Gewürzhandel und Monopole
Borneo
Schaffst du es die besten Aufträge zu lukrieren?
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Alter 10
Spezial
Öffnen sie die Schachtel von Borneo, riechen sie es nicht auch? Den Duft der exotischen Gewürze, der weit entfernten Inseln im Indischen Ozean? Nein?
Ich verstehe, diese Gewürze haben den exotischen Touch schon lange verloren. Pfeffer, Zimt, Nelken und Muskat, lange Zeit schon haben diese in unseren Haushalten Einzug gehalten. Billig wie sonst was. Das war aber nicht immer so. Vor einigen hundert Jahren, genauer zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als verschiedene Handelsgesellschaften der alten Welt versuchten die Kontrolle über den überaus gewinnträchtigen Gewürzhandel zu erringen, wurden diese Gewürze buchstäblich mit Gold aufgewogen.
In diesem Spiel geht es also ganz einfach darum, genau diese Gewürze zu erhalten, um lukrative Aufträge zu erfüllen.
Folgendes ist an Spielmaterial enthalten: Das Spielbrett, welches Borneo fiktiv darstellt und auf dem Platz für die Nachziehstapel Hafenkarten (insgesamt 14 Stück) und Frachtkarten (es gibt deren 60 Stück) vorgesehen ist. Außerdem zeigt das Spielbrett drei freie Plätze für jeweils eine Hafenkarte und vier Rangleisten der Handelsgesellschaften in unterschiedlichen Farben und Flaggen. Weiters gibt es 18 Händlerholzscheiben, jeweils 4 Stück in drei Farben und drei in zwei anderen Farben auf welche man die beigelegten Aufkleber klebt, 5 Stück Reihenfolgemarken von 1 bis 4 und M (Monopol), 5 Stück Übersichtskarten, 16 Aufträge, eine Tafel Piratenbucht und letztlich eine kleine, runde Kartonscheibe, das Piratenschiff.
Wie wird gespielt? Jeder Spieler erhält verdeckt drei Frachtkarten. Auf diesen Frachtkarten findet sich jeweils eine der vier Gewürzsorten, sowie 4 Flaggen. Ebenso erhält jeder Spieler eine Übersichtskarte und drei Händler seiner Farbe. Bei drei Spielern wird auch der vierte Händler benötigt. Zunächst werden die Händler auf den Rangleisten der Handelsgesellschaften positioniert. Es wird ein Startspieler bestimmt. Im Uhrzeigersinn setzt nun jeder seinen ersten Händler auf das oberste freie Feld in diesen Rangleisten. Der zweite Händler wird in Gegenrichtung sodann vom letzten Spieler zuerst gesetzt. Ebenso wird mit dem dritten Händler, wie auch dem vierten bei drei Spielern, verfahren. Wichtig ist, dass man seine Händler möglichst weit oben platzieren kann. Diese Reihenfolge ist aber nicht unabänderlich. Während des Spieles kann man sich auch „hochkämpfen“ bzw auch einen Händler die Handelsgesellschaft wechseln lassen, damit man möglichst vor den anderen die Gewürze aussuchen kann, die man gerade braucht.
Sind die Händler platziert, legt man auf die freien Hafenfelder jeweils eine Hafenkarte. Diese zeigen, neben dem Hafennamen, links und rechts oben jeweils einen Wert. Die Zahl neben der Flagge zeigt an wann das Monopol erreicht wird, die zweite Zahl neben dem Kartensymbol zeigt das Frachtkartenlimit. Ebenfalls ist eines der vier Gewürze abgebildet, bei zwei Hafenkarten, die nur bei fünf Spielern im Spiel sind, sogar alle vier Gewürze, diese können wie Joker eingesetzt werden.
Nun macht jeder, beginnend mit dem Startspieler seinen Zug. Ein Spielzug unterteilt sich in vier Phasen.
In der ersten Phase kann man einen Auftrag erfüllen. Es gibt fünf verschiedene Arten Aufträge, für welche man unterschiedliche Gewürze in unterschiedlicher Anzahl braucht und je nach Schwierigkeitsgrad mehr oder weniger Punkte erhält. Bei drei Arten von Aufträgen braucht man jedes Gewürz ein, zwei oder drei Mal und diese zählen 6, 15 sowie 25 Punkte. Für die beiden anderen Aufträge benötigt man vier oder acht gleiche Gewürze, die 8 und 20 Punkte zählen. Die Gewürze mit denen man diese Aufträge bezahlt hat, kommen gänzlich aus dem Spiel. Einzelne Gewürze (egal ob Fracht- oder Hafenkarte) im Lager, das ist der Platz unmittelbar vor dem Spieler, zählen am Ende des Spieles jeweils einen Punkt.
