Hase & Igel
Das Spiel:
Hase und
Igel
Von David
Parlett
Für 2-6
Spieler ab 12 Jahren
Abacus,
2000.
WIN-Wertung:
*** Hase
& Igel W SS PP II (D) K UU
Spiel des
Jahres 1979 und damit erstes Spiel des Jahrs überhaupt – warum jetzt, 22 Jahre später,
eine Rezension im WIN? Ganz einfach, Ravensburger hatte das Spiel aus dem
Programm genommen und heuer hat Abacus mit einer neuen Ausgabe den Klassiker
wieder in Umlauf gebracht. Das Spiel war in den verschiedensten Auflagen auf
dem Markt, in deutscher Sprache nur bei Ravensburger, in englischer Sprache als
„Hare and Tortoise“ bei Gibsons, die neue Abacus-Ausgabe hält sich an die
Felderverteilung der Gibson-Ausgabe.
Die Regeln
waren und sind einfach, aber für die damalige Zeit war der Zugmechanismus über
die zu bezahlende Karottenmenge eine absolute Novität.
HASE UND
IGEL besteht aus 65 Feldern - vom Startfeld 64 bis zum Ziel 1 - und jeder
Spieler muss mit seinem Hasen diese Strecke durchlaufen. Als Treibstoff stehen
ihm 65 Karotten 95 zur Verfügung, bei vier und mehr Mitspielern gibt es noch 30
Karotten mehr, also insgesamt 95. Für seine Züge bezahlt man mit Karotten, d.h.
jeder Spieler gibt Karotten ab, um
seinen Hasen vorwärts bewegen zu können. Die benötigte Karottenmenge ist aber
nicht linear zur beabsichtigten Zugweite, sondern folgt einer einfachen Formel:
für x Felder muss man x(x+1)/2 Karotten bezahlen, also für 1 Feld 1 Karotte,
für 2 Felder 3 Karotten, für 3 Felder 6 Karotten, usw. bis man für 10 Felder
bei der exorbitanten Summe von 55 Karotten angekommen ist. Keine Angst, man
braucht weder Papier und Bleistift noch einen Taschenrechner, um sich die
Kosten auszurechnen, auf den beigeführten Karten für jeden Spieler sind die
Kosten angeführt.
Sich zum
Ziel bewegen ist aber nicht die gesamte Aufgabe des Hasen, er hat am Startfeld
auch noch 3 Salatköpfe bei sich, die er bis ins Ziel gefressen haben sprich
losgeworden sein muss. Das kann er durch stehen bleiben auf den dafür
vorgesehenen Salatfeldern bewerkstelligen. So einfach wie das klingt, ist es
aber auch wieder nicht, denn er kann nur dann Salat fressen, wenn er eine Runde
ausgesetzt hat. Wer zuerst mit seinem Hasen ohne Salat im Ziel ankommt,
gewinnt, bei unentschieden gewinnt, wer die wenigsten Karotten übrigbehalten
hat.
Jedes Feld der
Strecke hat eine Bedeutung, wer darauf zieht, löst damit die entsprechenden
Konsequenzen aus:
KAROTTENFELDER
sind die Felder 62, 59, 51, 43, 38, 31, 26, 24, 15, 9, 5, 3 und 1: Zieht man
auf ein Karottenfeld, darf man - muss aber nicht! - aussetzen und kassiert für
dieses Aussetzen 10 Karotten oder darf dafür 10 Karotten abgeben, das kann man
am Ende oft gut gebrauchen.
IGELFELDER
sind die Felder 53, 49, 45, 40, 34, 27, 21, 14 und 8: Diese Felder darf man in
einem Vorwärtszug nicht betreten, man darf sich auf diese Felder nur
zurückziehen, aber auch nur auf das jeweils nächstliegende freie Igelfeld und
bekommt für diesen Rückwärtszug pro Feld 10 Karotten auf die Hand, z.B. wenn
man vom Feld 18 auf das Feld 21 zurückfällt, bringt das 30 Karotten ein.
NUMMERNFELDER
– 25 Felder sind mit einer oder mehreren Ziffern beschriftet
Die Felder
56, 47, 41, 35, 29, 23, 17 und 11 mit der 2.
Die Felder
60, 52, 44, 36, 28, 20, und 12 mit der 3.
Die Felder
55, 46, 37, 19 und 10 mit der 4.
