Besprechung

 

Unter spanischer Herrschaft

 

West of Africa

 

Kanarische Inseln im Spätmittelalter

 

Das Treiben auf den Kanarischen Inseln im Spätmittelalter! Die spanischen Herren bauten Güter an, versuchten diese gewinnbringend zu verkaufen und gründeten Siedlungen, wenn sie als Alkalden (eine Art Bürgermeister) auf den Inseln herrschten.

Mit diesen einführenden Worten ist das Spielziel auch schon erklärt: Jeder Spieler versucht auf den Inseln „Alkalde“ zu werden, baut Güter an und verkauft diese gewinnbringend. Klingt trivial und nicht gerade spannend. Doch wenn das erste Spiel vorüber ist und Du die Interaktion schätzt, möchtest Du das Spiel auf jeden Fall nochmals spielen, weil es sehr taktisch ist. Du bist angetrieben, beim nächsten Mal besser auf Deine Mitspieler zu achten und zu beachten, es keine Glücksfälle gibt!

 

Worum geht es im Spiel?

Der Spielmechanismus baut darauf auf, dass alle Spieler vom Kartendeck (8 Karten) ein bis fünf Karten aussuchen, diese Karten die Spielerreihenfolge bestimmen und wenn Du an der Reihe bist, Kartenaktionen ausführst. Aktionsoptionen sind: Arbeiter bewegen, Güter Anbauen, Güter verkaufen, Siedlung gründen und Schiff ziehen. Die Karte: „Minus 4“ ist keine Aktion. Sie vermindert den Kartenwert lediglich um 4 Punkte. Damit sind wir schon beim Bestimmen der Spielreihenfolge in jeder Runde. Auf jeder Karte ist ein Punktewert angegeben: 0 bis 8 Punkte. Jeder Spieler zählt den Punktewert seiner ausgesuchten Karten zusammen, zieht gegebenenfalls die Minuskarte ab und nennt die Summe. Der Spieler mit der kleinsten Summe wird Startspieler. Bei Gleichstand entscheidet die Goldleiste, wer früher an die Reihe kommt. Ja, Geld gibt es keines in diesem Spiel. Dafür haben wir einen Markierungswürfel für die Goldleiste (0 bis 40), der angibt, wieviel Gold wir besitzen. Zu Spielbeginn besitzen wir schon 15 Gold. Gold benötigen wir, wenn wir unsere Güter anbauen bzw. wenn wir diese verkaufen, erhalten wir Gold. Um das Spiel zu gewinnen, ist der Punktestand bei Spielende auf der Siegpunkteleiste entscheidend. Punkte erhältst Du für den Bau von Siedlungen, wenn Du Alkalde wirst oder wenn Du bei Rundenende am meisten oder zweitmeisten Gold besitzt.

 

Wie läuft eine Spielrunde ab?

Jede Spielrunde läuft in drei Phasen ab: I. Karten aussuchen, II. Aktionen gemäß gewählter Karten ausführen und III. Rundenende. Während des gesamten Spiels werden Gleichstände immer über die Goldleiste entschieden. Der Spieler mit mehr Gold gewinnt ein Unentschieden bzw. zieht zuerst in der Spielerreihenfolge. Bei Gleichstand auf der Goldleiste gewinnt derjenige Spieler, dessen Markierungswürfel „weiter oben“ ist (Siehe den Spielplan). Von der Auswahl der Karten hängt es ab, wann Du mit Deinem Spielzug an der Reihe bist und welche Aktionen Du ausführen darfst. Suchst Du fünf Karten aus, musst Du in dieser Phase 4 Gold sofort zahlen. Die Karten werden verdeckt ausgelegt und die Spieler nennen den Punktegesamtwert. Danach wird die Spielerreihenfolge bestimmt: Der Spieler mit den wenigsten Punkten setzt seinen Markierwürfel auf den 1. Platz der Reihenfolgeleiste. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass es in diesem Spiel sehr von Bedeutung ist, wann man mit seinem Spielzug an die Reihe kommt. In Phase II führen die Spieler in der Spielerreihenfolge die Kartenaktionen aus. Wer an der Reihe ist, deckt seine Karten auf und führt die Aktionen aus. Der Spieler wählt die Reihenfolge der Aktionen, muss eine gewählte Karte nicht ausführen und darf Inselkarten doppelt nutzen. Wählt ein Spieler die Minuskarte erhält sie nun der linke Nachbar. Sonderfall Schiff in der 1. Runde: Jeder Spieler setzt sein Schiff auf einem freien Anlegeplatz neben eine der sieben Inseln.

