Frischfisch
Frischfisch
Von
Friedemann Friese
2
bis 5 Spieler ab 12 Jahren
2F
Spiele, 1997
Betriebe
ersteigern, Grundstücke erwerben und dann diese mit Wohnblöcken und Betrieben
bebauen: Nicht gerade originell als Spielidee und wahrscheinlich bereits
Dutzende Mal in der einen oder anderen Form erschienen. Aber lassen wir alle
Vergleiche mit ähnlichen Spielen außer Acht und beurteilen wir das vorliegende
Spiel "Frischfisch" von 2F-Spiele möglichst objektiv, denn nähere
Betrachtung lohnt sich hier wirklich.
Frischfisch,
das neueste Werk von Friedemann Friese, dem alternativen Spieleautor mit der
grünen Haartracht, erscheint in obligatem Giftgrün. In der Eigenbauschachtel
befinden sich ein ziemlich öder grasgrüner Spielplan mit 10 x 10 Feldern, 55
Holzchips, welche das Spielgeld darstellen, 40 Holzwürfel, 4 Markierungsringe
und - am wichtigsten - 110 Plättchen. Auf diesen sind Straßen, Wohnblöcke.
Betriebe und die vier Ver- und Entsorgungszentren abgebildet.
Solcherart
ausgerüstet versuchen die Spieler nun, einerseits ihre 4 zugehörigen Betriebe
(Fischgeschäft, Tankstelle, Atomkraftwerk und Spieleaden) so auf dem Spielplan
unterzubringen, daß möglichst kurze Wege zu den Ver- und Entsorgungszentren
entstehen, andererseits Wohnblöcke so zu plazieren, daß die Wege für die
Mitbewerber möglichst lange werden.
Und
wie funktioniert das Spiel? Wer an der Reihe ist, hat die Wahl zwischen zwei
Möglichkeiten:
Ein
Grundstück sichern, in dem der Spieler auf ein unbebautes Grundstück einen
seiner Marker setzt. Für dieses Bauland braucht man keinen einzigen Groschen
auslegen, wahrlich paradiesische Zustände für Immobilienmakler.
Ein
Grundstück bebauen. Dazu zieht der Spieler das oberste Plättchen vom verdeckten
Stapel. Ist es ein Wohnblock, darf ihn der Spieler - wiederum ohne Spesen und
Kosten - auf ein eigenes Grundstück legen. Ist es hingegen ein Betrieb, wird er
versteigert. Und hier wird man endlich sein Geld los. Geboten wird verdeckt,
indem jeder Interessent dafür einen Betrag in die Faust nimmt. Wer das
Höchstgebot hat, darf den Betrieb auf ein bereits markiertes eigenes Feld
legen. Mitsteigern darf allerdings nur, wer noch ein freies Grundstück zur
Verfügung hat und wer noch keinen Betrieb dieser Sorte gebaut hat. Dies führt
dazu, daß der letzte Betrieb einer Sorte sogar ohne Bezahlung an denjenigen
Spieler geht, der diesen noch nicht hat!
Soweit,
so gut! Bis jetzt dürften auch Gelegenheitsspieler keine sonderlichen
Schwierigkeiten mit den Spielregeln haben. Dafür kommt's jetzt umso dicker:
Stichwort Enteignungen! Denn die Spielregeln sehen vor, daß jeder Betrieb und
jedes Zentrum mindestens eine Zufahrtstraße behalten soll, und daß alle Straßen
(sowie unbebaute Grundstücke) miteinander verbunden sein müssen (d.h. es dürfen
nicht zwei getrennte Straßennetze entstehen). Darum muß immer dann, wenn ein
Grundstück bebaut wird, geprüft werden, ob es zu einer Enteignung kommt. Jedes
Feld, welches durch Bebauung das Straßennetz in mehrere Abschnitte unterteilen
würde, wird dann sofort mit einem Straßenplättchen belegt und ein darfliegender
Marker kommt wieder an seinen Besitzer zurück. Hier ist schon einige
Spieleerfahrung notwendig, um diese Fälle genau zu erkennen geschweige denn
dann auch bewußt für seine eigenen Zwecke und gegen die Mitspieler einzusetzen.
Ich muß zugeben, daß auch ich anfangs einige Probleme damit hatte. Immer wieder
kam es anfangs zu kleineren Diskussionen, ob denn nun auf deses oder jenes Feld
schon eine Straße zu legen sei. Aber nach einigen Partien hat man's dann doch
kapiert und immer seltener werden Unklarheiten und Streitfälle unter den
Beteiligten.
Wenn
alle Plättchen auf dem Plan untergebracht wurden, endet das Spiel. Jeder zählt
dann die kürzeste Verbindung von den vier Ver- und Entsorgungseinrichtungen zu
den eigenen Verbindungen, addiert die Werte und zieht davon seine verbliebenen
Chips ab. Wer dann die niedrigste Summe hat, gewinnt, bei Gleichstand
entscheidet das Restgeld.
Frischfisch
ist eigentlich ein in seinen Grundzügen abstraktes, taktisches Brettspiel, bei
dem jeder versucht, sich die strategischen Punkte zuerst zu
"reservieren" und dann je nach Situation oder eigener Planung mit Betrieben
oder Wohnblöcken zu besetzen. Dabei ist es gar nicht so wichtig, Betriebe
unbedingt schon zu Beginn teuer zu ersteigern, solange man dafür sorgt, daß der
dafür strategisch gut plazierte Markierungswürfel nicht vorzeitig enteignet
wird. Mittelfristige Überlegungen und schnelle Entscheidungen halten sich daher
die Waage. "Frischfisch" ist trotz der einfachen Regeln keine
schnelle Kost, es muß schon sehr konzentriert gespielt werden, um den Überblick
zu bewahren. Trotzdem hatte ich nie das Geführl, daß es über die eineinhalb
Stunden Spieldauer einmal langweilig oder gar zu trocken wurde.
Aber
todernste Spiele sind von Friedemann Friese ja auch nicht beabsichtigt. In
seinen immer originellen Spielen steckt stets eine gehörige Portion Satire
drinnen. Zudem versprühen selbstgebastelte Spiele solcher Löeomverlage einen
ganz eigenen Chrame, der sie von professionell aufgezogenen Spielen etwas
abhebt, und sie immer wieder auf unsere Spieltische bringt- Warum sich jedoch
in meinem Exemplar 4 Spielefahriken nd nur 1 Spieleladen befinden, kann mir
wohl selbst der Grünschopf nicht plausibel erklären ....
Meine
Wertung:
*
Frischfisch W SSS UU II AA 3-5 (2-5) h