Für Erwachsene

 

Gold im Tal

 

Valdora

 

Für Fantasy-Logistiker (und Angehörige)

 

Kid                       

Family                  

Adult           ein    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Valdora. Den Namen des neuen Spiels von Michael Schacht im Abacus Verlag muss man sich mit Genuss auf der Zunge zergehen lassen. Val-doooor-ahhh. Klingt gut. Klingt irgendwie auch bekannt. Val ist auf französisch das Tal und dor klingt doch auch irgendwie französisch - um genauer zu sein nach diesen französischen Spielepreisen. D‘or bedeutet irgendwas mit Gold. Also Goldtal. Das klingt schon nicht mehr so spannend.

 

Die Geschichte rund um Valdora ist recht einfach gestrickt: Da gibt es ein Tal - fernab unserer Zeit, wie es die Anleitung so schön fabuliert - mit unermesslichen Schätzen und da gibt es die hochgradig motivierten Abenteurer. Ersteres wird durch einen sehr stimmigen Spielplan dargestellt und die Abenteurer - erraten - sind wir Spieler. Und so machen sich 3 bis 5 Abenteurer auf den Weg, um Aufträge zu bekommen, Ausrüstungsgegenstände, wie Esel, Karren und Spitzhacke zu kaufen, Gold zu schürfen und Diamanten auszubuddeln, Proviant einzulagern und und und. Klingt alles sehr nach Abenteuerspiel und ist auch optisch dahingehend getrimmt. Nur ist das Abenteuer im Goldtal eher was für logistisch Begabte. Und das macht die Sache gerade spannend.

 

Das Abenteuerleben in Valdora könnte vom Ablauf her einfacher nicht sein: Bewegen und eine Aktion ausführen. Bewegen darf sich eine Spielfigur beliebig viele Felder weit, aber maximal bis zu einer Stadt. Dort heißt es dann erst einmal ausrasten - außer, ja außer der Abenteurer oder die Abenteurerin hat schon vorher einmal Proviant aufgenommen, dann darf er oder sie noch einmal weiterfahren. Kein Doppelzug im klassischen Sinne, sondern eine Doppelbewegung. Aktion darf immer nur eine ausgeführt werden (diese jedoch rein theoretisch beliebig oft - später mehr dazu). Und was genau mit dieser Aktion gemacht werden kann, hängt von der Position der Spielfigur ab. Und das war‘s auch schon. Im Grunde ein einfaches Spiel, bei dem sofort losgespielt werden kann? Leider nein, denn die Anleitung ist zwar vollständig, lückenlos, schlüssig und gut strukturiert, aber irgendwie schafft sie es nicht, die Sache von Anfang an auf den Punkt zu bringen. Das ist zwar kein Drama, und wird auch niemanden vom Spielen abhalten, aber der Kontrast fällt durch die Klarheit der Struktur einfach unangenehm auf.

 

Doch zurück zum Spiel. Durch die verschiedenen Aktionen der einzelnen Felder entsteht ein sehr fein verwobenes Spiel - wann ich was in welcher Menge mache, spielt eine entscheidende Rolle. Oder anders ausgedrückt:

 

Gerade bin ich am Hafen im Zentrum von Valdora angekommen. In meinem Rucksack ist kaum mehr Proviant und außer einer Goldwaschpfanne ist mir wenig geblieben. Mein Erspartes musste ich für die Überfahrt nach Valdora ausgeben. Naja einige Silbermünzen hab ich schon noch, die brauche ich erst später. Aber nachdem wertvolles Gestein hier überall am Wegesrand herumliegt, mache ich mich einmal auf die Socken: Wandern - Gold schürfen - in eine Stadt gehen - Ausrüstungsbuch durchsuchen und Spitzhacke für einen Goldklumpen kaufen - weiterwandern - gleichzeitig Gold und roten Edelstein aufladen - eine andere Stadt besuchen - Auftrag um eine Silbermünze aus dem Auftragsbuch kaufen - zu einer Silbermine laufen und Silbermünzenvorrat auf sechs aufstocken - zum Haus des Handwerkers gehen zu dem meine Auftragskarte passt - Auftrag erfüllen, Roten Edelstein abgeben und Handwerkertafel einsacken.