 

Nun zu den Aktionen im Detail:

Mit der Aktion „Arbeiter bewegen“ bewegt man Arbeiter von Insel zu Insel. Möchte ein Spieler Arbeiter bewegen, muss er die Karte Arbeiter bewegen spielen und erhält dann 4 Aktionspunkte, mit denen er die Arbeiter bewegen darf. Mit einem Aktionspunkt zieht er einen seiner Arbeiter von einem der beiden Schiffe von La Gomera oder Fuerteventura oder von einer Insel entlang einer Seeverbindung auf eine Nachbarinsel. Jeder Arbeiter auf einer Insel ist bei der Bestimmung des Alkalden 2 Punkte wert und vermindert die Kosten für jedes angebaute Feld auf der Insel um 1 Gold. Verwendet man alle drei Arbeiter auf einer Insel ist der Anbau kostenlos!

 

Die Aktion Güter anbauen ist nur in Verbindung mit einer Inselkarte möglich. Die Inselkarten zeigen an, wo der Spieler Güter anbauen möchte. Der Spieler nimmt einen Gütermarker und legt ihn auf ein passendes Feld. Er kann beliebig viele Güter anbauen; er muss jedoch die Gütermarker für freie Felder haben und darf pro Feld nur einen Marker platzieren. Der Spieler zahlt pro Gütermarker 3 Gold. Die Kosten reduzieren sich, wenn er Arbeiter auf der Insel hat und diese verwendet. Verwendet er Arbeiter, kommen diese zurück auf das linke oder rechte Schiffsfeld.

 

Mit der Aktion Güter verkaufen verkauft man Güter aus dem Speicher der Inseln, in denen ihre Güter lagern. Man muss wieder eine Inselkarte zusätzlich spielen, um die Aktion durchführen zu können. Hier gilt es den Verkaufspreis zu beachten, der auf den westlichen Inseln 6 Gold bzw. auf den mittleren Inseln 9 Gold beträgt. Auf den Inseln im Osten beträgt der Verkaufspreis sogar 12 Gold pro Gut. Zum Transport der Güter vom Westen in den Osten verwenden wir unser Schiff.

 

Die Aktion Schiff ziehen ermöglicht es, bis zu drei Güter im Hafen einzuladen, das Schiff entlang der Seeverbindungslinie bis zu drei Häfen weit zu ziehen und die Güter wieder auszuladen. Endet die Bewegung des Schiffes auf einem Hafen, dessen Anlegeplätze alle belegt sind, muss ein dort befindliches Schiff weichen. Das Schiff ist bei der Bestimmung des Alkalden zwei Punkte wert.

 

Um das Spiel zu gewinnen, sollte man auf die Aktion Siedlung gründen nicht verzichten. Der Spieler muss zur Karte Siedlung gründen und mindestens eine Inselkarte spielen. Der Preis pro Siedlung beträgt zwischen 6 und 12 Gold. Jede Siedlung bringt sofort 3 Siegpunkte. Er muss jedoch auf der Insel Alkalde sein, um diese Aktion durchführen zu können.

 

Rundenende

Haben alle Spieler ihre Aktionen ausgeführt, endet die Spielrunde. Jeder Spieler nimmt seine Karten wieder an sich und hat so für die nächste Runde wieder alle Karten zur Verfügung. Die gespielten Minuskarten wurden an die linken Spieler weitergegeben. Nun werden die folgenden Aktionen ausgeführt: Siegpunkte für das meiste Gold: Die beiden Spieler mit dem meisten Gold bekommen je einen Siegpunkt. Ernte der angebauten Güter: Alle angebauten Güter wandern in den Speicher. Bestimmung des Alkalden: Auf jeder Insel wird der Alkalde bestimmt: Jedes Gut ist ein Punkt wert. Jeder Arbeiter und jedes Schiff sind zwei Punkte wert. Der Spieler mit den meisten Punkten auf der Insel wird Alkalde und erhält den Alkalde Marker. Für jeden Alkalden erhältst Du einen Siegpunkt. Zuletzt werden die Siedlungen auf der Siedlungsleiste aufgefüllt.

