Fische, Fluppen, Frikadellen

 

Das Spiel

Fische, Fluppen, Frikadellen

Verlag: 2F-Spiele

Autor: Friedemann Friese

2-5 (15) Spieler

90 Minuten

ab 10 Jahren

 

Die Rezension:

Peter Nowak

Laubeplatz 8-10/2/29

1100 Wien

 

Die WIN Wertung:

** SS II UU AAA 3-15 (2-15)

 

Es ist leider wieder einmal soweit. Unser jährlicher spielerischer Kurzurlaub in Essen ist zu Ende gegangen und der Alltag hat uns wieder. Aber wie jedes Jahr haben wir auch diesmal eine erkleckliche Anzahl an Neuheiten von der Messe zurückgebracht. Einer dieser Neuheiten wollen wir nun unsere ganze Aufmerksamkeit widmen.

 

Es handelt sich dabei um „Fische, Fluppen, Frikadellen“ die größere der beiden Neuheiten von 2F-Spiele und Friedemann Friese, der wie gewohnt auch dieses Jahr, mit grünen Haaren ausgestattet, seinen Stand betreute. Eine besondere Form gelebter Corporate Identity. Wie immer ist natürlich auch die Grundfarbe der Spielschachtel grün und der Titel enthält nur Wörter die mit F beginnen.

 

Fische, Fluppen (Zigaretten), Frikadellen (Fleischlaibchen) ist ein Wirtschaftsspiel, bei dem neben den schon im Titel genannten Waren auch noch Fusel und Fenchel gehandelt werden, um diese Waren schließlich beim Fetischhändler gegen Fetische einzutauschen.

 

Das Spiel enthält einen großen Spielplan, auf dem ein Dorf mit 12 (noch leeren) Häusern am Ufer eines finnischen Fjords zu sehen ist. Die Häuser sind durch Land- und Wasserwege miteinander verbunden. In einer Ecke des Spielplans befindet sich noch die Aktientabelle, auf dieser wird der jeweils aktuelle Wert der Handelswaren angezeigt.

 

In die 12 leeren Häuser werden zu Spielbeginn 12 der 36 im Spiel enthaltenen Händler gelegt, die nach einem ausgeklügelten Modus ausgewählt werden. Dieser Modus garantiert, dass immer ein Fetischhändler im Spiel ist und dass alle 5 Waren erzeugt oder zumindest eingetauscht werden können.

 

Es gibt 3 verschiedene Arten von Händlern im Spiel:

 

- An- und Verkaufhändler: Diese produzieren und verkaufen Waren einer Sorte und kaufen Waren einer anderen Sorte an.

- Tauschhändler: Diese tauschen eine Fracht einer Sorte in zwei Frachten einer anderen Sorte.

- Fetischhändler: Bei diesem können die für den Gewinn des Spieles wichtigen Fetische eingetauscht werden. Der erste kostet drei Frachten, der zweite 4 Frachten und der dritte Fetisch kostet 5 Frachten. Je nach Fetischhändler im Spiel müssen unterschiedliche Kombinationen an Frachtchips für den Erwerb der Fetische abgegeben werden.

 

Weiters gibt es noch Spielgeld (Florint), Frachtmarker für die im Spiel vorhandenen Waren, 11 Fortschrittsmarker (5 verschiedene), 15 Fetischmarker (3 verschiedene), 5 Spielfiguren und 6 Flöße.

 

Vor Spielbeginn wird noch jeweils ein Frachtchip der entsprechenden Sorte auf alle produzierenden Händler gelegt und der Preis für alle 5 Frachten wird auf der Aktientabelle mit 50 Florint festgesetzt.

 

Ziel des Spieles ist als erster Spieler 3 Fetische zu besitzen um damit die Fee Fabula vom fürchterlichen Fürsten Fieso freizukaufen, welche von diesem während der Februarferien entführt worden ist. Und diese, vom Fürsten so begehrten, Fetische  gibt es, welch ein Zufall, natürlich genau in dem Dorf am finnischen Fjord, das  auf dem Spielplan abgebildet ist.

 

Nun etwas zum Ablauf des Spiels:

 

Die Spieler beginnen alle im Hafen mit  einem Kapital von 150 Florint und einem Fortschrittsmarker. Ein Spielzug besteht aus zwei Teilen, der Bewegung und dem Handeln. Außer zu Beginn haben die Spieler immer drei Bewegungspunkte. Mit diesen Bewegungspunkten laufen die Spieler über die Felder des Spielplans, betreten Geschäfte oder fahren mit einem Floß zur nächsten freien Anlegestelle im Fjord. Natürlich kann ein Floß mit einem Bewegungspunkt auch von der nächsten Anlegestelle geholt werden, wenn gerade keines da ist. Zu Spielbeginn hat der Startspieler 3 Bewegungspunkte und jeder nachfolgende Spieler immer einen Bewegungspunkt mehr als sein Vorgänger, um den Vorteil des Startspielers auszugleichen und es auch den anderen Spielern zu ermöglichen eventuell noch im ersten Spielzug einen Händler zu erreichen.

 

Hat ein Spieler seine Bewegung bei einem der Fachhändler abgeschlossen (überzählige Bewegungspunkte verfallen), kann er alle angebotenen Waren kaufen und seinerseits dem Händler die von diesem gesuchte Ware in beliebiger Stückzahl verkaufen. So verkauft zum Beispiel die Frisierte Frauke Fluppen und kauft Fische von den Spielern. Der Kaufpreis wird von der Aktientabelle und den beim Händler verfügbaren Waren bestimmt. Für jede verfügbare Ware wird der Kaufpreis um eine Stufe auf der Aktientabelle reduziert. Der Verkaufspreis entspricht dem aktuellen Wert auf der Aktientabelle. Nach dem Verkauf an den Händler fällt der Preis der verkauften Ware, unabhängig von der Anzahl der verkauften Waren, um eine auf der Aktientabelle vorgegebene Anzahl von Stufen.