Die Felder 57,
48, 32, 16 und 4 mit 1 und 5 und 6
Zieht man
auf ein solches Ziffernfeld, passiert zunächst gar nichts. Hat man aber zu
Beginn des nächsten Zuges diejenige Position inne, die der Ziffer auf dem Feld
entspricht, so erhält man 10 mal so viele Karotten – zieht man also als
Sechster von einem 1-5-6-Feld weg, bekommt man 60 Karotten.
SALATFELDER
sind die Felder 54, 42, 22 und 7 und hier, und nur hier, kann man einen seiner
drei Salate loswerden. Wenn man auf eines dieser (seltenen!) Felder kommt, so
muss man eine Runde dort stehen bleiben, d.h. anstatt beim folgenden Zug
weiterzuziehen, gibt man einen Salat ab (man hat ihn gefressen! und bekommt
dafür das 10fache seiner Position an Karotten (wie oben: als 2. erhält man 20
Karotten). Auf ein Salatfeld darf man nur ziehen, wenn man noch mindestens
einen Salat besitzt.
HASENFELDER,
das sind die Felder mit den Nummern 61, 50, 39, 33, 30, 25, 18, 13, 6 und 2
sind Ereignisfelder, man könnte auch sagen Glücks- oder Unglücksfelder. Zieht
man auf ein solches Hasenfeld, so muss einmal würfeln und ermittelt dann aus
der aktuellen Position und dem Würfelergebnis mit einer Tabelle das Ereignis –
die Spieler in vorderen Positionen gehen dabei ein größeres Risiko ein. Die
möglichen Ereignisse sind: 1 x Aussetzen, +/- 10 Karotten, vorziehen bis zum
nächsten Karottenfeld, zurück zum nächsten Karottenfeld, eine Position vor,
eine Position zurück, Salat fressen, Karotte fressen sprich abgeben, der letzte
Zug war kostenlos und schließlich noch einmal ziehen.
Soweit die
Erklärung zu den einzelnen Feldern, der Spielablauf selbst ist jedoch ganz
einfach: Die Spieler ziehen der Reihe nach ihre Hasen auf jeweils freie Felder
und bezahlen oder kassieren Karotten. Sieger ist derjenige, der als erster das
Ziel erreicht und dabei, wenn er 1. ist, höchstens noch 10 Karotten besitzt,
als 2. höchstens 20, usw. - und natürlich keinen Salat mehr besitzt. Ganz
besonders muss man dabei aber beachten, dass bei allen Feldern, in denen es um
die aktuelle Position im Rennen geht, also auf den Salatfeldern, den
Hasenfeldern, den Ziffernfeldern und beim Zieleinlauf, die Positionen der
bereits im Ziel befindlichen Steine mit berücksichtigt werden!
Am besten
spielt sich HASE UND IGEL zu sechst oder zu fünft. Auch für 4 ist es ein
interessantes Spiel, doch fehlen die großen Einnahmequellen der Nummernfelder 5
und 6 , für 2 Spieler bietet die Regel eine eigene Variante an: Jeder hat 2
Hasen, 5 Salate und 95 Karotten, es gewinnt, wer zuerst die beiden Figuren im
Ziel hat. Der Spieler am Zug kann frei entscheiden, welche Figur er ziehen
möchte, aber immer nur eine pro Zug.
Auch nach
21 Jahren ist Hase & Igel noch immer ein gutes Familienspiel, die neue
Grafik ist gelungen und wenn es ein Spiel verdient hat, wieder aufgelegt zu
werden und so der Vergessenheit zu entrinnen, dann dieser Wettlauf mit Hilfe
von Karotten. Man wundert sich zwar auf den ersten Blick über die gegenläufige
Nummerierung der Felder, die kleinen Ziffern sind aber keine Nummerierung im
eigentlichen Sinn, sondern geben für jedes Feld an, wie viele Felder noch ins
Ziel zurückzulegen sind, und damit den Maximalpreis an Karotten, den man für
einen durchgehenden Zug investieren müsste. Durch die begrenzte Karottenmenge
kommt man bei diesem Spiel nur mit einer gut ausgewogenen Mischung aus vorwärts
ziehen und sich zum Karottengewinn zurückfallen lassen ans Ziel, wer sich nur
auf Glück bei den Hasenfeldern verlässt, kann mit welkem Salat und ohne
Karotten irgendwo auf der Strecke bleiben.
Hase &
Igel ist eines der wenigen Spiele, die in der WIN-Wertung drei Sterne kassiert
hat, und auch so viele Jahre später hält diese Wertung, das Spiel sollte in
keiner Sammlung fehlen.