Coloretto

 

Das Spiel:

Coloretto

Verlag: Abacus

Autor: Michael Schacht

Anzahl der Spieler: 3-5

Alter: ab 8 Jahren

 

Die Besprechung:

Martina Nowak

martina_nowak@chello.at

 

WIN-Wertung: *W S II UU

 

Nun ja, Coloretto, was mag das sein? Gut, es ist ein Kartenspiel, das war aber auch der leichteste Teil der Aufgabe, denn die kleine handtaschenfreundliche Schachtel lässt eigentlich keine andere Vermutung zu. Schon mal positiv, denn ich mag Kartenspiele sehr gerne. Color – ah, es geht um Farben, auch gut, ich liebe es bunt, kann ich bitte blau haben? Aber wie soll das funktionieren? Maximal 5 Spieler und 7 Farben – wer bekommt 2 und wieso ist eine Farbe bei einem gut und beim nächsten schlecht? Ich denke, ich sollte doch lieber die Regel von vorne lesen!

 

Also zuerst einmal zum Spielmaterial: der Kartensatz beinhaltet 63 Farbkarten (je 9 Karten in 7 Farben), 10 „+2“ - Karten, 1 „Letzte Runde“ - Karte, 3 Joker, 5 Reihenkarten und 5 Übersichtskarten. Die Blankokarten, die beigepackt sind, gehören angeblich zu einem anderen Spiel namens „Knatsch“, das ich nicht kenne und wahrscheinlich etliche Leser auch nicht, und deshalb finde ich das eigentlich äußerst komisch und deplatziert, aber das nur als Anmerkung am Rande. Wenn man sich die Farbkarten anschaut, dann erkennt man auf jeder Karte ein Chamäleon, einmal in blau, einmal in rot, einmal in einer anderen Farbe. Nur der Joker hat viele Farben – na klar, dieses Chamäleon kann die Farbe wechseln, je nachdem, wie es dem Besitzer beliebt. Wenn ich schon nicht die blauen Karten haben darf, dann hätte ich doch bitte gerne diese 3 Chamäleon –Jokers! Wieso schon wieder Einspruch? O.k., lesen wir weiter:

 

Zu Beginn des Spieles werden so viele Reihenkarten in die Tischmitte gelegt, wie Spieler mitspielen. Jeder Spieler erhält eine Übersichtskarte. Bis hierher war es ja leicht. Spielt man nur zu dritt, wird eine Farbe aussortiert – Zusatzregel von mir: Aber niemals die blauen – wenn man mit mir spielt! Jetzt darf sich jeder eine andere Startfarbe aussuchen, indem er ein Chamäleon dieser Farbe so quasi als Startkapital offen vor sich ablegt. Wenn ich jetzt nicht eine blaue Karte bekomme, lese ich nicht weiter! Es ist so schön,  mit guten Freunden zu spielen! Die übrigen Karten mit Ausnahme der „Letzte Runde“ – Karte werden zu einem Stapel gemischt. Die obersten 15 Karten werden  vom Stapel gezogen, da drauf kommt die „Letzte Runde“ – Karte und dann obendrauf der restliche Stapel. Jetzt sind wir spielfertig!

 

Wenn man an der Reihe ist, muss man entweder eine Karte aufdecken und anlegen oder eine Reihe nehmen und die Runde für sich beenden, während die anderen noch weiter spielen. Als Zeichen des Aussteigens sozusagen nimmt man die Reihenkarte an sich, was auch verhindern soll, dass die anderen Spieler dort erneut anlegen. Nun gut, aber wo liegt nun eigentlich der Reiz des Spieles? Neben einer Reihenkarte dürfen höchstens 3 Karten liegen. Liegen neben allen Reihenkarten schon 3 Karten, dann bleibt einem nur die Aktion „nehmen“. Also, das wird doch auch kein Fehler sein, denn die Übersichtskarte besagt ja, dass mehrere Karten einer Farbe gleich um einiges mehr an Punkten bringen. Während man für eine Karte einer Farbe nur 1 Punkt bekommt, zählen vier Karten einer Farbe schon 10 Punkte, und ab sechs Karten einer Farbe gibt es einheitlich sage und schreibe 21 Punkte! Die „+2“ – Karten zählen am Schluss auch als Pluspunkte und die Joker kann man vorerst beiseite legen, um sie dann am Schluss einer beliebigen Farbe zuzuordnen.

 

Ein Mitspieler deckt die „Letzte Runde“ – Karte auf, aber die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Ich habe von allen Farben viele Karten bekommen, von den blauen leider nur 2, aber das wird hoffentlich meinen Erfolg nicht schmälern. Kommen wir also zur Wertung: Jeder Spieler darf sich jetzt 3 Farbreihen seiner Wahl als Gutpunkte aufschreiben, alle anderen Farbreihen zählen als Minuspunkte – habe ich richtig gehört? Jetzt zählen sogar meine 2 blauen Karten minus? Wenn ich das nur geahnt hätte! So kann man sich irren!

 

Aber zum Glück besteht das Spiel ja aus 4 Runden, und erst wer am Ende der 4. Runde  insgesamt die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel. Ich kann nicht anders, ich muss mir auch beim 2. Spiel ein blaues Chamäleon als Startfarbe aussuchen, aber diesmal achte ich schon mehr darauf, dass ich von 3 Farben sehr viele Karten und von allen anderen Farben nur die absolut nicht vermeidbare Anzahl an Karten erhalte, denn wie sagt doch ein altes Sprichwort: Aus Schaden wird man klug!

 

Das also ist Coloretto! Ein wirklich nettes Kartenspiel mit einem sehr sehr interessanten Mechanismus. Im ersten Moment erscheint es dem einen oder anderen vielleicht sehr einfach zu sein, aber schon die Altersangabe zeigt, dass es kein Kinderspiel ist. Es steckt schon so manch taktische Überlegung dahinter. Man kann sich zum Beispiel freiwillig für den einen oder anderen Minuspunkt entscheiden, wenn man dafür auf der anderen Seite die Plusfarben verstärken kann, was ja, wie schon erwähnt, nicht linear verläuft. Auf der anderen Seite kann man aber auch bewusst eine Reihe mit 1, 2 oder 3 Karten wählen, die einem selber vielleicht gar nicht so gut ins Konzept passt, die aber die Mitspieler in „andere Reihen“ zwingt, und diese „anderen Reihen“, die dann zwangsläufig genommen werden müssen, verursachen beim Mitspieler noch viel größeren Schaden! Und zu alldem hat das Spiel auch noch so ein bisschen den „Can´t Stop“ – Effekt: Nehme ich die 2 bereits offen liegenden Karten einer Reihe oder decke ich noch eine zusätzliche Karte auf, die dann möglicherweise nur dem Gegner hilft und mir vielleicht letztendlich sogar Minuspunkte einbringt?

 

Coloretto ist ein wirklich gut gelungenes Kartenspiel, das ich Freunden von eben diesen nur äußerst empfehlen kann, und wem die Spieldauer zu kurz oder zu lang erscheint, der kann sich durch mehr oder weniger Spielrunden als den vorgeschlagenen 4 selber Abhilfe schaffen!