Hansa

 

Das Spiel:

Handelsspiel

von Michael Schacht

für 2-4 Spieler ab 10 Jahren

Abacus, 2004

 

Die Besprechung:

Ferdinand de Cassan

office@spielen.at

 

Win-Wertung:

Strategie 5

Taktik 5

Glück 2

Interaktion 5

Kommunikation 1

Atmosphäre 6

 

Michael Schacht ist nicht nur ein netter Spielpartner - was wir im Hotel beim Besuch der Messe Essen feststellen können - sondern steckt voller Ideen.

 

Neben den vielen kleinen Spielen gibt es nun die „Großen“ Schachteln mit komplexen Mechanismen.

 

Hier müssen sich seine Spiele mit den vielen anderen des Jahrganges messen. Und wie ist nun sein neuestes Spiel?

 

Zuerst muss ich betonen, dass sich dieses Spiel genauso gut zu zweit wie zu dritt oder viert spielen lässt, etwas was früher bei Mehrpersonenspielen nicht selbstverständlich war.

 

Da zur gleichen Zeit, wie dieses WIN erscheint, auch eine Spielregelshow zu Hansa im Internet verfügbar ist, zitiere ich in diesem Artikel auch Texte, die Ihnen aus Kurt Schellenbauers Spielregelshow bekannt vorkommen werden. Das Anschauen der Spielregelshow lohnt sich! www.spieleberater.at

 

Aber zurück zum Spiel. Das Spielmaterial ist aufwendig gestaltet und umfasst einen großen Spielpan, 4 Geldsäcke, die zum Stapeln der Talerstücke dienen, 78 Warenmarken und 60 Markstände.

 

Der Spielplan zeigt die Ostsee des 14. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wetteiferten die Hansestädte um die Handelsvorherrschaft. Zu Beginn des Spieles erhält jeder Spieler 3 Taler, den dazugehörigen Geldsack und 15 Marktstände einer Farbe. Das Schiff kommt nach Kopenhagen und auf die Lagerhäuser von 1 – 9 werden die Warenplättchen ausgelegt. Die übrigen werden in 5 gleichgroßen Stapeln bereitgestellt.

 

Die Abbildung rechts oben zeigt eine mögliche Startaufstellung für 3 Spieler. Der Startspieler platziert zwei Marktstände in eine beliebige Stadt, danach folgen die anderen Spieler reihum. Dies geschieht drei Runden lang und jeder Spieler muss drei verschiedene Städte nehmen, er darf sich aber eine Stadt mit einem Mitspieler teilen. Nur in Kopenhagen dürfen zu Beginn keine Marktstände platziert werden.

 

In der ersten Phase jedes Zuges, nimmt sich der Spieler 3 Taler. In der 2. Phase kann er die leeren Lagerhäuser auffüllen. (Das ist  jetzt, beim Beginn des Spieles noch nicht möglich ist, denn alle Plätze sind belegt.) Dazu bezahlt er einen Taler (egal wie viele Plättchen er legen muss) und legt von den verdeckten Warenstapeln Plättchen auf die leeren Lagerhäuser. Er beginnt beim ersten Warenstapel und geht, wenn dieser aufgebraucht ist, dem Pfeil nach zum zweiten. Diese Phase muss nicht gespielt werden, aber sollten alle Warenplättchen von Spielfeld entfernt sein, muss der Spieler auffüllen.

 

In der 3. Phase kann der Spieler seine Aktionen durchführen, solange er Geld hat und sie bezahlen kann.

 

Es sind dies der Kauf von Waren, der Verkauf von Waren, das Errichten von Marktständen oder passen und in dieser Phase nichts machen. Die Aktionen dürfen vor, nach und zwischen dem Bewegen des Schiffes sein. In jeder Stadt darf der Spieler nur eine Aktion ausführen und das Schiff muss dort vor Anker liegen. Danach bewegt er das Schiff in die nächste Stadt oder beendet seinen Zug.

 

Das Schiff wird immer in Pfeilrichtung bewegt, also auch von Tönsberg nach Stockholm. Jede Bewegung kostet einen Taler. In einer Stadt angekommen, kann der Spieler eine Ware kaufen. Er nimmt sich eine Warenmarke aus einem Lagerhaus der Stadt und bezahlt einen Taler. Befindet sich in der Stadt kein Marktstand oder herrscht ein Gleichstand bei den Marktständen vor, bezahlt man den einen Taler an die Bank. Dieser Marker wird offen vor dem Spieler ausgelegt.

 

Sollte ein Spieler in der Stadt die meisten Marktstände haben, dann erhält er diesen einen Taler, hat man selbst die Mehrheit, dann ist die Ware gratis. Wichtig ist, dass immer das Schiff in der Stadt anwesend sein muss.