 

Eigentlich geht es bei Valdora darum, Aufträge zu erfüllen, um zu Punkten zu kommen. Punkte gibt es für die Aufträge selbst aber auch anhand diverser Mehrheiten- und Bonusmechanismen. Nix Neues, dafür aber bewährt. Um Aufträge erfüllen zu können, benötigt man Ausrüstung, die es ermöglicht Edelsteine, die zu Beginn des Spiels am Spielplan zufällig verteilt werden, aufzunehmen. Wichtig ist dabei, dass man zwar immer nur eine Aktion ausführen kann, aber diese, so möglich, öfter als einmal. Es macht also Sinn mehr Ausrüstung zu haben, um gleichzeitig mehr Edelsteine aufnehmen zu können. Genauso ist es klug, mehrere Aufträge gleichzeitig zu erfüllen. Und etwas Silber auszugeben, um die Kartenstapel in den Städten nach Passenden Ausrüstungen und Aufträgen zu durchsuchen, schadet sicher auch nicht. Letztgenannter Kartenstapel zeigen sehr deutlich, mit wie viel Liebe zum Detail das Spiel realisiert wurde: Die einzelnen Karten stellen Buchseiten dar, die, auf einem T-förmigen Holzteil angeordnet, auch tatsächlich wie ein kleines Büchlein aussehen. Einmal darf darin gratis geblättert werde, jede weitere Seite kostet ein Silberstück. Biblische 30 Silberlinge liegen dem Spiel bei, genauso wie 78 bunt glitzernde Edelsteine (wie wir sie aus Niagara kennen).

 

Valdora bewegt sich in einem interessanten Spannungsfeld. Es ist eigentlich ein Logistikspiel (Pick-up and Deliver), dass aber als phantastisches Abenteuer auf die Spieler zukommt. Tatsächlich sind aber auch Parallelen in der Struktur zu erkennen: Nehmen wir zum Beispiel „Die Rückkehr der Helden“ - auch hier bewegen wir uns von A nach B und erfüllen Aufträge, nehmen Ausrüstung auf, die unseren Handlungsspielraum erweitert. Vielleicht ist  Valdora also gar kein als Abenteuerspiel getarntes Logistikspiel, sondern ein aufs Wesentliche reduziertes Abenteuerspiel (ohne Kampfwürfelei). Auf jeden Fall ist Valdora ein richtig gutes Spiel für eine breite Zielgruppe geworden. 3 bis 5 Spieler erleben rund 60 spannende Minuten. Und obwohl die Regeln nicht darauf hinweisen, geht Valdora auch zu zweit. Einfach einige Handwerkertafeln aus dem Spiel nehmen, um ein zeitliches Ausufern zu verhindern. Ab 3 Spielern macht es aber deutlich mehr Spaß, weil auch mehr weggeschnappt und verbaut wird, aber gerade zum Kennenlernen eignet sich ein geruhsames Zweierspiel ganz hervorragend. Zum Schluss noch eine Warnung: Die erste Partie Valdora kann täuschen - da steckt mehr im Goldtal, als man zu Beginn glaubt. Was zu Beginn als vielleicht banal abgetan wird, entwickelt sich mit der Erfahrung gespielter Partien zur gierigen Fantasy-Optimierung.

 

Klemens Franz

 

Spieler         : 3-5

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer           : ca. 60 min

 

Autor           : Michael Schacht

Grafik          : Franz Vohwinkel

Vertrieb A    : Piatnik

Preis            : ca. 30,00 Euro

Verlag          : Abacusspiele 2009

  www.abacusspiele.de

 

Genre                   : Abenteuerspiel mit Logistikelementen

Zielgruppe             : Für Jugendliche/Erwachsene

Mechanismen         : Planen, Sammeln, bewegen, Aufträge erfüllen

 

Zufall                              : 2

Wissen/Gedächtnis           : 3

Planung                          : 6

Kreativität                       :                                   

Kommunikation                : 5

Geschicklichkeit               :                 

Action                             :                          

 

Kommentar:

Stimmiges Material

Gute komplette Regel

Spiel erschließt sich erst nach mehreren Partien

Trotz Tiefen schnell zu spielen

 

Vergleichbar:

Himalaya, Die Händler, Bombay

 

Atmosphäre: 6

 

Klemens Franz:

Valdora – Ein einfach strukturiertes aber überaus stimmig umgesetztes Logistikspiel, bei dem die Gier spätestens ab der zweiten Partie die Köpfe zum Rauchen bringt - dennoch aber sehr kurzweilig und flott zu spielen.