Coloretto
Das Spiel:
Coloretto
Verlag:
Autor:
Anzahl der Spieler:
3-5
Alter: ab 8 Jahren
Die Besprechung:
Martina Nowak
WIN-Wertung: *W S
II UU
Nun ja, Coloretto,
was mag das sein? Gut, es ist ein Kartenspiel, das war aber auch der leichteste
Teil der Aufgabe, denn die kleine handtaschenfreundliche Schachtel lässt
eigentlich keine andere Vermutung zu. Schon mal positiv, denn ich mag
Kartenspiele sehr gerne. Color – ah, es geht um Farben, auch gut, ich liebe es
bunt, kann ich bitte blau haben? Aber wie soll das funktionieren? Maximal 5
Spieler und 7 Farben – wer bekommt 2 und wieso ist eine Farbe bei einem gut und
beim nächsten schlecht? Ich denke, ich sollte doch lieber die Regel von vorne
lesen!
Also zuerst einmal
zum Spielmaterial: der Kartensatz beinhaltet 63 Farbkarten (je 9 Karten in 7
Farben), 10 „+2“ - Karten, 1 „Letzte Runde“ - Karte, 3 Joker, 5 Reihenkarten
und 5 Übersichtskarten. Die Blankokarten, die beigepackt sind, gehören
angeblich zu einem anderen Spiel namens „Knatsch“, das ich nicht kenne und
wahrscheinlich etliche Leser auch nicht, und deshalb finde ich das eigentlich äußerst
komisch und deplatziert, aber das nur als Anmerkung am Rande. Wenn man sich die
Farbkarten anschaut, dann erkennt man auf jeder Karte ein Chamäleon, einmal in
blau, einmal in rot, einmal in einer anderen Farbe. Nur der Joker hat viele
Farben – na klar, dieses Chamäleon kann die Farbe wechseln, je nachdem, wie es
dem Besitzer beliebt. Wenn ich schon nicht die blauen Karten haben darf, dann
hätte ich doch bitte gerne diese 3 Chamäleon –Jokers! Wieso schon wieder
Einspruch? O.k., lesen wir weiter:
Zu Beginn des
Spieles werden so viele Reihenkarten in die Tischmitte gelegt, wie Spieler
mitspielen. Jeder Spieler erhält eine Übersichtskarte. Bis hierher war es ja
leicht. Spielt man nur zu dritt, wird eine Farbe aussortiert – Zusatzregel von
mir: Aber niemals die blauen – wenn man mit mir spielt! Jetzt darf sich jeder
eine andere Startfarbe aussuchen, indem er ein Chamäleon dieser Farbe so quasi
als Startkapital offen vor sich ablegt. Wenn ich jetzt nicht eine blaue Karte
bekomme, lese ich nicht weiter! Es ist so schön, mit guten Freunden zu spielen! Die übrigen
Karten mit Ausnahme der „Letzte Runde“ – Karte werden zu einem Stapel gemischt.
Die obersten 15 Karten werden vom Stapel
gezogen, da drauf kommt die „Letzte Runde“ – Karte und dann obendrauf der
restliche Stapel. Jetzt sind wir spielfertig!
Wenn man an der
Reihe ist, muss man entweder eine Karte aufdecken und anlegen oder eine Reihe
nehmen und die Runde für sich beenden, während die anderen noch weiter spielen.
Als Zeichen des Aussteigens sozusagen nimmt man die Reihenkarte an sich, was
auch verhindern soll, dass die anderen Spieler dort erneut anlegen. Nun gut,
aber wo liegt nun eigentlich der Reiz des Spieles? Neben einer Reihenkarte
dürfen höchstens 3 Karten liegen. Liegen neben allen Reihenkarten schon 3
Karten, dann bleibt einem nur die Aktion „nehmen“. Also, das wird doch auch kein
Fehler sein, denn die Übersichtskarte besagt ja, dass mehrere Karten einer
Farbe gleich um einiges mehr an Punkten bringen. Während man für eine Karte
einer Farbe nur 1 Punkt bekommt, zählen vier Karten einer Farbe schon 10
Punkte, und ab sechs Karten einer Farbe gibt es einheitlich sage und schreibe
21 Punkte! Die „+2“ – Karten zählen am Schluss auch als Pluspunkte und die
Joker kann man vorerst beiseite legen, um sie dann am Schluss einer beliebigen
Farbe zuzuordnen.
Ein Mitspieler
deckt die „Letzte Runde“ – Karte auf, aber die laufende Runde wird noch zu Ende
gespielt. Ich habe von allen Farben viele Karten bekommen, von den blauen
leider nur 2, aber das wird hoffentlich meinen Erfolg nicht schmälern. Kommen
wir also zur Wertung: Jeder Spieler darf sich jetzt 3 Farbreihen seiner Wahl
als Gutpunkte aufschreiben, alle anderen Farbreihen zählen als Minuspunkte –
habe ich richtig gehört? Jetzt zählen sogar meine 2 blauen Karten minus? Wenn
ich das nur geahnt hätte! So kann man sich irren!
Aber zum Glück
besteht das Spiel ja aus 4 Runden, und erst wer am Ende der 4. Runde insgesamt die meisten Punkte hat, gewinnt das
Spiel. Ich kann nicht anders, ich muss mir auch beim 2. Spiel ein blaues
Chamäleon als Startfarbe aussuchen, aber diesmal achte ich schon mehr darauf,
dass ich von 3 Farben sehr viele Karten und von allen anderen Farben nur die
absolut nicht vermeidbare Anzahl an Karten erhalte, denn wie sagt doch ein
altes Sprichwort: Aus Schaden wird man klug!
Das also ist
Coloretto! Ein wirklich nettes Kartenspiel mit einem sehr sehr interessanten
Mechanismus. Im ersten Moment erscheint es dem einen oder anderen vielleicht
sehr einfach zu sein, aber schon die Altersangabe zeigt, dass es kein
Kinderspiel ist. Es steckt schon so manch taktische Überlegung dahinter. Man
kann sich zum Beispiel freiwillig für den einen oder anderen Minuspunkt
entscheiden, wenn man dafür auf der anderen Seite die Plusfarben verstärken
kann, was ja, wie schon erwähnt, nicht linear verläuft. Auf der anderen Seite
kann man aber auch bewusst eine Reihe mit 1, 2 oder 3 Karten wählen, die einem
selber vielleicht gar nicht so gut ins Konzept passt, die aber die Mitspieler
in „andere Reihen“ zwingt, und diese „anderen Reihen“, die dann zwangsläufig
genommen werden müssen, verursachen beim Mitspieler noch viel größeren Schaden!
Und zu alldem hat das Spiel auch noch so ein bisschen den „Can´t Stop“ –
Effekt: Nehme ich die 2 bereits offen liegenden Karten einer Reihe oder decke
ich noch eine zusätzliche Karte auf, die dann möglicherweise nur dem Gegner
hilft und mir vielleicht letztendlich sogar Minuspunkte einbringt?
Coloretto ist ein
wirklich gut gelungenes Kartenspiel, das ich Freunden von eben diesen nur
äußerst empfehlen kann, und wem die Spieldauer zu kurz oder zu lang erscheint,
der kann sich durch mehr oder weniger Spielrunden als den vorgeschlagenen 4 selber
Abhilfe schaffen!