 

Bei den Tauschhändlern können 1-2 Waren in 2 bzw. 4 Waren entsprechend den Angaben auf der Händlerkarte getauscht werden.

 

Alle Händler, außer der Fetischhändler, haben auch noch Zusatzaktionen, die, unabhängig von den Aktionen der Spieler, immer ausgeführt werden. Mit diesen Zusatzaktionen werden bei anderen Händlern Waren produziert, Preise auf der Aktientabelle verändert oder andere Aktionen ausgeführt, die alle zu beschreiben den Rahmen dieser Besprechung sprengen würde.

 

Hat man die richtige Warenkombination beisammen, kann man den Fetischhändler besuchen, um einen Fetisch zu erwerben. Beim Erwerb eines Fetisch erhält man außerdem noch einen neuen Fortschritt.

 

Die Fortschritte können von den Spielern während ihres Zuges beliebig eingesetzt werden und erlauben diesen zusätzliche Aktionen während ihres Zuges (zusätzliche Bewegungspunkte, Frachtwerte auf der Aktientabelle ändern, eine Fracht tauschen, Händler sperren, einem anderen Spieler eine Fracht abkaufen).

 

Das Spiel endet sobald ein Spieler am Ende seines Zuges im Besitz von 3 Fetischen ist. Dieser Spieler hat das Spiel gewonnen und kann nun die Fee Fabula befreien und sofern er noch nicht vergeben ist, diese auch freien. Es können natürlich auch noch weitere Plätze ausgespielt werden, wenn die Mitspieler dies wünschen.

 

Fische, Fluppen, Frikadellen ist ein stimmiges, gut funktionierendes Wirtschaftsspiel, das in hervorragender Qualität vom Verlag produziert wurde. An der Qualität der Ausstattung und der grafischen Gestaltung kann sich so mancher große Verlag ein Beispiel nehmen. Von einem Kleinverlag hat man ein solches Produkt noch nicht sehr oft in Händen gehalten.

 

Aber das war noch nicht alles. Das Spiel hat noch etwas ganz Besonderes zu bieten, was in dieser Art bis jetzt noch nicht da war. Normalerweise ist das Spiel nur mit bis zu 5 Personen spielbar, hat man aber mehrere Spiele (bis zu 3), kann das Spiel mit bis zu 15 Personen an 3 Tischen gespielt werden. Dazu hat der Verlag extra 3 verschiedene Ausgaben des Spiels aufgelegt, die sich aber nur durch die anders geformten Spielfiguren unterscheiden.

 

Spielt man auf mehreren Tischen, so werden die Spieler zu Beginn gleichmäßig auf die Tische verteilt. Im Spielverlauf kann es aber durchaus zu einer ungleichen Verteilung an den Tischen kommen, da man über den Hafen am Spielplan von einem Tisch zum nächsten Tisch wechseln kann. Hat man einen Fetisch erworben, muss man laut Spielregel vor dem Erwerb des nächsten auf jeden Fall den Tisch wechseln. Spielt man auf drei Tischen gibt es auf jedem Tisch nur eine Sorte Fetische, zum Gewinnen wird einer von jeder Sorte benötigt. Der Spieler, der den Tisch wechselt, nimmt sein Spielgeld und alle seine Fracht- und Fortschrittsmarker und setzt sich rechts neben den Spieler, der gerade an der Reihe ist. Dadurch ist sichergestellt, dass der wechselnde Spieler nicht zweimal hintereinander an die Reihe kommt. Die Spielfigur wird in den Hafen gestellt, von wo aus sie ihren Zug beginnt, wenn der Spieler wieder an die Reihe kommt.

 

Die Spieler sollten nicht wissen, was auf den anderen Tischen vor sich geht, bevor sie nicht an einen anderen Tisch gewechselt haben. Die jeweils vorhandenen Händler und vor allem die aktuellen Preise am Aktienmarkt sollten für wechselnde Spieler eine Überraschung sein.

 

Sollte an einem Tisch nur ein einzelner Spieler sitzen ist es wichtig dass dieser jeden Zug ordnungsgemäß und der Spielregel entsprechend durchführt, da jederzeit wieder ein Spieler von einem anderen Tisch hinzukommen kann. Da man bei wenigen Spielern an einem Tisch wesentlich öfter zum Zug kommt, ist es durchaus von Vorteil, an einem Tisch mit wenigen Spielern zu sitzen.

 

Auch wenn dieses Detail zu Fische, Fluppen, Frikadellen wahrscheinlich nur selten genutzt werden wird, wer hat schon so eine große Spielrunde bzw. soviel Platz in den eigenen vier Wänden, ist es doch eine interessante und daher auch erwähnenswerte Idee, ein Spiel für viele Spieler zu machen, ohne dass die Spieler dabei zu lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen bevor sie wieder an der Reihe sind. Dies ist ja bei manchen Spielen für nur maximal 4 Spieler schon ein Problem.

 

Fazit ist, dass Friedemann Friese mit diesem Spiel zum 10-jährigen Bestehen seines Verlages 2F-Spiele ein hervorragendes Spiel gelungen ist.