimmten Spektakel nicht beteiligt sind, können auf den Ausgang wetten oder sogar versuchen, ihn zu beeinflussen.

 

Das Besondere an dieser historischen Simulation ist der ungemein aufwändig recherchierte und in großem Ausmaß auch präsentierte historische Hintergrund samt konsequenter Verwendung der lateinischen Begriffe, eingebettet in stimmige und und attraktive Grafik. Es lohnt sich, sich durch die umfangreiche Beschreibung des Materials durchzuarbeiten, die eigentlichen Regeln selbst sind überraschend einfach und belohnen die Mühe mit einem flüssigen Spiel, das letztlich auf ein Verständnis wirtschaftlicher Abläufe und den besten Einsatz von Ressourcen hinausläuft.

Definitiv kein Spiel für Anfänger oder so mal eben zwischendurch, Munera muss man sich erarbeiten, aber es lohnt sich.

 

Wer Freude an Thema und Spiel findet, kann sich schon die erste Erweiterung downloaden: Munera Ars Dimicandi wurde in Zusammenarbeit mit dem gleichnamigen Institut erstellt, das sich mit der Geschichte der Gladiatoren beschäftigt, und konzentriert sich auf die Kämpfe, für die Lanistas gibt es neue Arten, die Duelle ihrer Champions zu managen und auch zu planen. Neu sind Pugna Karten mit Spieler 1 und Spieler 2 Karten sowie Karten für Gladiatorenklassen.

 

Dagmar de Cassan

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 90+

Autor: Matteo Santos

Grafik: Jocularis

Preis: ca. 40 Euro

Verlag: Albe Pavo 2010

Web: www.albepavo.com

Genre: Historische Simulation

Zielgruppe: Für Experten

Version: multi

Regeln: en it

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Erstes Spiel einer Serie * Sehr viel Information * erfordert intensive Beschäftigung mit Regeln und Material * Erste Erweiterung bereits verfügbar

 

Vergleichbar:

Spartacus, Phalanx oder Tribun, Heidelberger, für die Zeitperiode; erstes Spiel mit Hauptthema Gladiatorenkampf als Wirtschaftszweig

 

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 5

 

Dagmar de Cassan:

Munera ist zu Beginn harte Arbeit für zielstrebige und erfahrene Spieler, aber als Belohnung winkt ein interessantes, flüssiges Spiel und sehr viel Information zu einem faszinierenden Aspekt römischer Geschichte.

 

Zufall: 1

Taktik: 3

Strategie: 1

Kreativität: 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis: 0

Kommunikation: 2

Interaktion: 3

Geschicklichkeit: 0

Action: 0