 

Was ist nun neu am „West of Africa"-Spiel?

Am Spielfeld befinden sich auf den Inseln Felder für den Anbau der Güter und Siedlungen. Diese Plätze sind begrenzt. Daher müssen die Spieler bei der Kartenauswahl ihre Aktionen auch auf die Felder am Spielplan und die Spielerreihenfolge abstimmen. Ansonsten kann es vorkommen, dass ein Spieler kein Gut anbauen oder keine Siedlung mehr errichten kann, da alle Felder schon belegt sind, wenn er an die Reihe kommt. Der Mix aus strategischer Planung und taktischem Geschick führt zum Erfolg. Im Prinzip hat der Autor mit den Karten auch einen Mechanismus geschaffen, der zwar die Aktionen bestimmt, jedoch auch Erfahrung wie beim Bieten erfordert. Ich finde, dass das Spiel Fehler schwer verzeiht. Die Verwendung der Schiffe und Arbeiter sollte nicht unterschätzt werden (Vergabe des Alkalden, Kostenreduktion beim Anbau und höherer Verkaufspreis der Güter nach Transport). Daher sollte man diese Karten möglichst oft berücksichtigen. Gold ist natürlich Mangelware und wenn man Gold besitzt sollte man es für den Siedlungsbau verwenden. Du musst jede Runde neu überlegen, welche Karten Du auswählst! Es gibt keine Strategie, die immer zum Erfolg führt.

 

Ich meine, die Spieler sind bei West of Africa ständig mit dieser Herausforderung konfrontiert: Welche Insel bietet die beste Möglichkeit meine Karten zu nutzen? Was werden meine Mitspieler tun? Wann muss ich daher welche Aktionen durchführen, um meinen Mitspielern einen Schritt (Siegpunkt) voraus zu sein?

Spielende und Wertung

Wenn am Ende einer Spielrunde ein oder mehrere Spieler 25 oder mehr Siegpunkte besitzen und/oder alle 20 Häuser auf den Inseln als Siedlungen gegründet wurden, wird noch eine Runde gespielt. Anschließend erhält jeder Spieler noch 1 SP pro 10 Gold in seinem Vermögen.

 

Fazit

Das Spiel, welches an Material und Spielplan übersichtlich gestaltet ist, beindruckt optisch nicht besonders. Das Spielmaterial ist sehr passend zum Thema und an die Spielidee angepasst. Der Spielplan mit der Siegpunkt- und Goldleiste verzichtet auf aufwendige Grafiken. Das beeinträchtigt weder Spielspaß noch Funktion. Man sucht förmlich ständig den Blick auf das Spielfeld, um abzuschätzen, welche Aktionsmöglichkeiten es aktuell gibt. Die Interaktion macht das Spiel spannend.

Ich war von der ersten Partie an überzeugt, dass dieses Spiel einen hohen Wiederspielreiz erzeugt. Es bedarf schon mehr als ein Spiel, um herauszufinden, welche Taktiken im Zusammenhang mit welcher Strategie zum Erfolg führen. Mit West of Africa gelang es dem Autor den Spielern das Thema: „Wie werde ich der erfolgreichste Alkalde?“ in unterhaltsamer bzw. spannemder Art und Weise zu vermitteln!

 

Erwin Kocsan

 

Spieler: 2-5

Alter: 10+

Dauer: 60+

Autor: Martin Schlegel

Grafiker: Harald Lieske

Preis: ca. 35 Euro

Verlag: ADC Blackfire 2016

Web: www.blackfire.eu

Genre: Aufbau, Worker placement

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: multi

Regeln: de en

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Standard Thema

Interessante Detailmechanismen

Braucht Mischung aus Strategie und Taktik

 

Vergleichbar:

Worker Placement in Kombination mit Aktionskarten

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 5

 

Erwin Kocsan:

Eine gelungene Umsetzung des Themas mit funktioneller, schlanker Grafik, interessanten Mechanismen und hohem Wiederspielreiz.

 

Zufall (rosa): 0

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0