In der zweiten Phase kann man einen seiner Händler in eine andere Handelsgesellschaft versetzen oder versuchen einen Händler seinen Rang in der Gesellschaft verbessern zu lassen. Wechselt ein Händler in eine andere Gesellschaft, setzt er sich, wie schon erwähnt auf das oberste freie Feld. Sollten alle Felder besetzt sein, kann er nicht in diese Gesellschaft wechseln. Wie verbessert man seinen Rang innerhalb einer Gesellschaft? Man teilt den anderen Spielern mit, welcher Händler sich verbessern und welchen Händler man „angreifen“ möchte. Zu diesem Zweck spielt man eine oder mehrere Frachtkarte(n) mit möglichst vielen Flaggen von der Farbe der Handelsgesellschaft aus, wo man sich verbessern will. Der „Angegriffene“ kann sich höchstens mit derselben Anzahl an Frachtkarten verteidigen. Bei Mehrheit oder Gleichstand an Flaggen gewinnt der Angreifer und wechselt mit dem Angegriffenen die Position. Der Angegriffene hat zwei „Vorteile“. Einerseits, befinden sich ein oder mehrere Händler zwischen Angreifer und Angegriffenen zählen diese zu den Flaggen des Angegriffenen dazu. Und zweitens, wenn der Angegriffene gewinnt, darf dieser sich eine der ausgespielten Karten ins Lager nehmen. Die restlichen ausgespielten Karten kommen auf den Ablagestapel.
In der dritten Phase muss der Spieler eine Frachtkarte in einen Hafen legen. Wird dadurch das Monopol erreicht, was bedeutet, dass so viele Flaggen von einer Farbe wie der Wert links oben anzeigt, auf den Frachtkarten im Hafen aufscheinen, oder auch das Frachtkartenlimit, wenn so viele Frachtkarten im Hafen liegen, wie diese Hafenkarte rechts oben anzeigt, dann werden die Gewürze verteilt. Das passiert auf folgende Weise: Der Spieler der diese Gewürzverteilung mit seiner Frachtkarte auslöst, erhält die Hafenkarte, welche er in sein Lager legt. Bei Monopol wird der Monopolstein oben auf die Rangleiste der mit den Flaggen farblich übereinstimmenden Handelsgesellschaft gelegt. Nun darf sich von oben nach unten jeder Händler ein Gewürz aussuchen. Gibt es mehr Gewürze als Händler, beginnt wieder der oberste Händler, solange bis kein Gewürz mehr übrig ist. Bei Erreichen des Frachtkartenlimits, ohne dass eine Gesellschaft das Monopol erreichen konnte, kommen die Rangfolgensteine 1 bis 4 zum Einsatz. Es werden die Flaggen der einzelnen Handelsgesellschaften von allen Frachtkarten in diesem Hafen zusammengezählt. Die Gesellschaft mit den meisten Flaggen hat sich am meisten eingebracht und erhält deshalb den Stein mit der 1, mit den zweitmeisten die 2 usw… Der Händler der Gesellschaft mit der 1 sucht sich das Gewürz zuerst aus, danach der erste der zweiten Gesellschaft usw… Sind wieder mehr Gewürze vorhanden, geht es weiter mit dem Händler auf Position zwei der Gesellschaft mit der 1, dann mit der zwei usw bis wieder alle Gewürze verteilt sind. All diese Gewürze werden ebenfalls ins Lager gelegt. Danach wird eine neue Karte vom Hafenkartenstapel aufgedeckt und auf den freien Platz im Hafen gelegt.
In der vierten Phase muss der Spieler zwei Karten vom Frachtkartennachziehstapel ziehen. Man darf aber bloß sechs Karten auf der Hand halten, muss also überzählige nach dem Ziehen abwerfen.
Man beachte, die ersten beiden Phasen sind Kann-, die dritte und vierte sind Muss-Bestimmungen.
Ist der Zug zu Ende, kommt der linke Spieler an die Reihe.
Wie kommt es zum Spielende und was sind die Siegbedingungen bei Borneo?
Es kommt sofort zum Spielende bei folgenden zwei Bedingungen: Soll man eine Hafen- oder eine Frachtkarte ziehen und es ist keine mehr vorhanden, ist das Spiel zu Ende. Es werden nun alle Fracht- und Hafenkarten auf den Abwurfstapel gelegt. Alle reihum, beginnend mit dem linken Nachbar des Spielers der das Spiel beendet hat, dürfen noch genau einen Auftrag erfüllen. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten, bei Gleichstand gewinnt der mit den meisten erfüllten Aufträgen.