 

Um Marktstände zu errichten gibt man einen offen vor dem Spieler liegenden Warenmarker ab und legt so viele Marktstände in die Stadt wie Fässer darauf abgebildet sind.

 

Wenn ein Spieler Waren verkaufen will, muss er in der Stadt einen Marktstand besitzen. Verkaufen darf er immer nur, wenn er mindestens zwei Warenmarker der gleichen Farbe vor sich liegen hat. Er kann aber auch mehrere Farben verkaufen, aber es müssen immer mindestens zwei Marker der gleichen Farbe sein. Die verkauften Marker werden umgedreht und zählen als Siegpunkte. Danach muss der Spieler einen seiner Marktstand in dieser Stadt abbauen und legt ihn wieder in seinen Vorrat.

 

Wenn ein Spieler Waren einer Farbe verkauft, dann wird überprüft ob andere Spieler diese Ware offen ausliegen haben. Ist dies der Fall, dann gibt dieser Spieler einen Marker der verkauften Ware ab und diese kommen aus dem Spiel.

 

Am Ende seines Zuges darf der Spieler nicht mehr als 3 Taler und 3 offen ausliegende Warenmarker besitzen. Überzählige gibt er an die Bank zurück. Dann kommt der nächste Spieler dran.

 

Taktisch betrachtet sollte man verhindern, dass ein Spieler in drei hintereinander liegenden Städte die Mehrheit hat. Dadurch hätte er die Möglichkeit mit wenig Geld viele Aktionen durchzuführen. Er bekäme die Waren gratis und sollten die anderen in diese Städte kommen, müssten sie im Falle eines Kaufes an den Spieler zahlen. Das ist besonders wichtig beim Spiel zu zweit.

 

Gegen Ende des Spieles sollten die Spieler nicht nur Marktstände abbauen, um Waren zu verkaufen, sondern auch trachten in so vielen Städten wie möglich vertreten zu sein, denn dafür gibt es Punkte.

 

Beginnt mein Zug und das Schiff kann nur in Städte ziehen, wo es wenig oder keine Waren gibt, dann ist das Auffüllen der leeren Lagerhäuser oft sehr hilfreich, auch wenn es einen Taler kostet. Denn erst dadurch hat man mehr Auswahl, welche Ware man in welcher Stadt kauft und wo  man verkauft, ist Spiel entscheidend.

 

Auf jeden Fall sollte man sparsam mit seinem Geld umgehen und vielleicht den einen oder anderen Taler für den nächsten Zug aufheben. Man ist dann ein wenig flexibler in der Aktionsplanung.

 

Das Spiel endet, wenn der letzte Warenstapel angebrochen wurde. Jede offene Warenmarke zählt einen Punkt, die verdeckten Warenmarker zählen einen Punkt plus einen Punkt für jedes Fass und in jeder Stadt, wo man einen Marktstand hat bekommt man 2 Punkte. Sollte man alleine in einer Stadt sein erhält man 4 Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

 

Soweit zum Spielablauf. Was kann ich dem Spieler an strategischen und taktischen Empfehlungen geben?

 

Die 9 Städte am Plan sind nicht zufällig angeordnet, sondern unterliegen einem Muster, das manche Bewegungen begünstigt, andere einschränkt. Hier sei vermerkt, dass das Schiff symbolisch auch über Land fährt, denn die Verbindung von Tönsberg nach Stockholm ist wichtig.

 

Sieht man sich diese Verbindungen an, erkennt, man das in manche Städte nur eine Route hinein und wieder hinausführt, oft muss man einer Route über mehrere Städte folgen.

 

Da gibt es nun verschiedene Kreise, die sich anbieten, wie z.B. Danzig, Reval und Riga. Die entlang zu fahren, wenn meine Markstände dort stehen kann sich rentieren. Es gibt noch weitere Kreise von Routen, die sich anbieten. Immer wieder ist aber das Geld die Limitierung, nicht die Möglichkeiten, unter denen ich wählen kann.

 

Ich muss mit dem knappen Geld, denn ich bekomme am Anfang meine Zuges nur 3 Taler (und wenn ich im letzten Zug nicht gespart habe oder inzwischen von anderen Spielern auf Grund meiner Mehrheit an Marktständen für den Verkauf von Waren Taler erhalten habe) auskommen.

Ein nettes, funktionierendes Spiel, das keine Langweile beim Spielen aufkommen lässt, denn ich muss ständig mitspielen und aufpassen, was meine Mitspieler machen.

 

Es ist schön zu sehen, wenn immer das neueste Spiel eines Autors in meiner persönlichen Wertung ganz oben geführt wird.

 

Wir haben noch mit einem Prototyp gespielt, Hansa wird aber in Kürze auch im Fachhandel erhältlich sein.