PERLEN DER SPIELKUNST
FUNKENSCHLAG
FRIEDEMANN FRIESES FAMOSES FEUERWERK
Liebe Leserin, lieber Leser! Die ersten Funken sprühten nur für wenige Messebesucher – dann war Friedemann Frieses Kraftwerkserstauflage (2001) von 1500 Stück ausverkauft. Die Neuauflage drei Jahre später wurde fast unmittelbar zu einem Kultspiel, vor allem unter Spielexperten, die nicht und nicht genug bekommen konnten von diesem konzeptionellen Meisterwerk. Und dies trotz der mehr als gewöhnungsbedürftigen Spielpläne, die ein ungewohntes Maß an Düsterheit ausstrahlen. Heute müssen Sie Ihre Versorgungsbemühungen nicht nur auf die Energiefresser Deutschland und USA beschränken, sondern es stehen zahlreiche weitere Länderpläne zur Verfügung: Benelux/Zentraleuropa, China/Korea, Frankreich/Italien, Brasilien/Spanien&Portugal sowie Russland/Japan. Kleine regeltechnische Adaptionen sorgen für länderspezifisch ausgewogene Versorgungsstrategien bei immer neuen Herausforderungen. Ja, und auch die Spielerzahl zwischen 2 und 6 ist nicht nur eine Zier für die Spielschachtel, sondern bringt in allen Zusammensetzungen höchste Spannung. Ist der Funke bei Ihnen schon übergesprungen? Dann kommen Sie ins Österreichische Spielemuseum in Leopoldsdorf – als Vorsitzende(r) eines großen Energiekonzerns. http://www.spielen.at
Drückende Düsternis bei gedämpften Farben, so präsentieren sich die Pläne Deutschlands und der Vereinigten Staaten im Lichtkegel des Betrachters. Dieses optische Markenzeichen ist auch für die weiteren Länderpläne in den Folgejahren charakteristisch. Vielleicht war das Wissen über den ungeheuren Energieverbrauch der beiden erstgenannten Wirtschaftsgiganten die entscheidende Anregung für Friedemann Friese, seinen Wirtschaftsklassiker zu kreieren. Und was für ein Werk ist hier entstanden! Stundenlanges Tüfteln strebt nach günstigem Kraftwerkskauf, nach ausreichender Rohstoffversorgung und nach optimaler Städteanbindung. Denn jede Stadt darf zunächst nur einmal ans Netz, und daher ist ein taktisch motiviertes Abschneiden des Gegners vom Netz oftmals schon vorentscheidend. Andererseits führt ein zu schnelles Ausbreiten auf den Länderplänen unter Umständen zu Versorgungsengpässen, denn Städte gieren nun mal nach ausreichend Energie, egal ob diese nun von Kohle, Öl, Müll oder Uran gespeist wird. Und der clevere Mechanismus, der dem hinten liegenden Spieler beim Rohstofferwerb Vorkaufsrechte einräumt, lässt „Funkenschlag“ zu einem abendfüllenden Wechselbad der Gefühle werden, einer Balance zwischen dem „Funken“ der Hoffnung und dem „Schlag“ der Enttäuschung. Die Regeln im Detail zu erläutern würde den Rahmen dieser „Perlenkolumne“ sprengen, doch möchte ich den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten, dass „Funkenschlag“ in fünf Phasen abläuft: Spielreihenfolge festlegen, Rohstoffe kaufen, Kraftwerke erwerben, Städte anbinden und Bürokratie. Und jede dieser Phasen zeichnet sich durch eine bestimmte Reihenfolge der Aktionen aus. Hier gilt es abzuwägen, wo man beim nächsten Durchlauf stehen möchte. Ganz entscheidend ist zuletzt noch der richtige Einsatz des Elektros, der allgegenwärtigen „Funkenschlag“-Währung. Wer sich beim Geldzählen verrechnet, dem ist kaum zu helfen. Das Spiel endet nach einer vorgegebenen Anzahl von Städteanbindungen. Doch nicht vergessen: Diese müssen auch versorgt werden können! Fazit: Die Atomenergie mag in Deutschland heute bereits ausgespielt haben, bei „Funkenschlag“ ist ihr jedoch ein „ewiges“ Leben beschert.
Besprechung von Hugo Kastner
Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at
Homepage: www.hugo-kastner.at
EMPFEHLUNG # 66 - FUNKENSCHLAG
Spieler : 2-6
Alter : 14+
Dauer : 120+
Autor : Friedemann Friese
Preis : ca. 30 Euro
Verlag : 2F-Spiele 2001 (2004 Neuauflage)
Web : www.2f-spiele.de
Strategie/Taktik : 8 von 9
Info± : 0 von 9
Glück : 1 von 9
Wer sich auf „Funkenschlag“ einlässt, wird über zwei Stunden zu intensivem Planen aufgefordert, zu höchster spielerischer Denkakrobatik. Der Glücksfaktor ist auf ein Minimum reduziert (Aufdecken der Kraftwerkskarten), der strategische Anteil am Geschehen bleibt allzeit enorm hoch.
Hugos EXPERTENTIPP
„Funkenschlag“ ist ein Klassespiel mit hohem strategischem Gehalt. Daher ist bei erstmaligem Kennenlernen trotz der langen Spieldauer eine Revanchepartie zu empfehlen. Nur so können die Feinheiten der verzahnten Spielelemente nachhaltig erfasst werden.
Hugos BLITZLICHT
„Funkenschlag“, Friedemann Frieses famoses Feuerwerk, ist eine wahre Perle der Spielkunst. Der Grund ist mehrschichtig: Ständige Interaktion, hohe Planungsintensität, strategische Konzeption und nicht zuletzt gute Nerven beim Ersteigern der Kraftwerke bieten einen durchgehenden spielerischen Hochgenuss. Dies gilt für alle Länderpläne von „Power Grid“ (so der englische Name, der in vielen Foren verwendet wird). „Funkenschlag“ wurde bereits nach wenigen Jahren zu einem Klassiker des Wirtschaftsspiels. Was steht im Untertitel? Friedemann Frieses famoses Feuerwerk.