Man kann auch noch eine andere Variante ausprobieren:
Blackbeards Geheimnis. Bei dieser Variante gelten alle Regeln aus dem Grundspiel, es kommen nun jedoch die Piratenbucht und das Piratenschiff ins Spiel. Man kann in dieser Variante nun mit den Piraten Handel treiben und somit leichter Aufträge erfüllen. Wenn man einen Auftrag erfüllen möchte, gibt man anstelle eines fehlenden Gewürzes ganz einfach ein anderes ab und muss dadurch das Piratenschiff zu sich nehmen. Solange man das Piratenschiff bei sich hat, kann man mit den Piraten nicht mehr Handel treiben, muss also darauf hoffen, dass bald ein anderer Spieler mit den Piraten handelt. Bei Spielende darf man wie üblich noch einen letzten Auftrag erfüllen, es darf jedoch nicht mehr mit den Piraten gehandelt werden. Außerdem zählt es für den Spieler zwei Siegpunkte minus, falls sich das Piratenschiff bei Spielende bei ihm befindet.
Was ist von Borneo zu halten? Was halte ich von Borneo?
Die Regeln von Borneo sind leicht zu lesen und ebenso zu verstehen. Auch für ungeübte Spieler sind keine schweren Brocken versteckt. Man kann Borneo ziemlich schnell erklären und es spielt sich auch relativ flüssig und vor allem kurz. Meiner Meinung nach sogar zu kurz. Ehe man es sich versieht, ist eine der Endebedingung schon wieder da. Das Wechseln der Händler in höhere Positionen in der Handelsgesellschaft, das „Hochkämpfen“, ist zwar gut gemeint, jedoch werden fast nur sichere Karten, also Karten mit drei Flaggen dieser Gesellschaft gespielt, um nicht zu verlieren. Sehr oft passiert es dann, dass der Angegriffene sich seinen Platz in seinem nächsten Zug sofort wieder zurückerobert. Das hat dann auf Dauer keinen Witz. Auch ist mir der Glücksfaktor in diesem Spiel ganz eindeutig zu hoch. Sitzt man in einer Gesellschaft ganz oben und man „baut“ in einem Hafen an einem Monopol für diese und man zieht plötzlich nur noch Karten mit andersfarbigen Flaggen, wird es mühsam. Die anderen, „glücklicheren“ Spieler ziehen mit ihren teuren Gewürzen von dannen. Oder man würde gerne in einem Hafen das Limit für das Monopol, bzw für die Frachtkarten erreichen, um zumindest die Hafenkarte abzustauben, doch bis man wieder zum Zug kommt, sind die begehrten Gewürze aber bereits wieder verteilt. Der einzige Trost: die glücklichen Gesichter seiner Mitspieler. Es sieht so aus, dass sich Borneo zu dritt sogar besser spielt, als zu viert oder gar zu fünft. Das Legen der Frachtkarten in den Häfen hat zwar einen Hauch von Taktik, gefällt aber eher ungeübten Spielern und Familien, ist aber nichts für „alte Spiele-Haudegen“. Mir ist aufgefallen, dass sich Borneo unter „Blackbeards Geheimnis“ etwas flüssiger spielt, da man eher zu den begehrten Aufträgen kommt. Die zwei Siegpunkte minus kann man in diesem Fall relativ leicht verschmerzen. In diesem Sinne, mit diesen kleinen Mankos ist es vielleicht sogar besser, dass die Spielzeit eher kurz ausfällt.
Dennoch Gratulation an den Autor von Borneo für den Sieg mit diesem Spiel bei dem Wettbewerb „Gioco Inedito 2007“ für nichtberufliche Spieleautoren.
Spieler : 2 bis 5
Alter : 10+
Dauer : etwa 45 min
Autor : Paolo Mori
Grafik : Alberto Bontempi
Vertrieb : Piatnik
Preis : ca. 25,00 €
Verlag : Abacusspiele/daVinci 2008
www.abacusspiele.de
Genre : Positions- und Sammelspiel mit Karten
Zielgruppe : Für Familien
Mechanismus : Händler Positionieren, mit Gewürzen Aufträge erfüllen
Zufall : 5
Wissen : 2
Planung : 4
Kreativität :
Kommunikation : 2
Geschicklichkeit :
Action :
Kommentar:
Einfache Regeln
Kurze Spielzeit
Hoher Glücksfaktor
Vergleichbar mit:
Batavia
Atmosphäre: 3
Christian Huber:
Ein Familienspiel mit kurzer Spielzeit und hohem Glücksfaktor. Der Kampf um die besten Handelspositionen tut zwar etwas weh, doch meine ich, dass sich dies in Grenzen hält und sich dadurch niemand abschrecken lässt. Für Spieler, die taktische Spiele lieben, wird Borneo definitiv zu seicht sein.